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Heinz Josef Algermissen – Bischof von Fulda (bis 2018)

Kameras sind unerbittlich. Aber sie zeigen nur das, was „vor den Kulissen“ passiert. Was er mit seinen Gästen „hinter den Kulissen“ und „abseits der Kameras“ erlebt hat, erzählt Moderator Klaus Depta hier. Zum Beispiel mit

Heinz Josef Algermissen – Bischof von Fulda (bis 2018)

Meine erste Begegnung mit Bischof Heinz Josef Algermissen geht zurück ins Jahr 2001: Kurz nach seiner feierlichen Einführung als Bischof von Fulda darf ich mit ihm ein Interview führen. Eines von den Interviews, in dem man jemanden, der gerade angekommen ist, nach dem fragt, was er sich alles für die Zukunft vorstellt. Eigentlich eine blöde Form, aber eine, die nun mal gefragt ist. Schließlich will man ja wissen, was der Neue so vorhat. Schon da fällt auf: Laute Worte sind nicht Algermissens Ding. Er arbeitet lieber leiser, unauffälliger, diplomatischer. Von seinem Vorgänger werde er sich in der Diktion unterscheiden, so Algermissen mit einem erfragten Seitenblick auf Erzbischof Johannes Dyba. Der war eher ein Mann der lauten Töne, wusste genau, welche Knochen er Journalisten hinwerfen musste, um ein großes Gebell zu erzeugen. Das würde also anders in Fulda.

Rund zehn Jahre nach seiner Amtseinführung sitzt der Fuldaer Bischof als Gast bei „Talk am Dom“. Zeit für einen Rückblick auf seine erste Dekade als Bischof. Er hat Wort gehalten: Leise, aber dennoch deutlich hat er sich in dieser Zeit gegen Abtreibung und gegen Sterbehilfe ausgesprochen. Menschen beistehen – ja. Assistierter Suizid – auf keinen Fall. Als Präsident der deutschen Sektion von Pax Christi, einer ursprünglich katholischen, heute ökumenisch ausgerichteten Friedensinitiative, mahnt er immer wieder den Frieden in aller Welt an. Zunehmend gerät dem Bischof das Gender-Mainstreaming zum Ärgernis: Er sieht darin eine Gleichmacherei der Geschlechter, die ja nun einmal unterschiedlich seien. Vor allem die gewollten, von bestimmten Gruppen fast schon erzwungenen Veränderungen in der Sprache treffen ihn als Ästheten persönlich.

Obwohl Algermissen eine kräftige Stimme hat, fällt etwas Anderes bei ihm weit mehr auf: seine Hände! Achten Sie einmal auf seine Gestik. Algermissens Hände übernehmen die Funktion eines zweiten gesprochenen Wortes. Sie signalisieren Entschiedenheit, Engagement, Zustimmung oder Ablehnung, Wertschätzung oder Gleichgültigkeit, Achtung oder Missachtung und vieles mehr. Wer sich beim Gespräch mit Algermissen von seinen Händen gefangennehmen lässt, kann den Blick kaum noch abwenden. Das gesprochene Wort verblasst hinter dem, was seine Hände sagen.

Im Haus der Großeltern in Hermeskeil bei Trier während des Krieges aufgewachsen, zogen Algermissen und seine Eltern nach dem Krieg

nach Paderborn, in die Heimatstadt des Vaters. Dort wuchs der spätere Bischof mit zwei jüngeren Schwestern wohlbehütet auf, wurde vielleicht das, was man im positiven Sinn mit „distinguiert“ meint: Auch im Alter geht Algermissen hochaufgerichtet, die Haarlücken sorgsam überkämmt, stets sorgfältig gekleidet und natürlich mit perfekt manikürten Händen. Ein Ästhet eben. Das bleibt er, sogar wenn er mit seinen Schwestern beim Chris de Burgh-Konzert auf dem Fuldaer Domplatz ganz vorn sitzt.
Regelmäßige Spaziergänge durch die Fuldaer Innenstadt gehörten von seinen ersten Tagen in Fulda zu den gern geleisteten Pflichtübungen: Hier kommt der Bischof, seit 2018 emeritiert, mit den Fuldaern ins Gespräch, hört ihre Sorgen, Meinungen und Anregungen.

Für ungewolltes Aufsehen sorgte Algermissen 2015, als er sich in einem eher zufälligen Gespräch mit einem Journalisten über sein viel zu großes Bischofshaus beklagt – ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als das extrem teure Bischofshaus in Limburg für negative Schlagzeilen sorgt. Das barocke Gebäude, in dem seit 200 Jahren die Bischöfe in Fulda residierten, sei nicht zeitgemäß, ohne klare Trennung von Dienst- und Privaträumen, zudem ausgestattet mit einem riesigen, heute nutzlosen Saal, in dem früher die Fuldaer Bischofskonferenz getagt habe. Angefreundet hat sich Algermissen mit seinem Dienstsitz wohl nie. Nach dem Tod seiner Mutter, die vom Beginn seines Dienstantritts mit ihm im Bischofshaus lebte, wurde das viel zu große Haus auch noch einsam. Deshalb freute sich Algermissen schon zu seinen Zeiten als Bischof auf eine einfache Wohnung nach seiner Emeritierung. In der lebt er nun seit seiner Emeritierung – in direkter Nähe zum Fuldaer Dom und der Innenstadt, wo er auch weiterhin mit Fuldaer Bürgern ins Gespräch kommen kann.

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