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James Bond: kommt, kommt nicht, kommt… demnächst… (21. März)

Geschüttelt, nicht gerührt – diese kurze Chiffre reicht aus, um zu wissen, um wen es geht: natürlich um den Geheimagenten im Dienste ihrer Majestät mit der Dienstnummer 007, James Bond. Um den Mann, der meistens in einem Aston Martin durch die Gegend braust, um den Frauenschwarm, der mit allen attraktiven Frauen im Film, zumindest aber mit einer, irgendwann ein Techtelmechtel anfängt. Ach ja, natürlich ist das auch der Mann, der seinen Wodka-Martini immer

auf jene eingangs erwähnte Art und Weise zubereitet haben möchte: geschüttelt, nicht gerührt.

James Bond ist ein Superheld – egal ob er von Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan oder in den letzten fünf Episoden von Daniel Craig gespielt wird. Wobei wir die letzte Ausgabe „Keine Zeit zu sterben“ ja noch gar nicht gesehen haben. Ursprünglich sollte der Film schon im November 2019 in die Kinos kommen. Doch damals wurde er verschoben. Und dann kam Corona. Aus April 2020 wurde November 2020, dann April 2021. Mittlerweile steht fest, dass es auch damit nichts wird. Aktuell gilt der 8. Oktober 2021 als Starttermin für den letzten Band-Dreh mit Daniel Craig. Warten wir mal ab, ob es wenigstens bei diesem Premierentermin bleibt. Aber die 500 bis 600 Millionen US-Dollar, die MGM angeblich von Netflix und Co. dafür verlangt haben soll, so dass der neue Bond wegen der Corona-Pandemie statt in den Kinos bei einem der Streaming-Dienste gezeigt wird, waren schlichtweg zu viel.

Was überdeutlich zeigt: Beim James Bond-Spektakel geht es zwar um Spannung, auch um Witz und Unterhaltung, vor allem aber geht es um viel Geld. Bei gut und gerne 200 Millionen Dollar sollen die Produktionskosten gelegen haben. Die müssen erst einmal wieder eingespielt werden. Mit Kinos im Lockdown geht das nicht. Und klar, dass jede Verschiebung weiteres Geld kostet. Und neue Produktionskosten verursacht: Denn üblicherweise ist jeder Bond-Film auch ein Schaulaufen

der neusten Luxusartikel. Von Autos bis hin zu Uhren sieht man in James Bond-Filmen alles, was Rang und Namen hat, brandneu ist und in aufwendigen Kampagnen von den Herstellern und Unternehmen zeitgleich mit dem Filmstart beworben wird. Was eine Menge Abstimmung und damit wiederum eine Menge Geld kostet, vor allem wenn dann der Kinostart verschoben wird.

Sie wollen es konkreter? Kein Problem. Nehmen wir das Beispiel Autos. Jedermann weiß, dass James Bond einen Aston Martin als Dienstwagen fährt. Wobei sich das kollektive Gedächtnis irrt: Selbst wenn James Bond meistens Aston Martin fährt, nahm er gar nicht mal so selten auch in einem anderen Fahrzeug Platz. Aber kaum jemand erinnert sich noch an den Sunbeam oder den Bentley, die Sean Connery in den ersten beiden James Bond-Filmen 1962 und 1963 zur Verfügung standen. Oder hätten sie gewusst, dass Sean Connery in „Diamantenfieber“ in einem Ford Mustang um die Kurven fegte? Oder Roger Moore – mal abgesehen von einem Ausflug mit einer Ente von Citroen – auch Fahrzeuge von Lotus, Range Rover und Rolls Royce unter dem Allerwertesten hatte? Pierce Brosnan entwickelte in drei seiner vier Bond-Filme eine Vorliebe für die Marke BMW, bevor er aber dann doch wieder bei Aston Martin landete. Nur Daniel Craig und, wenn die Erinnerung nicht trügt, Timothy Dalton sind ausschließlich in einem Aston Martin zu sehen. Wobei „Keine Zeit zu sterben“ gleich drei Aston Martin-Edelkarossen präsentiert, darunter auch den neuen Hybrid-Flitzer Aston Martin Valhalla. Ein Hypersportwagen, wie der Hersteller vollmundig annonciert und Begriffe wie „grundlegenden Stil- und Aerodynamik-Philosophie“ und „Morphing-Technologien aus dem Flugzeugbau“ in seine Werbung einfliegen, äääh, einfließen lässt. Ein Auto, das zwar eh nur für einen sehr kleinen Kreis sehr betuchter Käufer gedacht war, das bereits 2019 zu Daniel Craigs Dienstwagen avancierte, aber immer noch nicht auf dem Markt ist. Und mittlerweile, so war schon zu hören, statt des ersten seit rund 70 Jahren mal wieder eigenständig von Aston Martin entwickelten Motors ein Aggregat von Daimler Benz bekommen soll. Manche Dinge überleben sich eben. Nach Brexit und Covid ist bei Aston Martin schlichtweg Ebbe in der Kasse. Die Verschiebung des Starts von „Keine Zeit zu sterben“ tut da ein Übriges. Denn so fehlt für potenzielle Kunden, die das runde Milliönchen für das Fahrzeug aus der Portokasse nehmen könnten, ein wichtiger Kaufanreiz. Wie sollen sie sich als Held und Frauenschwarm darstellen, wenn sie gar nicht mehr sagen können: Habt ihr gesehen, ihr Millionen von Bond-Kinozuschauern, ich fahre jetzt dasselbe Auto wie James Bond. Ich bin jetzt auch so ein Held…
Immerhin hilft MGM der notleidenden Luxusindustrie: Damit die Produktplatzierungen mit den Planungen der Unternehmen besser übereinstimmen,

dreht man einfach ein paar Szenen nach und zeigt dann dabei die nun wirklich neusten Produkte. Geht doch! Ich freue mich jetzt schon auf die Filmjunkies, die demnächst genauestens beschreiben, wann an welcher Stelle welches Produkt zu sehen ist, woraus zu schließen ist, welche Szenen nachgedreht wurden.

Ein völlig anderer Gedanke betrifft Daniel Craig. Definitiv sein letzter James Bond-Einsatz sei dies, heißt es. Die Fakten deuten darauf hin, dass es dieses Mal sogar stimmt. Schauspieler, die in Game of Thrones, Luther, Billie Elliot – I Will Dance, The Night Manager, Batman und Homeland sehr erfolgreich zu sehen waren, sind im Gespräch. Oder haben sich selbst ins Gespräch gebracht. Nicht auszuschließen, dass James Bond in seinem 26. Film die Hautfarbe wechselt. Oder das Geschlecht. Wobei sich dann die Frage stellt, ob aus James Bond möglicherweise Jane Bond wird. Und ob die dann – aus heutiger Sicht – ähnlich sexistisch wie James in manchen Filmen agiert und dabei reihenweise Partner des anderen Geschlechts vernascht. Oder des eigenen, man weiß ja nie.

Als in diesen Tagen vor 15 Jahren der erste James Bond mit Daniel Craig in die Kinos kam, gab es schon im Vorfeld einen ziemlichen Hype um den Darsteller. Man könnte auch sagen: Aversionen! Die Hauptfragen: Was halten Sie von einem Bond-Darsteller, der sich öffentlich mit Schwimmweste zeigt? Der einen Aston Martin mit Automatikgetriebe bevorzugt? Der nicht pokern kann und erst recht keine Waffen mag? Verkommt James Bond mit einem Mann wie Daniel Craig etwa zum Weichei? Ist der Darsteller „zu blond für Bond“ – eine Frage, die Daniel Craig verletzte. Zu Recht! Wer lässt sich schon gerne sagen, dass er „zu blond“ für eine Tätigkeit sei? Vor allem, wenn damit weniger die Haarfarbe als die Intelligenz gemeint sein sollte?

Daniel Craig habe sich trotzig in seine Rolle vertieft, hieß es damals. Und er füllte sie so gut aus, dass sogar bitterböse Filmkritiker nicht umhinkamen, ihn zu loben. Mir wird es gehen wie mit jedem Wechsel in der Filmrolle des James Bond: Ich werde den letzten anfangs vermissen. Und schade finden, dass er aufgehört hat. Einer, wenigstens einer mehr hätte es doch noch sein können.

Alles Quatsch. Egal, wer der Nachfolger oder die Nachfolgerin von James Bond wird: Es wird ganz sicher wieder eine gute Besetzung werden. Kein Abziehbild von der letzten – und das ist auch gut so. Schauspieler sind Menschen, die ihre Rollen nach ihren Fähigkeiten, ihrem Naturell und vor allem nach ihren Vorgaben füllen. Von der Rolle auf den Schauspieler rückzuschließen, ihn oder sie für die Filmfigur schon im Vorfeld als zu blond, zu smart, zu wenig athletisch, zu wenig weiß, zu weiblich oder was-auch-immer zu bezeichnen und so einen Stempel aufzudrücken, ist nicht in Ordnung. Film bleibt Film, Fiktion bleibt Fiktion. Und die entsteht durch künstlerische Verarbeitung unter Verwendung der gesellschaftlichen Realität. Diese Realität aber ist bei „Keine Zeit zu sterben“ eine andere als noch bei „James Bond jagt Dr. No“.

Bei der Frage, wer der einzig wahre James Bond sei, irren alle, egal ob sie sich für Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan, Daniel Craig oder dessen Nachfolger oder Nachfolgerin entscheiden. Denn alle sechs – und das gilt voraussichtlich auch für Nummer sieben – haben mit der Figur, die Ian Flemming 1952 zum ersten Mal in Buchform vorstellte, nur relativ wenig zu tun.

In diesem Sinne: viel Spaß mit „Keine Zeit zu sterben“, wann immer er denn endlich zu sehen sein wird. Und mit dem- oder derjenigen, der oder die auch im 26. Bond-Film den Wodka-Martini hoffentlich „geschüttelt, nicht gerührt“ bestellt. Aber wer weiß, ob nicht auch das dann der Vergangenheit angehört. Obwohl es um diesen Running Gag wirklich schade wäre.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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