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Perspektivwechsel und Corona: Darauf einen Tomatensaft! (18. Juli)

Nein, diese Gedanken vergessen wir bitte sofort: die Gedanken nämlich an eine wieder steigende Inzidenz und die stetig lauter werdenden Warnungen, dass im Oktober eine vierte Corona-Welle bevorsteht. Ziehen wir uns lieber daran hoch, dass bekanntermaßen Dummheit nicht ausstirbt. Keine Gefahr also für die, die überleben werden. Na gut, das war jetzt wenig überraschend!

Bitte nicht an den blauen Elefanten denken!

Denken wir lieber an etwas Schönes, etwas Besonderes. An Tomatensaft.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Statt Corona denken wir an Tomatensaft. Genau genommen: Ich! Da Sie aber diesen Text bis hierhin gelesen haben, denken Sie auch daran. Getreu dem Motto: Denken Sie jetzt bitte nicht an den blauen Elefanten – den bekommen Sie nach so einem Satz auch nicht mehr aus dem Kopf. Also: Denken Sie jetzt an Tomatensaft oder lassen Sie es – es ist eh egal. Sie sehen ein Glas voller Tomatensaft vor Ihrem geistigen Auge. Wenn der Saft kalt ist und die Umgebungsluft warm, dann sehen Sie vielleicht noch ein paar Tropfen Kondensat am Glas herunterlaufen. Aber das Glas mit dem Tomatensaft sehen Sie ebenfalls.

Wie meine Mutter

Warum ich jetzt an Tomatensaft denke? Jetzt, wo sich nach der dritten Coronawelle fast alles ganz langsam, manches auch zu schnell normalisiert, werden auch die Flieger in der Luft wieder mehr. Ja klar, Urlaubszeit, Aufhebung der Risikogebietswarnungen, auf geht’s. Wer weiß, wie lange wir das noch können. (Dass das Ausnutzen aller Möglichkeiten etwas damit zu tun hat, wann genau diese Möglichkeiten enden, lassen wir, wie bereits gesagt, außen vor. Mensch, ich höre mich schon an wie meine Mutter. Aber egal!)

Tomatensaft: Im Flugzeug schmeckt er mir

Eine merkwürdige Assoziation? Fliegen und Tomatensaft? Vielleicht. Vor allem, wenn ich Ihnen dann noch sage, dass ich Tomatensaft eigentlich gar nicht mag. Als Kind habe ich mal an einem Büffet Tomatensaft für Erdbeermilch gehalten. Ich konnte gar nicht so schnell spucken, wie ich wollte. Sehr zur Freude meiner Eltern übrigens. Und zur Freude sämtlicher anderer angewiderter Gäste! Seitdem: Tomatensaft schmeckt mir einfach nicht. Aber: Ich habe ja „eigentlich“ gesagt. Wenn ich nämlich mal mit dem Flugzeug unterwegs bin, trinke ich immer Tomatensaft. Vorausgesetzt natürlich, dass die Fluglinie welchen anbietet. Der banale Grund: Im Flugzeug schmeckt er mir. Und zwar richtig gut. Schon sehr merkwürdig mit diesem Tomatensaft, oder?

Alles eine Frage der Technik

Ein Lebensmitteltechniker hat mir erklärt, warum das so ist: In der Höhe, und die wird beim Fliegen ja erreicht, riechen und schmecken wir anders. Deshalb wird das Essen im Flugzeug etwas anders gewürzt, als wenn es am Boden gegessen würde. Mein Tomatensaft also auch. Und irgendwie scheint mein Geschmackssinn nicht ganz so verändert zu sein, wie sich das die Lebensmitteldesigner beim Tomatensaft vorgestellt haben.

Perspektivwechsel.

Warum ich Ihnen das erzähle? Oft kommt es einfach auf den Standpunkt an. Manchmal muss ich in großen Höhen fliegen, bis mir der Tomatensaft schmeckt. Und gelegentlich muss ich einen Menschen aus einem anderen

Blickwinkel betrachten, bis ich ihn verstehe. Die Dinge sind nicht so, wie sie oftmals auf den ersten Blick erscheinen. Denn dieser Blick ist immer mein Blick – ein Blick geprägt von meinen Erfahrungen, meinen antrainierten Wahrnehmungen, meinen Urteilen und – leider auch immer wieder – meinen Vorurteilen. Und gleich noch ein „leider“: Es ist gar nicht so einfach, seine eigene Sichtweise zu ändern. Sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Dinge aus seiner Sicht wahrzunehmen und zu bewerten. Aber einen Versuch ist es wert. Perspektivwechsel könnte man das nennen. Wenn der zumindest ein bisschen gelingt, dann werden gelegentlich Dinge plötzlich logisch und klar. Auch Dinge, die bis gerade noch unverständlich erschienen.

Darauf einen Tomatensaft

Eine gute Erkenntnis? Ich denke schon. Zumindest eine, die hilft, etwas mehr Gelassenheit in sein Leben zu bringen. Und eine Erkenntnis, auf die sich lohnt, anzustoßen. Meinetwegen auch mit Tomatensaft. Darauf werde ich jedoch verzichten. Der schmeckt mir hier unten einfach nicht.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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