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Thomas Bockelmann – Schauspieler und Intendant (Staatstheater Kassel)

Kameras sind unerbittlich. Aber sie zeigen nur das, was „vor den Kulissen“ passiert. Was er mit seinen Gästen „hinter den Kulissen“ und „abseits der Kameras“ erlebt hat, erzählt Moderator Klaus Depta hier. Zum Beispiel mit

Thomas Bockelmann – Schauspieler und Intendant (Staatstheater Kassel)

„Magst du kurzfristig einen Talk mit dem Intendanten vom Kasseler Staatstheater machen?“

Beim Hessentag in Kassel im Sommer 2013 haben wir die „Talk am Dom“-Reihe etwas verändert. Nicht mehr wie gewohnt im Ideal in Fulda, sondern auf dem Vorplatz der St. Elisabeth-Kirche, gelegentlich auch in der Kirche selbst, gibt es zum Teil sehr kurzfristig angesetzte Interviews bei laufender Kamera. Gefilmt wird das Ganze noch einfacher als in Fulda, nämlich mit einer feststehenden und einer mobilen Kamera. Ein weiterer Unterschied: Beim Hessentag suchen Ehrenamtliche vor Ort meine Gesprächspartner aus. Sie fragen Kasseler, Kasselaner und Kasseläner an, die sie für das gute Miteinander in der Stadt für wichtig halten. Menschen, die ich nicht kenne, von denen ich zum Teil noch nie gehört habe. Menschen, bei denen ich allenfalls durch Titel und Amtsbezeichnungen eine Vorstellung davon bekomme, um was es in unserem Gespräch gehen kann.
Üblicherweise suche ich die Gäste bei „Talk am Dom“ aus, versuche, für den jeweiligen Abend eine bunte Mischung hinzubekommen. Beim Hessentag ist das anders. Da sind es auch keine fünf Gäste, die nacheinander ein festes Publikum unterhalten. Hier spreche ich mit einem Gast vor einem sehr kleinen, festen Publikum und vor vielen, die vorbeiflanieren, einen Moment interessiert stehenbleiben. Oder am besten noch viel länger. Vorgespräche, die mir helfen sollen, spannende Seiten am Gast zu entdecken, so dass ich mich im eigentlichen Talk zum Anwalt des Publikums machen kann, entfallen.

„Wann wollen wir das machen?“
„Er ist auf dem Weg hierhin. In spätestens zehn Minuten kann’s losgehen. Er hat auch nicht viel Zeit. Jetzt oder nie.“

Okay, dann jetzt. Die Zeit für eine Recherche ist viel zu knapp. Thomas Bockelmann, geboren in Lüneburg, Vater Oberbürgermeister in Lüneburg, aber auch in Frankfurt. Abitur in einem Vorzeigeinternat der Reformpädagogik. Danach Zivildienst, Ausbildung zum Schauspieler, gleichzeitig Studium der Fächer Philosophie, Geschichte und Theaterwissenschaften. Regieassistent unter anderem bei Dieter Wedel, freier Regisseur, Intendant in Tübingen, Wilhelmshaven und Münster, seit Beginn der Spielzeit 2004 / 2005 in Kassel. Und natürlich hat er auch als Schauspieler gearbeitet, wie seine Frau, die

am Staatstheater in Kassel spielt.
Stellt sich nur die Frage: Über was rede ich eigentlich mit diesem Mann?

„Guten Tag, Herr Bockelmann! … Mit welchem großen Künstler ich Ihren Namen verbinde? Ach, sie sind ein Cousin von Udo Jürgens. Und der heißt bürgerlich auch Bockelmann? Nein, dazu hat meine Recherchezeit über Sie nun wirklich nicht gelangt. Aber immerhin haben wir einen Einstieg gefunden. Den Rest finden wir dann auch noch…“

Was wir beim „Talk am Dom“-Spezial während des Hessentages „gefunden“ haben, sehen Sie im Mitschnitt (Link unten auf der Seite).

NACHTRAG:
Die spätere Recherche ergibt, dass ich tatsächlich vor dem Interview zwei Aufführungen in Kassel gesehen habe, für die Thomas Bockelmann als Intendant verantwortlich war. In den Jahren nach dem Hessentag werden es noch drei mehr. Jetzt, Anfang März 2021, ist Thomas Bockelmann 66 Jahre alt geworden. Das Letzte, was ich von ihm gelesen habe, war, dass er sich Sorgen macht, wie der Kulturbetrieb während des Lockdowns und vor allem danach weiterlaufen wird. Was mit den Stücken werden soll, die die Ensembles im ganzen Land über weite Strecken geprobt, aber nicht aufgeführt haben. Und wie es mit der Subventionierung der Kunst seitens des Staates weitergehen wird, wenn der Milliarden und Aber-Milliarden im Verlauf der Coronakrise ausgibt. Allerdings wird Thomas Bockelmann die zu befürchteten Verteilungskämpfe nicht mehr als Intendant des Kasseler Staatstheaters erleben. Im Jahr 2021 wird er in den Ruhestand gehen. Vorher aber soll in Kassel die Bühne wieder leben. Zumindest zwei Veranstaltungen sollen im Sommer 2021 stattfinden, Corona-Beschränkungen hin oder her. Die sind nämlich „an der frischen Luft“ geplant.

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