Garvey, Rea – Perfect In My Eyes

Als Sänger der Band Reamonn wurde Rea Garvey mit „Supergirl“ über Nacht zum Star. Kaum zu glauben, aber wahr: Das ist mittlerweile bald ein Vierteljahrhundert her! Und längst hat Rea andere Prioritäten gesetzt: Seit 2010 baut er Schritt für Schritt seine Solokarriere aus. Mit „Colour Me In“, Can’t Say No“, „Armour“, “Is It Love“, „Kiss Me“, „The One“ und gemeinsam mit Michael Patrick Kelly „Best Bad Friend“, um nur einige wenige zu nennen, kann der irische Sänger mit Wohnsitz in Deutschland auf einige erfolgreiche Chartsplatzierungen zurückblicken. Wobei sich die Frage stellt, ob ihn nicht mittlerweile noch mehr Fans wegen seiner langjährigen Mitwirkung bei den TV-Shows „The Voice Of Germany“ und „The Masked Singer“ schätzen: Bei letztgenannter Musik-Rateshow war Rea Garvey in den Staffeln zwei, vier, fünf, sechs und acht festes Mitglied. Groß ist das Bedauern, dass er danach ausschied.

Einer der Gründe: Damit Deutschland beim ESC nicht schon wieder unter „ferner liefen“ rangiert, haben es Deutschlands Fernsehgewaltige verstanden, den Mann mit einem Gespür für berührendes Storytelling in die Vorauswahl für den ESC in Malmö einzubinden: Gemeinsam mit Conchita Wurst moderiert Rea die Auswahlshow „Ich will zum ESC“. Nichts Neues für den ehemaligen „The Masked Singer“-Juror, aber doch eine besonders aufregende Herausforderung, wie er selbst einräumt. Natürlich verbunden mit der Hoffnung, als mit einem seiner Schützlinge dieses Auswahlentscheids dann beim Vorentscheid in Berlin dabeizusein. Und wenn es besonders gut läuft, vielleicht sogar beim ESC in Malmö.

Gleichzeitig will Rea Garvey auch mit eigener Musik wieder neu angreifen:

Im April startet er seine HALO 2024-Tour, mit der er sein für den Herbst angekündigtes sechstes Solo-Album „HALO“ promoten will. „Free Like The Ocean“ war bereits ein gelungener Appetithappen auf Tour und Album. Derzeit hat Rea einen zweiten Song aus dem kommenden Album am Start. Titel: „Perfect In My Eyes“.

Wie in so vielen Songs schöpft der Mann, der auch schon erfolgreich mit Mary J. Blige, Nelly Furtado und Paul van Dyk gearbeitet hat, aus einem sehr ergiebigen Schatzkästchen: Seine Liebeslieder basieren nämlich immer auf seiner Beziehung zu seiner Frau Josephine. Mit ihr ist Rea seit über 20 Jahren verheiratet und immer noch so verliebt wie am ersten Tag. Warum das überhaupt möglich ist, verdeutlicht er in seinem neuen Song „Perfect In My Eyes“.

„Es ist, als hätte ich deinen Namen aus einem Wunschbrunnen gezogen.
Ich lernte dich kennen, als wir „Kiss and tell“ spielten.
Als die Abendsonne kam, liefst du wie ein wildes Feuer,
ließest mich hier singend zurück mit dem Aschenputtel-Chor.
Und als du gingst, schlug mein Herz wie eine Trommel.“

Bei „Kiss and tell“, einer Art Partyspiel, geht es darum, wahre, am besten peinliche Geschichten von sich selbst zu erzählen. Als Belohnung für die Selbstüberwindung gibt es einen Kuss – so wie es F. Hugh Herbert in seinem Broadway-Stück von 1943 vorgesehen hat. (Im gleichnamigen Film von 1945 spielte übrigens die damals 17jährige Shirley Temple ihre erste Hauptrolle, als sie die Einnahmen an einem Wohltätigkeitsstand durch den Verkauf von Küssen verbessern wollte.)
Der „Aschenputtel-Chor“ bezieht sich auf das Märchen vom Aschenputtel (oder in der Ludwig Bechstein-Fassung Aschenbrödel), bei der eine unscheinbare, als „graue Maus“ gehandelte junge Frau durch „märchenhafte Zufälle und Fügungen“ zur Frau eines Märchenprinzen wird.

Diese an und für sich unscheinbare Frau löst beim Sänger Herzklopfen aus. Und er kommt zu dem Ergebnis:

„Nein, ich kann dich nicht vergessen,
egal, wie ich es versuche.
Du, oh du, ja du bist perfekt in meinen Augen.“

Was nicht bedeutet, dass in einer Liebesbeziehung immer alles reibungslos abläuft. Ohne Details preiszugeben, heißt es im Song:

„Was immer du mir angetan hast,
kann nicht ungeschehen gemacht werden.“

Im Interview erläutert Rea Garvey:

„Wenn man die Person, die man liebt, mit all ihren Stärken und Schwächen sieht, mit ihrem Lachen und ihren Tränen, dann sieht man keine Fehler, sondern nur Perfektion.“

Was bedeutet: Eine intakte, tiefe Liebesbeziehung hält auch gelegentliche Belastungen wie Streit oder gar Verletzungen aus und zerbricht nicht an ihnen. Grundvoraussetzung also für eine langjährige, lebendige Liebesbeziehung, wie Rea und Josephine sie leben, ist die vollständige Öffnung gegenüber dem Partner ohne jegliche Hintergedanken und oder Bedingungen. Allenfalls in der Hoffnung, dass der Partner dasselbe fühlt und sich ebenso verhält.

„Die Liebe ist eine Himmelsmacht“ nannte der preisgekrönte Schweizer Autor Jürg Federspiel einmal eines seiner Bücher. Das sehen auch gläubige Menschen so: Für sie ist eine tiefe Liebe ein Gottesgeschenk. Eines, das allerdings nur einen kleinen Einblick in die Liebe Gottes gegenüber den Menschen gibt.

Die kann man übrigens auch auf eine ganz andere Weise leben. Fromme Menschen nennen das Ganze dann Nächstenliebe. Wer’s weniger fromm mag, spricht da eher gerne vom sozialen Engagement. Und genau davon gibt es auch bei Rea Garvey eine ganze Menge: Schon 2000 gründete Rea, damals noch mit Reamonn, das Projekt „Saving An Angel“. Mit dieser Stiftung will Rea das Leben von benachteiligten Kindern verbessern.
Außerdem denkt der sensible Künstler noch ein ganzes Stück globaler: So unterstützt er seit 2011 als Botschafter des Clearwater Projects: Das stellt nämlich in Ecuador Wasseraufbereitungsanlagen auf und hilft damit Menschen am Amazonas, deren natürliche Lebensressourcen von der Öl- und Gasindustrie zerstört wurden.
Aktuell unterstützt Rea auch Kriegsopfer in der Ukraine: Seit 2022 stellte er rund 250 Tonnen Lebensmittel bereit, die durch die Gesellschaft Bochum-Donezk in das vom Krieg gebeutelte Land gebracht werden.

Liebe zwischen zwei Menschen, die nach außen strahlt – Rea Garvey schöpft aus seiner Liebe zu Josephine auch die Kraft für seine berührenden Songs. Und die können letztlich alle Menschen hören.

Rea Garvey – Perfect In My Eyes

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.