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KAMRAD – Feel Alive

Wuppertal – eine 350.000-Einwohner-Stadt im Bergischen Land. Durch sie fließt die namensgebende Wupper, die in dem alten Sprichwort “über die Wupper gehen” zu finden ist: Jenseits der Wupper lag ein altes Gefängnis und ein Friedhof, was miteinander zusammenhing: Denn die Haftzeit endete für so manchen Inhaftierten durch das Fallbeil. “Über die Wupper zu gehen” bedeutete also nichts Gutes.

Wuppertal

Da ist die Wuppertaler Schwebebahn doch ein anderer Schnack: Eine Art Straßenbahn, die aber nicht auf der Straße fährt, sondern ihren Schienenstrang in der Luft hat und seit über 120 nahezu unfallfrei unterwegs ist. Wenn auch nur auf etwas mehr als 13 Kilometern. Aber immerhin. Und dann gibt es dort noch den Wuppertaler SV. Dass dervor rund 50 Jahren sogar kurzzeitig in der 1. Fußballbundesliga und sogar im damaligen UEFA-Pokal, also international spielte – außerhalb von Wuppertal kann sich daran kaum noch jemand erinnern. Dass der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau aus Wuppertal stammt – das ist ebenfalls schon lange her. Ähnlich lang her ist die Geburt von Derrick-Darsteller Horst Tappert, die des legendären Arztes Ferdinand Sauerbruch noch länger. Immerhin: Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, Fernsehmoderatorin Bettina Tietjen, Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, Komiker Jörg Knör, “StrombergChristoph Maria Herbst, die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestages Rita Süßmuth und FDP-Chef Christian Lindner leben noch.

Junge aus dem Bergischen

Trotzdem: Mit dem einen oder anderem aktuellen Prominenten könnte sich die Stadt Wuppertal, immerhin ja Großstadt, dann doch schmücken. Anbieten würde sich auch Tim Kamrad, aktueller Popstar, Sohn polnischer Eltern, 1997 geboren in Wuppertal. Leider verbrachte der seine Kindheit ein paar Kilometer von Wuppertal entfernt, nämlich in Velbert, Ortsteil Langenberg. Aus Velbert jedoch stammen Prominente wie… Gut, lassen wir das.
Egal ob Velbert oder Wuppertal – im Bergischen Land sagen die Menschen: Das ist einer von uns! In der Region zu Hause, bodenständig, nie abgehoben, das Herz am rechten Fleck! “Woll”, wie man im Bergischen Land gern hinterherschiebt. Was manchmal “oder etwa nicht”, manchmal aber auch “Amen” heißen kann.

Schlecht klingende Gitarren

Ach ja, einen ganz eigenen Sinn für Humor haben die Menschen im Bergischen Land. So kann Tim Kamrad, der als Künstler nur noch KAMRAD heißt, von seiner

eigenen Musik sagen: Sie sei elektronische Popmusik mit schlecht klingenden Gitarren. Ja, fishing for compliments beherrschen sie auch, diese wirklich liebenswerten Menschen diesseits und jenseits der Wupper.
Und wer immer noch nicht weiß, wer KAMRAD ist, möge sich an den Megahit “I Believe” vom Anfang des letzten Jahres erinnern: Gold und Platin in mehreren Ländern und so oft im Radio, dass der Song aus den Gehörgängen gar nicht mehr wegzubekommen war. Und neben dem Airplay ging der Song dank witziger Videos bei TikTok steil.

Schwieriges Jahr 2021

Doch das war nicht immer so. Vor seinem Erfolg hatte KAMRAD, als ob Corona nicht schon genug wäre, eine schwere Zeit. 2021 war die Trennung von Plattenfirma und Management unausweichlich. Auftrittsmöglichkeiten gab es wegen der Pandemie keine. Blode, dass da ausgerechnet auch noch das Konto leer war. Gut, wenn man auf eine intakte Familie bauen kann! Mama und Papa Kamrad nahmen einen Kredit auf, damit der Sohnemann seine hoffnungsvolle Karriere in Gang bringen konnte. Tat er dann auch mit “I Believe”, das er von Mamas und Papas Knete finanzierte. Einmal wieder dabei, ging er, als dann doch wieder Auftritte möglich waren, als Support von Nico Santos auf Tour und konnte eine Menge Konzertbesucher von seinen Qualitäten überzeugen. neuer Fans gewinnen.

Wieder bergauf

Dass er zwischendurch mehr als nur durchhing, kann man einem Interview entnehmen. O-Ton KAMRAD: „Als ich gemerkt habe, dass es wieder bergauf geht, war es für mich so, als hätte ich eine riesige Last abgeworfen. Die Angst war weg, ich hab mich auf einmal wieder lebendig gefühlt.“ Angst und Last müssen also ganz schön groß gewesen sein…
Selbstvertrauen, Spaß und Zuversicht waren wieder da. Das Leben war wieder leicht. Gerade so, als ob eine gewaltige Last von den Schultern abfalle, frischer Wind unter die Flügel wehe und jeden Schritt zu einem Vergnügen werden lasse. So sinngemäß KAMRAD im Interview.

Feel Alive

Und nicht nur dort. Denn auch sein aktueller Hit “Feel Alive” handelt von genau diesem Moment.

“Ich fühlte mich taub, jetzt fühle ich mich lebendig
und ich will niemanden nur für eine Nacht.
Ich fühlte mich betäubt, jetzt fühle ich mich lebendig.
Und ich will nur wissen, was du heute Nacht tust.
Ich habe mein Herz zerstört. Es war eine höllische Fahrt.
Ich bin stinkesauer, weil sich nichts jemals richtig angefühlt hat.
Ich muss unbedingt auf die Resettaste drücken.
Andernfalls bringt mich die Welt zu Fall.”

Am Boden

Sich völlig unten zu fühlen, am Boden zerstört, wie man so sagt – damit ist KAMRAD nicht allein. Leider ist es ein Gefühl, das viele kennen. Doch aufgeben sollte man sich deshalb nicht. Während der Coronazeit hatte er viel Zeit nachzudenken. Dabei habe er realisiert, wie sehr er sich seit seiner ersten EP aus dem Jahr 2017 verändert habe, sagt KAMRAD im Interview. Diese Veränderung wolle er Menschen durch seine Musik offenlegen. Denn die Haupterkenntnis ist: Es geht wieder aufwärts. Auch dann, wenn nichts darauf hindeutet. Hauptsache, man gibt nicht selbst auf. Im Song hört sich das so an:

„Ich steckte in einem Albtraum fest
und jetzt fühlt es sich wie ein Traum an.
Ja, du bringst mich genau dorthin.
Ja, du bist alles, was ich brauche.“

Hilfe

Womit KAMRAD auch eingesteht: Es gibt durchaus Situationen, aus denen man allein nicht wieder herauskommt. Gut, wenn man dann jemanden hat, der Halt bietet, der die Richtung weist und sagt, wo es lang gehen kann. Bei vielen Menschen ist dies ein Verwandter, ein Bekannter oder ein Freund; andere finden ihren Halt in ihrem Glauben an einen Gott, der es letztlich gut mit den Menschen meint. Wenn sie sich nur ein wenig an seinen Vorschlägen für ein gelingendes Leben orientierten würden…

Optimismus tanken

„Feel Alive“ ist also ein optimistischer Song, dessen Chor mitreißt und zum Mitsingen geradezu einlädt. Und natürlich zum Mittanzen. Kein Wunder, dass KAMRAD sagt, er habe noch nie so viel Spaß am Musikmachen gehabt. Wer sich ein Stück von seiner lebensbejahenden, optimistischen Grundhaltung abgucken will, kann das im April dieses Jahres. Denn da ist er im Rahmen seiner „I Believe European Tour 2023“ auch in einigen deutschen Städten zu sehen und zu hören. Mit im Gepäck garantiert den Song, der ihn am meisten portraitiert: Ich fühle mich pudelwohl, ich fühle mich lebendig – „Feel Alive“.

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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