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Jones, Jax & Wees, Zoe – Never Be Lonely

Als 1996 die Fantasiewesen aus dem Pokémon-Universum das Licht der Welt erblickten, konnte sich wohl selbst Pokémon-Erfinder Satoshi Tajiri kaum vorstellen, welche Zukunft den kleinen Taschenmonstern bevorstehen würde. Heute können die Nintendo Publisher stolz
auf rund 440 Millionen verkaufte Spiele-Einheiten zurückblicken. Bereits im ersten Jahr gesellten sich zu den Videospielen die Pokémon-Sammelkarten – seitdem tauschen, trainieren und züchten Millionen von Menschen die kleinen Kerlchen mit großer Freude.

Rund 1.000 Pokemón

Etwa 1.000 Stück davon gibt es. Die gehören den Typen Boden, Drache, Eis, Elektro, Fee, Feuer, Flug, Geist, Gestein, Gift, Käfer, Kampf, Normal, Pflanze, Psycho, Stahl, Unlicht und Wasser an. Wer schon früh am Start war, kennt auch noch den Typus ???, der allerdings ab der fünften Generation im Typus Geist aufgegangen ist. Dank Anime-Serie und über 20 Kinofilmen, beide seit Ende der 1990er Jahre erfolgreich, haben sich die Pokémons vermutlich dauerhaft im kulturellen Gedächtnis dieser Welt, zumindest der westlichen Welt eingenistet. Und so gibt es Pokemón Malbücher, Puzzle, Bücher für den Kindergeburtstag, für alle, die mehr wissen wollen, passende Pokemón Lexika und vieles mehr.

Pokemón Pikachu und Zoe Wees

Pokémon-Erfinder Satoshi Tajiri wird im Sommer 59 Jahre alt – die von ihm erschaffenen kleinen Wesen gehen immerhin stramm auf die 30 zu. Wer nun glaubt, irgendwann müsse das Spektakel doch ausgereizt sein, erlebt zurzeit das Gegenteil: Denn Nachwuchsstar Zoe Wees, immerhin derzeit die angesagteste deutsche Stimme, tanzt mit einem Pokémon auf einer Raumstation. Kenner identifizieren das tanzende Pokémon als Pikachu, seit der ersten Pokémon-Generation dabei, damit eines der bekanntesten Pokémons und dem Typus Elektro zugeordnet. Ein weiterer Mittänzer ist übrigens ein gewisser Timucin Fabian Kwong Wah Aluo.

Jax Jones

Auch hier sind Kenner gefragt: Denn die wissen, dass der als DJ und Performer den Bühnennamen Jax Jones bevorzugt. Im aufwändigen Musikvideo tanzen beide gemeinsam mit Pikachu; bei „Never Be Lonely“, dem dazugehörigen Song, herrschte eine Strenge Arbeitsteilung: Da war Jax Jones für die Studioarbeit zuständig, während allein Zoe Wees den Gesang abliefert.

Never Be Lonely

Pikachu, Zoe Wees und Jax Jones – mit „Never Be Lonely“ zelebriert dieses kleine Team einen Song gegen die Einsamkeit. Zoe singt:

„Erzähle mir, wie es sich anfühlt zu wissen,
dass du nie wieder einsam sein wirst.
Du verbringst den Rest deines Lebens in dem Wissen,
nie wieder einsam zu sein, nie wieder!
Also sag mir, wie es sich anfühlt zu wissen,
dass ich dich nie allein lassen werde.
Zu wissen, dass du die Freiheit hast zu wählen,
nie wieder einsam zu sein.“

Lebensbotschaft

Never Be Lonely“ ist mehr als nur ein Song – es ist eine Lebensbotschaft. Allein zu sein, mit seiner Zeit auch allein gut klarzukommen, ist das Eine. Sich aber einsam zu fühlen, etwas – oder genauer: jemanden – in seinem Leben zu vermissen, ist etwas Anderes. Der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen, was bedeutet: Er ist auf Austausch, auf Sozialkontakte, ins besondere auf Liebe und Geborgenheit angewiesen. Ohne sie verkümmert er, geht er zugrunde.

Ohne Liebe: Pharao Psammetich I. und Kaiser Friedrich II.

In der Geschichte gibt es gleich mehrere Versuche, die mit der Isolation von Menschen arbeiten: Vor rund 2800 Jahren soll der ägyptische Pharao Psammetich I. zwei Neugeborene isoliert haben. Ohne Kontakte, ohne je ein gesprochenes Wort gehört zu haben sollten sie aufwachsen. Ähnlich ging der deutsche Kaiser Friedrich II. vor rund 900 Jahren vor. Beiden Herrschern war gemein, dass sie durch dieses Experiment einer menschlichen Ursprache auf die Spur kommen wollten. Kamen sie aber nicht. Denn die betroffenen Kinder starben. Auf dem Totenschein würde heute stehen: Mangelnde Sozialkontakte. Was bedeutet: keine Gespräche, keine Gestik und Mimik, kein Lächeln, gar nichts. Ohne derartige Sozialkontakte aber, so viel weiß man heute, kann ein Mensch nicht leben. Deshalb gelten derartige Versuche, wie sie Pharao Psammetich I., Kaiser Friedrich II. und mehreren anderen Herrschern zugeschrieben wurden, auch als „verbotenes Experiment“.

Rudyard Kiplings Dschungelbuch

Ob diese Experimente überhaupt durchgeführt wurden, ist strittig. Das Ergebnis jedoch nicht. Und auch nicht, dass sich Menschen seit Generationen genau mit dieser Frage beschäftigen. Rudyard Kiplings Erzählung „Dschungelbuch“ über das indische Findelkind Mogli, das bei Tieren im Dschungel aufwächst, sich mit ihnen verständigen kann und wegen der gemeinsamen Kommunikation auch von ihnen akzeptiert wird, ist die bekannteste Erzählung, die die Notwendigkeit von Kommunikation zum Überleben herausstellt – selbst wenn es „nur“ eine Kommunikation mit Tieren ist.

Wolfskinder

Einen ähnlichen Kern enthalten Berichte und Erzählungen über sogenannte „Wolfskinder“, also von wilden Tieren aufgezogenen Menschen. (Berichte wie die Gründer von Rom, Romulus und Remus, erst recht solche wie über Kasper Hauser oder Victor von Aveyron, letzter 1970 durch François Truffauts Film „L’enfant sauvage“ eindrucksvoll beschrieben, haben einen anderen, besonderen und zudem historischen Stellenwert, auf den an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden kann.)

Sprachverweigerung als Waffe

Frei nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche könnte man also formulieren: Das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, ist nicht mit ihm zu kommunizieren. Oder wie moderne Beziehungsforscher behaupten: Wenn sich jemand in einer Beziehung zurückzieht und die Kommunikation einstellt, ist dies ein aktiver Schritt zum Ende der Beziehung. Das gilt auch dann, wenn das Gegenteil beabsichtigt ist. [Um dies wenigstens anzufügen: Völlig anders ist dies in Extremsituationen, in denen die Worte fehlen: Das gemeinsame Schweigen ist manchmal so etwas wie höchste Kunst und letzter Trost, auch wenn dies überaus anstrengend ist.]

Zusage von Beistand: Dornbusch

Auf diesem Hintergrund werden zwei biblische Aussagen plötzlich in ihrer Tiefe verständlich: So berichtet die Bibel davon, dass sich Gott dem Mose in einem brennenden Dornbusch offenbart – eine bildliche Vorstellung, die bereits die uns bekannten Naturgesetze übersteigt. Die Botschaft Gottes: Ich bin Jahwe, das bedeutet: der, der für dich da ist! (Vgl. Exodus = 2. Buch Mose 3,1 – 4,17). Wenn man will, kann man auch hier frei übersetzen: Ich bin der, der dir immer beisteht, der dir hilft und der dich nie an Einsamkeit leiden lässt. Ein großes Wort, ein ungeheures Versprechen.

Nicht gut allein zu sein

Die zweite biblische Aussage ist viel einfacher, älter und grundlegender: Schon in der Schöpfungserzählung wird der Mensch als soziales Wesen gekennzeichnet, also als eines, das Sozialkontakte zum Leben benötigt, wenn es heißt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei!“ (Genesis = 1. Buch Mose 2,18 Aus diesem Grund erschafft Gott nicht nur einen Menschen, sondern gleich zwei, die sich – dem biblischen Bild (!) folgend – bis heute zu den über acht Milliarden Wesen entwickelt haben, die heute den Erdball bevölkern.

Immer für dich da

In „Never Be Lonely“ heißt es weiter:

„Ist das es, wovon Träume gemacht sind?
Mit meinen Händen werde ich genug verdienen,
um immer an deiner Seite zu bleiben.
Ich werde da sein in deiner dunkelsten Nacht.“

Also genau dann, wenn es im Leben schwierig wird.

Zerstörerische Wirkung von Einsamkeit

Wer Einsamkeit kennt, weiß, welch quälende, lähmende und zerstörerische Wirkung sie haben kann. Einsamkeit kann zu Traurigkeit und schweren Depressionen führen – eine Erkenntnis, die uralt zu sein scheint. Genau deshalb beschäftigen sich ja vor mehreren Tausend Jahren die Bibel damit, genau deshalb haben sich (angeblich) Herrscher, Wissenschaftler und Philosophen mit ihr auseinandergesetzt. Auch die Autoren von „Never Be Lonley“ müssen sich nicht mit Sprachexperimenten, Menschen, die unter Tieren überleben und biblischen Weisheiten beschäftigt haben. Es reicht, wenn sie die zerstörerische Wirkung von Einsamkeit kennen – und in ihrem Song quasi das Gegenteil zum Lebensziel ausrufen:

Nie mehr allein – ein ungeheures Versprechen

„Nie wieder einsam“ ist folglich ein Wunsch, der aus tiefstem Herzen kommt. Wie in dem uralten biblischen Text gilt bis heute: Zu dem Versprechen, sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass ein anderer Mensch nie wieder einsam ist, gehört viel Kraft und Durchhaltevermögen. Und eine gehörige Portion Liebe, Zuneigung und Geborgenheit, die man einem anderen Menschen schenken möchte. Ein großes Wort also, ein ungeheures Versprechen. Eines, das den Kern des Menschseins berührt.

Jax Jones & Zoe Wees – Never Be Lonely

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.


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