Milow – Tell Me Twice
Zugegeben, dass der Belgier Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck, besser bekannt unter seinem Bühnennamen Milow, mit einem Song, der ursprünglich von 50 Cent, Justin Timberlake und Timbaland geschrieben wurde, einen Hit landete,
Beachtliche Reihe von starken Songs
ist schon eine Weile her. Aber „Ayo Technology“ aus dem Jahr 2009 hat sich als „der Milow-Hit überhaupt“ ins kulturelle Gedächtnis eingebrannt, obwohl er davor mit „You Don’t Know“ zwar hauptsächlich, aber eben nicht nur sein Heimatland Belgien aufmischte. „Little In The Middle“, „You And Me (In My Pocket)“ (beide 2011), „Where My Head Used To Be“ (2012), „Wind Me Up“ (2015), „No No No“ (2016), „Whatever It Takes“, „First Day Of My Life“ (beide 2020), „ASAP“ (2021) und „How Love Works“ (2022) hören sich auch heute noch gut an. Allerdings konnte keine dieser Scheiben auch nur annähernd eine ähnliche Popularität erzielen wie Milows Megahit „Ayo Technology“.
Haus voller Musikinstrumente, Werchter-Festival und Pink Floyd
Dank Mama und Papa wuchs Klein-Milow in einem Haus voller Musikinstrumente auf und erhielt schon als Kind Unterricht im Spielen von Akkordeon, Klavier und Gitarre. Trotzdem brauchte es wie bei vielen künstlerisch tätigen Menschen auch bei Milow eine Art Erweckungserlebnis: Als 13jähriger sah er sein erstes großes Rockkonzert, nämlich Pink Floyd beim Rock Werchter-Festival. Das sei der Moment gewesen, ab dem er unbedingt eigene Musik machen wollte. Nicht, um wie Pink Floyd zu klingen. Stattdessen um irgendwann einmal beim großen, zumeist viertägigen Rockfestival im ganz in der Nähe seiner Heimatstadt gelegenen Werchter aufzutreten. Was dann 2012 endlich der Fall war.
Weiterentwickelt und gereift
Vorher allerdings ging Milow im Rahmen eines Schüleraustauschprogramms für ein Jahr nach Kalifornien, eine Zeit, die ihm massiv dabei half, sein Englisch zu verbessern. Ziemlich hilfreich also für seine spätere Karriere als Singer-Songwriter.
In der allerdings war es in den letzten Jahren dann doch deutlich ruhiger. Dementsprechend wurde es ein wenig ruhiger Milow. Sicher, Corona hinterließ auch bei dem sympathischen Musiker, der keinen anderen Grund für seinen Künstlernamen angibt, außer dass er sich leichter einprägen lässt als Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck, seine Spuren, bremste ihn in seiner Karriere ähnlich aus wie viele andere Kunst- und Kulturschaffende.
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In der Pipeline: neues Album
Umso schöner, dass er sich jetzt eindrucksvoll zurückmeldet. Im nächsten Jahr soll sein mittlerweile achtes Studioalbum erscheinen, verrät der Sänger mit der sanften Stimme. Was man sich allerdings auch selbst hätte denken können: Denn Milows aktuelle Single „Tell Me Twice“ ist nichts anderes als der Vorbote zu diesem neuen Album.
Tell Me Twice
Wieder einmal gelingen Milow eine wunderschöne Melodie und großartige, gefühlsbetonte Lyrics:
„Oh, es ist schon ein Jahr her
und wir haben es kaum bis hierher geschafft.
Wir wurden mit Staub bedeckt.
Aber das wird nicht das Ende von uns sein. […]
Ich werde den frühen Flug nehmen,
um sicherzustellen, dass es dir gut geht.
Wenn du eine Rettungsleine brauchst,
musst du mir das nicht sagen.
Also ruf mich an, Tag oder Nacht,
sag einfach die Zeit und den Ort.“
Keine zweimal klagen
In seinem Song arbeitet Milow ähnlich wie Eric Clapton seinerzeit bei „Tears In Heaven“: gab der Gitarrengott seinem Song einen Titel, der evozierte, dass es im Himmel durchaus Tränen gäbe, stellte sich im Verlauf des Songs das Gegenteil heraus: Denn da ging es um „No more tears in heaven“ – im Himmel also, so die zentrale Aussage des Songs, gibt es keine Tränen mehr.
Ähnlich geht Milow vor, wenn er den Song „Tell Me Twice“ nennt, also evoziert, dass etwas zweimal gesagt werden muss, bevor es Beachtung findet, im Song aber klarstellt: Du musst mir das Ganze überhaupt nicht sagen – ich merke das schon. Oder anders interpretiert: Bevor du mir zweimal von deinen Sorgen erzählst, bin ich längst bei dir, um dir zu helfen.
Füreinander da sein
„Tell Me Twice“ sei der erste Song, bei dem er direkt mit einer Hornsektion gearbeitet habe, verrät Milow. Und ergänzt, dass seine Komposition zwei inhaltliche Ebenen habe: Einerseits erzähle er von sich, wie er sich seit vielen Jahren durch das Musikbusiness kämpfe; anderseits handele der Song von zwei Menschen, die sich versprochen hätte, füreinander da zu sein, vor allem dann, wenn es im Leben schwierig würde. Dieser Gedanken bestimmt auch den zweiten Teil des Textes:
„Es ist kalt auf deiner Haut
und eine Schwere sinkt ein.
Ich werde das Gewicht von deinen Schultern nehmen,
wenn du das möchtest.
Du musst nicht alles alleine tragen.“
Schöne Metaphern
Besonders schön sind die Metaphern, mit denen Milow arbeitet: Staub, Kälte und das Gewicht auf den Schultern symbolisieren die Herausforderungen des Lebens, die jeder mehr oder weniger intensiv zu tragen hat. Manchmal sind diese Belastungen so groß, dass ein einzelner Mensch sie kaum ertragen kann. Dies mitzubekommen und dann zu sehen und dann bedingungslos für den Anderen da zu sein, ihm beizustehen und möglichst einen Teil der Belastungen zu nehmen, ist für den Sänger selbstverständlich. Den frühen Flug zu nehmen heißt in diesem Fall sogar, den Hilfsbedürftigen an die erste Stelle zu setzen und die eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten hintanzustellen.
Verbundenheit über das Physische hinaus
Normalerweise versucht jeder, seine Sorgen und Probleme erst einmal allein zu lösen. Dabei verpasst man oft genug den richtigen Zeitpunkt, eine andere Person um Hilfe zu bitten. Für Milow ist dieses Bitten um Hilfe gar nicht nötig: Im Idealfall besteht zwischen zwei Menschen eine dermaßen intensive emotionale Beziehung, dass der eine sofort bemerkt, wenn der Andere Sorgen oder Probleme hat. Eine Verbundenheit also, die über das Physische hinausgeht und auf einer emotionalen Ebene wirkt.
Spirituelle Telepathie
Im Christentum, das diese Vorstellung „Nächstenliebe“ nennt, aber auch in anderen religiösen Traditionen gilt die Zuwendung zu einem hilfsbedürftigen Menschen als eine Art heilige Pflicht. Dabei basiert die Verbundenheit zwischen Menschen auf einer Art „spiritueller Telepathie“: Wann Hilfe erforderlich ist und wie es dem anderen geht, weiß man auch, ohne dass dieser das mit Worten sagt. Erst recht nicht zweimal.
Milow und „Tell Me Twice“
Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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