Bob Marley – 40. Todestag (11. Mai)
Er gehört nach wie vor zu den bestverdienenden Musikern – und das, obwohl sich heute sein 40. Todestag jährt: der Reggaemusiker Bob Marley.
Krebs, Rottach-Egern und Tod
Ausgerechnet bei einem Fußballspiel – Marley war leidenschaftlicher Fußballer – zog sich der Musiker eine Verletzung an den Zehen zu, die er nicht behandeln ließ,
die sich aber später zu einer Krebserkrankung auswuchs. Im Frühjahr 1981 war Marley deswegen längere Zeit in Rottach-Egern, um sich in der Ringbergklinik am Tegernsee behandeln zu lassen. Diese war bereits 1951 als Privatklinik von Dr. Josef Issels als Krebsklinik gegründet worden und praktizierte alternative Heilmethoden. Weil Bob Marley dem Rastafarianismus angehörte, schloss er für sich eine mögliche Amputation der Zehen sowie die Einnahme chemischer Medikamente aus. Als sich jedoch Metastasen bildeten und eine Heilung unmöglich schien, beschloss Marley, auf Jamaika zu sterben. Bei der Zwischenlandung in Florida war Marley zu schwach für den Weiterflug. In eine Klinik gebracht verstarb er dort wenige Stunden später. Mit ihm verstarb der Mann, der dem Reggae von Jamaika aus zu seinem Siegeszug um die Welt verhalf.
Joe Higgs
Eine weitgehende Würdigung haben wir bei HeavenOnAir bereits zum Geburtstag von Bob Marley versucht. Zu sagen gibt es dennoch eine Menge. Amüsantes lassen wir am Rande liegen: dass Marley elf Kinder zu Lebzeiten als die seinen anerkannt hat, möglicherweise aber insgesamt 46 Nachkommen gezeugt hat; dass er grundsätzlich einen BMW gefahren sein soll, weil diese Marke mit ihren drei Buchstaben auch Bob Marley And The Wailers bedeuten kann.
Bleiben wir lieber bei der Musik: Denkt man an Robert Nesta Marley aka Bob Marley, muss man mit ihm in einem Atemzug zwei weitere Musiker mitdenken: Neville O’Reilly Livingston, besser bekannt als Bunny Wailer, und Winston Hubert McIntosh, der sich selbst den Namen Peter Tosh verpasste. Wichtig auch der Musiker Joe Higgs: Der brachte Peter Tosh nicht nur das Gitarrespielen bei, sondern führte auch die drei Musiker zusammen, formte sie zu einer Band: „The Wailing Wailers“ , wobei das „Wailing“ gelegentlich, später gänzlich entfiel. Die Hauptmusikrichtung der Band: Ska und Rock Steady.
Lee „Scratch“ Perry und Chris Blackwell
Eine weitere zentrale Figur in der Karriere von Bob Marley And The Wailers ist die Musikerlegende Lee „Scratch“ Perry. Als sich die Wailers unter seine Produzentenfittiche begaben, veränderte sich ihr Sound. Sie übernahmen Einflüsse des Calypso und formten schrittweise den jamaikanischen Reggae.
Für den entscheidenden Schritt Richtung Weltkarriere ist der britische Musikproduzent Chris Blackwell verantwortlich. Nachdem sich die Wailers 1972 von Perry getrennt und bei Chris Blackwell für dessen Island-Label einen Vertrag unterschrieben hatten, verpasste der dem jamaikanisch geprägten Sound der Band eine Frischzellenkur für europäische und US-amerikanische Ohren. Wie sehr sich der ursprüngliche Sound von Blackwells Produktionen unterschied, wird besonders deutlich, wenn man die ursprünglichen jamaikanischen Tuff Gong-Pressungen mit denen bei Island erschienen vergleicht. Auch wenn die CDs schwer erhältlich sind, lohnt es sich dennoch einmal in die Tuff-Gong-Veröffentlichungen von „Soul Revolution“, „African Herbsman“ und „Catch A Fire“ hineinzuhören.
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Dank der Produktionsarbeit von Chris Blackwell füllten Bob Marley And The Wailers etwa ab 1972 die großen Konzertsäle in Europa und den USA. Als dann noch Eric Clapton den Marley-Titel „I Shot The Sheriff“ für sein Erfolgsalbum „461 Ocean Boulevard“ auswählte und zu einem Hit machte, lenkte das den Blick des breiten Publikums noch einmal verstärkt auf den Botschafter des Reggae, nämlich Bob Marley.
Der hatte allerdings mittlerweile Krach in der eigenen Band. Grund war ausgerechnet der Erfolg. Peter Tosh ging die Anpassung an europäische und US-amerikanische Hörgewohnheiten zu weit. Vor allem aber wollte er verbal schärfer als Marley das politische System der weißen Vorherrschaft auf Jamaika kritisieren. Marley machte ihm zu viele Kompromisse, so dass Tosh nach der Veröffentlichung von „I Shot The Sheriff“ die Band verließ.
Die Botschaft des Reggae
Auch wenn es aus Sicht von Peter Tosh zu wenig war: Der Reggae von Bob Marley und seinen Wailers enthält in allen Songs politische und religiöse Botschaften. Verkürzt gesagt: Auch wenn die Sklaverei auf Jamaika längst abgeschafft ist, beherrschen, so Marley, nach wie vor die Weißen die Schwarzen: Schwarze bekommen keine guten Jobs, werden unterdrückt, dürfen ihre traditionelle Medizin, das Ganja – das jamaikanische Marihuana – nicht einnehmen, sondern sollen „schlechte chemische Medizin“ von den weißen Ärzten kaufen, die daran verdienen.
Deshalb singt Marley gegen „Rat Race“ und „Concrete Jungle“ an, fordert mit „Get Up, Stand Up“, „I Shot The Sheriff“ und anderen Songs zum – notfalls – gewaltsamen Widerstand auf. Grundsätzlich ist er der Überzeugung, dass analog zum Auszug der alten Israeliten aus Ägypten ein „Exodus“ stattfinden muss. Der ist allerdings ein „Movement of the Jah People“, also der Menschen, die Jah als ihren Gott ansehen. Ziel dieses Auszugs aus der Sklaverei (bzw. der immer noch bestehenden Unterdrückung) ist Afrika – das „Land“, aus dem die Vorfahren heutiger Schwarzer vor rund 400 Jahren als Sklaven verschleppt wurden.
Ja, Haile Selassie und Rastafari
Jah ist der Gottesname im Rastafarianismus, einer eigenständigen Religion, die – wiederum vereinfacht – alles aus dem Judentum und Christentum anerkennt, soweit es nicht von der Sklavenhaltergesellschaft zwecks Unterdrückung der Schwarzen verändert wurde. Heilsgestalt der Bewegung ist der ehemalige äthiopische Kaiser Haile Selassie. Er ist auch Namensgeber der Religion: Sein ursprünglicher Name lautet Ras Tafari Makonnen.
Bob Marley und Rastafarianismus
Bob Marley selbst wird zum wichtigsten Botschafter des Rastafarianismus. Jeweils zu Beginn seiner Konzerte erbittet Marley am bereits offenen Mikrophon den Segen und Schutz Jahs und widmet dazu die Konzerte Haile Selassie. Wenn Marley „Iron, Lion, Zion“ singt, dann singt er eben über den „Löwen von Juda“ – einer der Namen, den sich der äthiopische Kaiser selbst gegeben hat. Und der sich und sein Volk für Nachfahren des von Gott, Jahwe, auserwählten Volkes Israel hält.
Mit seinen Songs „predigt“ Bob Marley die Botschaft seiner Religion, die immer eine religiöse Dimension – Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Frieden etc. – und eine politische Dimension – Aufstand gegen die verhassten Sklavenhalter, Kampf den Unterdrückern, Rückkehr in das gelobte Land etc. – beinhaltet. Eine Botschaft, die angesichts eines eingängigen Sounds und der Sprachbarriere vielfach übersehen wird. Eine Botschaft, die auch 40 Jahre nach dem Tod von Bob Marley immer noch aktuell ist.
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
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