Milow – Little in the Middle
Der Belgier Milow versteht es immer wieder, in seinen Songs wunderschöne Bilder zu beschreiben. Bilder, die Träumen gleichen. Seine gesamte aktuelle CD North and South ist voll davon. Gutes Beispiel: der Song Little In The Middle. In dem Song geht es um einen jungen Mann, der in seiner Jugend Mitglied einer Zirkustruppe sein wollte. Nervenkitzel, Spaß, der Todesgefahr die Stirn bieten. Aber Träume sind Schäume. Und mit der Zeit sind die Träume langsam, aber sicher gestorben. Was bleibt ist bündelt sich in einem von Milow eindringlich vorgetragenen Satz:
„Das, was du wolltest, war kein Verbrechen. Du hättest es tun können.“
Nichts Besonderes, ein bisschen Midlife-Crisis vielleicht. Aber sonst alles okay. Allerdings kommt es dann doch dicker – und wieder verpackt in einem schönen Bild:
„Jongleure balancieren auf dem Drahtseil, Löwen springen durch Feuerreifen, während Akrobaten durch die Luft fliegen. Aber was soll diese ganzen Show eigentlich?
Wann hast du deine eigene Richtung verloren?
Wann hat sich dein Norden zum Süden gewandelt, wann die Wahrheit zur Lüge?“
Anders gefragt: Wann hast du dich umgepolt, wann ist dir die Richtung in deinem Leben verloren gegangen? Wann hast du Tiefe und echten Sinn in deinem Leben verloren? Und das, was du Leben nennst: Was soll diese ganze Show eigentlich?
Die Frage nach dem Woher, vor allem aber die nach dem Wohin gehört zu den existentiellen Fragen des menschlichen Seins. Faszinierend, wie Milow das Leben mit einem Zirkus vergleicht – mit einer Show, die für ein paar Stunden eine heile Welt zu bieten scheint. Aber nach der Vorführung ist alles wieder trist und grau. – Milow wäre nicht Milow, wenn er nicht auch das sprachlich wunderschöne verpacken würde:
„Du gräbst dir dein eigenes Grab, obwohl es so viel gibt, was du vermisst.“
Wo Milow den Sinn in seinem Leben sieht, sagt er nicht. Macht nichts. Was er aber sagt ist: Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, Sinn in seinem eigenen Leben finden. Sonst bleibt das Leben nicht mehr als Mittelmaß. Milow und Little in the Middle.
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