Milow – How Love Works
Es ist schon komisch, wenn ein etablierter, gefeierter Künstler sein neues Album „Nice To Meet You“ nennt. Aber diese Redewendung schien Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck, besser bekannt als Milow, für notwendig zu halten. Zum ersten hat er sein aktuelles Album – coronabedingt und damit nicht ganz freiwillig – nach drei Produktionen in den USA nun wieder in Europa produziert. Zum zweiten geht Milow musikalisch wieder etwas mehr als zuletzt zurück zu seinen Wurzeln, besinnt sich also auf unauffällige, aber großartige Popsongs.
Persönliche Einblicke
Und zum dritten wird Milow auf seinem neuen Album erstmals sehr persönlich: So gibt er Einblicke in seine Vorstellungen von seiner Rolle als Vater und erzählt von Oscar, dem verstorbenen Schlagzeuger seiner Band. Ihm widmet Milow einen Song, der tief in das Innere des Sängers hineinblicken lässt. Alles zusammen ganz schön viel für jemanden, der lange Zeit alles darangesetzt hat, sein Privatleben aus der Öffentlichkeit herauszuhalten und deshalb auch möglichst wenig davon und von seinen Gefühlen in seinen Songs preiszugeben. Aber so ist das wohl: Schicksalsschläge wie die Pandemie und der Tod eines nahestehenden Menschen führen oft zum Nachdenken und zur Selbstreflexion. Irgendwie klar, dass ein Musiker diese Gedanken dann auch in seinen Songs verarbeitet. Und was das mit dem Albumtitel zu tun hat? Er hätte das Gefühl gehabt, sich seinem Publikum irgendwie neu vorstellen zu müssen, so Milow im Interview.
Erste Schritte
Kurzer Rückblick: Anfangs wollte es für Milow gar nicht gut laufen. Das erste Album des 1981 geborenen Belgiers lag wie Blei in den Läden. Erst als Milow den Titel „You Don’t Know“ auskoppelt, wird die Single zum Erfolg. Und weil die Plattenfirma die Zeichen der Zeit erkennt, veröffentlicht sie Milows erstes Album zum zweiten Mal, was das Album immerhin auch in die vorderen Ränge der Charts steigen lässt. Allerdings nur in Belgien und den Niederlanden. Weltweit findet der sympathische Musiker Beachtung, als er einen Song von Justin Timberlake mit dem Rapper 50 Cent covert: „Ayo Technologie“ stürmt nun europaweit die Charts.
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Und wieder einmal erweist sich Milows Plattenfirma als besonders clever: Die packt einfach die besten Songs von Milows ersten beiden Alben zusammen und veröffentlicht diese Compilation unter dem Namen des Sängers. Das endlich bedeutet den Durchbruch, den Milow durch unzählige Konzerte weltweit untermauert.
How Love Works
Nach der coronabedingten Zwangspause ist Milow jetzt also wieder da, stellt sich seinem Publikum mit „Nice To Meet You“ erneut vor… und spielt auch schon wieder Konzert um Konzert. Mit im Gepäck hat er auch einen weiteren sehr persönlichen Song vom aktuellen Album, nämlich „How Love Works“. Der Song beginnt mit einem überraschenden Eingeständnis:
„Du und ich, abgehoben um zum Mond zu reisen,
aber als wir dort ankamen,
wusste ich nicht, was zu tun ist.“
Frei übersetzt heißt das wohl: Der Sänger befindet sich im Liebestaumel, ist happy und hat keine Ahnung, was er tun muss, damit das so bleibt. Er weiß einfach nicht, wie Liebe funktioniert, was man tun muss, damit eine Beziehung dauerhaft glücklich ist. Natürlich hört sich das im Song weitaus poetischer an:
Was muss man tun?
„Nein, es macht mir nichts aus,
wenn du mein Herz brichst und mein Leben auseinanderreißt.
Hauptsache, du hörst nicht damit auf, mich anzunehmen.
Komm und heile mich, komm und zerbrich mich.
Komm nach Hause. Ich brauche dich so sehr.“
Und weil der Grund für die bestehende Beziehungsstörung längst gefunden ist, verspricht der Sänger:
„Ich werde herausfinden, wie Liebe funktioniert.“
Mehr Bemühungen
Was wohl so viel heißt wie: Ich werde mich bemühen, mehr und vor allem eine bessere Beziehungsarbeit zu leisten. Denn das wird zwischen den Zeilen deutlich: Eine gute, funktionierende Beziehung fällt nur selten vom Himmel. In den meisten Fällen müssen die beiden Partner eine Menge tun, damit eine Beziehung nicht schleichend toxisch wird… und schließlich unter gewaltigem Getöse endet. Dass der Musiker auf einem guten Weg ist, macht der weitere Text deutlich. Denn da heißt es:
„Gib mir ein bisschen von deiner Zeit
Und ich gebe dir mehr als nur ein bisschen von meiner.“
Und:
„Wenn ich dich verletzt habe, entschuldige ich mich.“
Bereuen, wiedergutmachen, nicht wieder tun
Ein paar gute Ansätze also: sich mehr Zeit für die Partnerin/den Partner nehmen, genauer hinhören, was die/den andere(n) bewegt und interessiert, sich ihr bzw. ihm wirklich zuwenden. Und vor allem: Wenn man einen Fehler gemacht hat, diesen auch eingestehen. So wie es der alte Glaubensgrundsatz sagt: erkennen, eingestehen, bereuen, nach Möglichkeit wiedergutmachen, vor allem aber: nicht wieder tun. Was in der Realität oft nicht einfach ist. Und selbst wenn es gilt, dass das Bemühen allein nicht reicht – genau das aber sollte eine Partnerin / ein Partner anerkennen. Ein Schritt zur Besserung ist das allemal.
Und was ja nicht ist, kann ja noch werden. Denn wie singt Milow, mittlerweile 40 Jahre alt:
„Ich finde gerade erst heraus, wie Liebe funktioniert!“
Und das wieder einmal mit seiner markanten Stimme und einem chilligen Sound direkt zum Träumen und zum darüber Nachdenken. Milow und „How Love Works“.
Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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