Cyrus, Miley – Flowers
1 Komma 16 Milliarden – und täglich werden es mehr. Miley Cyrus darf ihre aktuelle Single „Flowers“ stolz als „meistgestreamten Song des Jahres“ bezeichnen. Das zumindest sagt eine Auswertung des Marktforschungsunternehmens „Luminate“. Ein Erfolg, der sich sehen lassen kann. Dass so früh im Jahr ein derartiger Rekord aufgestellt wird, ist sensationell. Schließlich stammt „Flowers“ vom aktuellen Album der 30jährigen, das den schönen Titel „Endless Summer Vacation“ trägt und erst im März erschien.
Rückblick
Zeit, um einen Moment zurückzublicken: Miley Cyrus ist die Tochter des Country-Musikers Billy Ray Cyrus. Schon als Teenager feierte sie überragende Erfolge in der Titelrolle der Disney-Serie „Hannah Montana“. Musikalisch startete Miley mit Dance-Pop, probierte sich mit Psychedlic Pop und Country aus, um im aktuellen Album ein bisschen von allem zu präsentieren. Ihre musikalischen Qualitäten wurden durch Skandale und Skandälchen unterstützt – so etwas scheint sein zu MÜSSEN, wenn man dauerhaft im Gespräch bleiben will. Zumindest lassen sich Bilder einer spärlich bekleideten Miley auf einer Abrissbirne auch heute noch so deuten.
Gereift
Wie gesagt, mittlerweile ist Miley Cyrus 30 Jahre alt. Und sie scheint gereift zu sein. Wer bissig sein will, könnte auch sagen: In dieser Form hat sie den ganzen Zirkus nicht mehr nötig. Wer eher freundlich gestimmt ist, verweist darauf, dass es für einen Teenie-Star immer schwierig ist, wenn Ruhm und Reichtum schneller wachsen, als es für den oder in diesem Fall die Betroffene gut ist. „Flowers“ zumindest scheint ein gutes Beispiel dafür zu sein, dass Miley nun „über den Dingen steht“.
Flowers
Anders ist es kaum zu erklären, dass sie in ihrem Song mit Worten regelrecht spielt.
„Wir waren gut, wir waren Gold –
ein Traum, der man nicht verkaufen kann.
Wir waren gut, bis wir es nicht mehr waren.
Wir bauten ein Haus und sahen, wie es niederbrannte.
Mm, ich wollte dich nicht verlassen.
Aber ich wollte auch nicht lügen.
Ich fing an zu weinen, aber dann erinnerte ich mich:
Ich kann mir selbst Blumen kaufen,
kann meinen Namen in den Sand schreiben,
stundenlang mit mir selbst reden und dabei
Dinge sagen, die du nicht verstehst.
Ich kann mit mir selbst tanzen gehen.
Und ich kann meine eigene Hand halten.
Ja, ich kann mich besser lieben als du es kannst.“
Erneute Spitze gegen Liam Hemsworth
Fans rieben sich verwundert die Augen. Sollte Miley da wirklich erneut das Beziehungsaus mit Liam Hemsworth besingen? Zur Erinnerung: Zwischen 2009 und 2019 führten die beiden eine On-Off-Beziehung, an deren Ende eine Hochzeit stand. Die Ehe hielt gerade einmal acht Monate. Dann kam das Aus. Und das hatte Miley schon 2019 in „Slide Away“ besungen.
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Brand in Malibu
Das Ganze nicht mehr als eine witzige Stichelei, die aber eben genau auf Ex-Ehemann Liam Hemsworth zielt. Fans mit detektivischem Spürsinn sind davon überzeugt, dass auch die Textzeile „Ich kann meine eigene Hand halten“ in dieselbe Richtung geht, sprich: sich auf denselben Song bezieht.
Offensichtlicher ist die Anspielung „Wir bauten ein Haus und sahen, wie es niederbrannte“. Natürlich deutet diese Textzeile an, dass ein gemeinsames Bezeihungshaus langsam zerbrach und beide wie erstarrt neben sich selbst standen. Sie fanden einfach keine Mittel, um ihre Beziehung zu retten. Doch die allegorische Deutung wird von einer realen überholt: 2018 dehnten sich Waldbrände bis in die Nobelviertel von Malibu aus. Über 30 Menschen kamen in den Flammen um, viele, darunter etliche Prominente, wurden aus ihren Häusern evakuiert. Das Haus von Miley und Liam brannte völlig nieder. Hier wird aus der Stichelei ein Hieb gegen gemeinsame Erinnerungen. Hier wird Miley wieder zur Abrissbirne, wenn auch – für ihre Verhältnisse – ganz dezent.
Kraft aus „Niederlagen“ gezogen
Letztlich aber hat sie all den negativen Ereignissen der Vergangenheit eine Botschaft entgegenzusetzen: Sie ist eine taffe Frau, die trotz aller Rückschläge immer wieder aufsteht. Und deshalb geht es mehr als um das Beziehungaus zu Liam Hemsworth in „Flowers“ um sie selbst, Miley Cyrus. Der Song zeigt eben keine weinerliche, trauernde oder gar nachtragende Miley. Sondern eine Frau, die über den Dingen steht. Die eine Trennung nicht als Niederlage, als Ballast mit sich herumschleppt. Sondern die gestärkt daraus hervorgeht. „Seht her, ich habe es geschafft“ ist die eigentliche Botschaft von „Flowers“. Und damit wird der Song zu einer hoffnungsvollen Hymne für jede und jeden, die oder der schon einmal verlassen wurde. Diese Erfahrung genau ist es, die den Song die Lebenswirklichkeit vieler, wenn nicht der meisten Menschen trifft. Zumindest so vieler, dass „Flowers“ einfach ein Hit werden musste. So gesehen sind 1 Komma 16 Milliarden Streams keine Sensation, sondern eigentlich „ganz normal“.
Genauso wie die im Song enthaltene weitere Botschaft: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich an anderer Stelle eine neu. Hindurchgehen musst du allerdings selbst.
Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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