Heiliger Bimbam und mehr: (Kirchen-) Kabarettist Thomas Klumb
Kameras sind unerbittlich. Aber sie zeigen nur das, was „vor den Kulissen“ passiert. Was er mit seinen Gästen „hinter den Kulissen“ und „abseits der Kameras“ erlebt hat, erzählt Moderator Klaus Depta hier. Zum Beispiel mit
Thomas Klumb – (Kirchen-) Kabarettist „Heiliger Bimbam“
Als mir Thomas Klumb zum ersten Mal begegnet, ahne ich nicht, dass er ein Doppelleben führt. Wie denn auch? Was weiß man schon über einen Menschen, den man bislang gar nicht kennt? Um es aber vorwegzunehmen: Bei Thomas Klumb ist der Begriff „Doppelleben“ positiv besetzt.
Erste Begegnung
Kennengelernt habe ich Thomas bei einer Tagung beim Hessischen Rundfunk. Die Fernsehdirektion des Senders und die Verantwortlichen in den Kirchen treffen sich turnusmäßig. Ich bin zum ersten Mal dabei. Wie das so ist: Als Neuer in einer Gruppe betrachtet man die, die schon länger dabei sind, hört viel zu, beobachtet aber vor allem. 30, 40 Menschen in einem großen Tagungsraum, unter anderem ein Mann, der für die Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz zuständig ist. Unauffällig, normales Sakko, das ihn gutgekleidet aussehen lässt, aber auch zeigt: Für diesen Mann gibt es Wichtigeres im Leben als Mode. Finde ich schon mal sympathisch! Den Mann, der die Sitzung souverän im Maßanzug leitet (und später Intendant des Hessischen Rundfunks wird, übrigens auch – wie auch viele andere in der Runde).
Souveräne Leitungsperson
Trotzdem gibt es sie augenscheinlich: Leute, die irgendwann merken, dass nun fast jeder etwas gesagt hat, und die sich dann schnell auch noch äußern wollen. Thomas Klumb, so heißt der Mann mit dem Sakko, wie ich mittlerweile weiß, gehört nicht dazu. Auch wenn er lange schweigt, dafür aber umso interessierter zuhört. Gelegentlich legt er seine Stirn in Falten, ansonsten mustert er – immer zuhörend – die Runde, meldet sich dann irgendwann doch. Das was er sagt, trägt er absolut unaufgeregt vor. Kein Gestottere, keine Schachtelsätze, die Verlegenheit zeigen würden, sondern eine klare Ansage. Jedes Wort, das er sagt, hat Hand und Fuß. Und findet die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt. Guter Mann!
Zwischendurch treffen sich unsere Blicke, beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen sitzen wir zufälligerweise nebeneinander, kommen miteinander ins Gespräch. Das kommen wir in den nächsten Jahren bei ähnlichen und anderen Sitzungen noch oft.
Kreativer Ideengeber
Ich bewundere Thomas Klumb. Der Mann hat immer neue Ideen, ist konsequent in der Umsetzung, kann überzeugen und mitreißen, ohne dabei die Ebene der Sachlichkeit zu verlassen. Er ist Mitbegründer der so genannten Bonifatiusroute, eines rund 180 Kilometer langen Pilgerweges. Auf diesem Weg wurde der Leichnam des heiligen Bonifatius Mitte des 8. Jahrhunderts von Mainz nach Fulda durchgeführt. Der ehemalige Bischof von Mainz hatte darum gebeten, in seinem Lieblingskloster, nämlich Fulda, bestattet zu werden. Nach jahrelanger, zäher Vorbereitung kann dann im Jahr 2004 dieser Weg als offizieller Pilgerweg mit Beschilderungen und Beschreibungen in Form eines Büchleins der Öffentlichkeit übergeben werden.
Moderne Technik
Als man in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt eine Reihe von Objekten mit moderner Lichttechnik in Szene setzen will, gehört natürlich auch der Mainzer Dom dazu. Thomas Klumb geht weiter: Er ist der erste, der in einem großen Dom ansprechende musikalische Aufführungen mit einer digitalen Lichtshow kombiniert und auf diese Weise Menschen zum Besuch des einzigartig illuminierten Gotteshauses animiert. Darunter auch Menschen, die sonst vielleicht nie eine Kirche betreten hätten. Virtuelle Rundgänge durch den Mainzer und den Wormser Dom gehen ebenso auf Klumb zurück wie auch erste Gehversuche mit Virtual Reality in Kirchenräumen. Erfahrungen, die sich Jahre später, nämlich in Coronazeiten, als segensreich erweisen. Genug aber. Denn schließlich ist dies kein Nachruf, sondern lediglich die Beschreibung der einen Seite von Thomas Klumb.
Die andere Seite des Doppellebens
Die andere Seite des „Doppellebens“ von Thomas Klumb habe ich lange überhaupt nicht gekannt. Der hauptsächliche Grund: Ich bin kein eingefleischter Fastnachter. Das aber ist der Mann, der in seinem Berufsleben immer so sachlich und souverän wirkt, ganz sicher: Fastnachter und Kabarettist. Kirchenkabarettist. Hätte ich Fastnachtssendungen aus Mainz im Fernsehen verfolgt, hätte ich Thomas Klumb schon Jahre früher „kennengelernt“ – von seiner anderen Seite. Dort trat er als Bestattungsunternehmer auf, wurde als Babbelfuzzi bejubelt und konnte als Rentner sein Publikum überzeugen. Was in der Fastnacht wohl heißt: gehörig zum Lachen bringen. Und trotzdem den einen oder anderen ernsthaften Widerhaken zum weiteren Nachdenken platzieren.
Dass er dabei auch sich selbst auf die Schippe nehmen kann, wird schon durch eine Selbstbeschreibung deutlich. So erzählt er, dass ihm schon in jungen Jahren von einer Lehrerin bescheinigt wurde, wie versiert er in der Nutzung visueller Lernhilfen sei. Weil sein Vater mit diesem Prädikat
Kreatives Genie
Ständig Unsinn im Kopf – so sagt man oft, wenn man kreative Genies negativ beschreiben will. Aber Thomas Klumb ist alles andere als negativ, im Gegenteil: Er ist zielstrebig. Als Jugendlicher veröffentlicht er schon „krude Sprüche“ wie „Die Axt im Haus erspart den Scheidungsanwalt“ und bessert so sein Taschengeld auf. 1975 wechselt der gebürtige Wormser zum Studium nach Mainz, studiert nach eigenen Angaben „Wein, Weib, Gesang und Theologie“ und kommt am Ende dieser vierteiligen Ausbildung mit dem Mainzer Karneval in Kontakt. Ein Virus, das ihn befällt und zeitlebens begleiten wird. Wie in vielen Bischöflichen Ordinariaten bzw. Generalvikariaten gibt es auch in Mainz einen „bistumsinternen Fasching“ – hier wird Thomas Klumb für lange 15 Jahre Sitzungspräsident. Als 1990 der Katholikentag nach Mainz kommt, mixt er mit einem Kollegen Kirche und Kabarett und kommt so zu seinem ersten großen Auftritt.
Vom Mainzer Karneval zum Heiligen Bimbam
Weil der extrem gut ankommt, machen die beiden kontinuierlich weiter, bis 1998 der große Mainzer Carnevals Club auf Thomas Klumb aufmerksam wird. Der Rest – ja, ich packe jetzt fünf Euro ins Phrasenschwein – ist Geschichte. SWR, SWF, ZDF und verschiedene Radiowellen kommen immer wieder auf ihn zurück – und natürlich auch kirchliche Veranstalter. Denn längst lässt Thomas Klumb für sie als „Heiliger Bimbam“ ein ganz besonderes kabarettistisches Geläut ertönen. Für Klumb mit Blick auf die Kirche und manche Gläubigen ein Wortspiel: Alles wird an die große Glocke, die Bimmel, gehängt. Aber wenn es darauf ankommt, führt die Angst, der Bammel, zum Schweigen und Stillhalten. Kabarettistische Kritik also am Bodenpersonal Gottes, Heiligen, Scheinheiligen und Kleingläubigen…
Ipsissima vox
Fragt man Thomas Klumb, was für ihn das vollkommene irdische Glück wäre, bekommt man die Antwort: dass er sich selbst akzeptiere. Das sagt einer, der wegen ungebührlichen Verhaltens während seiner Bundeswehrzeit als einziger seiner Kompanie nicht zum Obergefreiten befördert wurde, später kometenhaft zum Feldwebel der Reserve aufstieg und als größte militärische Leistung der Bundeswehr ihre Big Band bewundert. Na, herzlichen Glückwunsch.
Ob übrigens seine größte Angst aus dem Jahr 2012 auch in den Jahren 2016 und 2020 wieder durchgeschlagen ist und ihn vielleicht auch in 2024 erfassen wird, kann nur er selbst beantworten: So hat der überzeugte Fahrer eines Automatikfahrzeugs kräftig Bammel davor, was die Polizei so sagen wird. Automatikfahrzeug in einem SCHALTjahr? Wenn das mal gutgeht!
Für alle, die auf den Geschmack gekommen sind: YouTube lässt grüßen. Und: Thomas Klumb kann man buchen. Also los!
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