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Tag des Kusses (6. Juli)

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kuss? Feuchte Nasenspitze, zitternde Lippen, ein bisschen Angst, weil es plötzlich Ernst wird? Augen zu und… nein, nicht durch, sondern durchatmen. Denn beim Küssen verfliegt die Angst vor dem Kuss. Ein herrliches Erlebnis, wenn sich die Lippen zweier Menschen finden. Mit ihnen und ihrem Kuss entsteht

eine Nähe, die nur noch mit wenigen Dingen zu übertreffen ist.

Selbstwertgefühl

Irgendwie logisch, dass das persönliche Selbstwertgefühl etwas mit der eigenen Einschätzung zu tun hat, wie man küsst. Rund ein Fünftel der deutschen Männer hält sich für so etwas wie Kussweltmeister, aber nur etwa zehn Prozent der deutschen Frauen schätzt sich als gute Küsserinnen ein. Was aber Frauen und Männer eint: Etwa die Hälfte von ihnen ist davon überzeugt, dass eher langweilige Küsser auch beim Sex wenig Temperament mitbringen. Und selbst wenn ich mir nun den Zorn der Kosmetikindustrie zuziehe: Satt geschminkte Lippen küsst nur eine winzige Minderheit der deutschen Männer wirklich gern.

Bleiben wir in unserem Kulturkreis: Selbst Corona hat dem Küssen nichts anhaben können. Schließlich küsst man ja nicht jeden, sondern normalerweise nur jemanden, mit dem man eh eine enge Verbindung hat. Sich zu küssen hat also immer Konjunktur. Allerdings gibt es die unterschiedlichsten Formen des Kusses: Sealed With A Kiss – eine Beziehung durch einen Kuss zu besiegeln, haben ja schon eine ganze Reihe von Sängerinnen und Sängern besungen. In den Zeiten, aus denen diese Lieder stammen, war damit dann eher das, wenn auch auf den Mund, flüchtige Küsschen gemeint. Das feine Zungenspiel hingegen bleibt wohl als innigste Form des Kusses den sich Liebenden vorbehalten. Die machen das dann schon so, wie es für sie gerade richtig ist.

Küssen in Frankreich

Deshalb blicken wir lieber auf den Kuss als Begrüßungsritual: Bei der Accolade, die wir unseren französischen Nachbarn abgeschaut haben, bis Corona uns den Hang zur Nähe verbot, umarmen sich zwei Menschen, legen Wange an Wange und schmatzen sich lustvoll ins Ohr. Aber Obacht: Wer mit feuchten Lippen die Wange des anderen berührt und dort einen fetten Schmatz hinterlässt, verstößt gegen die Etikette. Und zwar massiv! Also merken: Auf keinen Fall berühren die Lippen die Wange!
Aber an der Anzahl der Küsse, abwechselnd links, rechts durchgeführt, zeigt sich der Grad der Vertrautheit und Zuneigung: Zwei Wangenküsse sind normal, vier hingegen eine Auszeichnung. Dass es in Frankreich darüber hinaus auch regionale Unterschiede gibt, ist für uns weniger wichtig. Trotzdem gilt: zwei flüchtige Wangenküsse zwischen Schwiegertochter und Schwiegervater beim Wiedersehen nach längerer Zeit wahren zwar die Etikette, verraten aber oft eine Menge über die Familie und ihre Beziehungen untereinander. Bei gleich vier Küssen zwischen zwei Menschen, die eigentlich als „nur Arbeitskollegen“ gelten, ist das übrigens genauso…

Küssen in Russland

Auch unsere russischen Nachbarn küssen gern. Dort gehört es zum guten Ton, sich – ähnlich wie bei der Accolade – dreimal auf die Wangen zu küssen. Falls Ihnen dort jemand vermitteln will, dass er sich an Ihrer Seite besonders wohl fühlt, kann es sein, dass Sie noch einen vierten Schmatzer bekommen. Bitte erschrecken Sie nicht, wenn der auf dem Mund landet. Fühlen Sie sich – trotz aller möglichen Überraschung – geehrt.

Der Handkuss

Das Küssen hat eine lange Tradition: Aus dem Küssen des Siegelrings hochgestellter Persönlichkeiten entsteht der Handkuss. Ein Kuss, der Respekt, Unterwürfigkeit und Liebe andeuten soll. Aber Vorsicht: Auch beim

Handkuss berühren die Lippen nicht den Handrücken. Niemals. Allerdings kommt der Handkuss im Alltag der meisten Menschen gar nicht mehr vor. Es sei denn, sie gehören Kreisen an, die besonderen Wert auf Tradition und Etikette legen. Oder aber sie leben in Österreich. Bei unseren Nachbarn in der Alpenrepublik erfreut sich der Handkuss eines regeren Austausches als bei uns. Soweit eben nicht gerade Corona… Aber das hatten wir ja schon.

Inuit und Maori

Andere Länder, andere Sitten – das gilt auch beim Küssen. Die Inuit reiben ihre Nasen aneinander, achten aber sorgsam darauf, dass sich die Lippen nicht berühren. Warum auch nicht? Wer’s mag…
Mir persönlich gefällt – ohne dass ich ihn praktiziere – der Kuss der neuseeländischen Maori besonders gut: Die pressen nämlich bei ihrem Kuss die Stirn und den Mund aufeinander. So können nach Vorstellung der Maori nämlich die Seelen der beiden Küssenden über den Austausch des Atems miteinander verschmelzen, zumindest aber in einen intensiven Austausch geraten. Wobei hier wie überhaupt beim Küssen gilt: Eine gehörige Portion Mundwasser oder frisch geputzte Zähne erleichtern das Küssen ungemein. Trotzdem gilt: Meine Kusspartner suche ich mir selbst aus. Und das sehr sorgsam! Egal, wo ich bin.

Asien und Indien

Außer in Asien. Da lasse ich das Küssen vorsichtshalber sein. Zumindest in der Öffentlichkeit. In China war das öffentliche Küssen lange Zeit sogar unter Strafe gestellt. Auf dem Land sollten Sie es weiterhin unbedingt lassen. Sie könnten auch heute noch Probleme bekommen. Aber in den großen Städten dürfen Sie, eben auch in der Öffentlichkeit. Müssen Sie aber nicht.

Ähnliches gilt in Indien. Achten Sie einmal auf die Bollywood-Streifen, die ja auch seit einigen Jahren bei uns immer wieder zu sehen sind. Dort werden Sie selten bis nie ein sich küssenden Paar sehen. Kurz bevor es dazu kommt, schiebt sich wie von Geisterhand irgendetwas vor die Kamera. Und wenn es nur ein Schirmchen oder eine Pflanze ist.

Keep care in Thailand! Da ist es mit dem Küssen wie beim Basketball: Berühren ist nicht. Wenn Sie also in Ihrem Urlaub einmal zu einer Thaifamilie eingeladen werden, verneigen Sie sich und legen die Hände vor die Brust. Das dürfen Sie, auch wenn dies eigentlich eine buddhistische Begrüßung ist und sie gar kein Buddhist sind.

Nähe im Nahen Osten

Das Stichwort Buddhismus führt mich gleich zur nächsten Religion: In muslimischen Ländern des Nahen Ostens sollte Sie sich als Frau äußerst zurückhalten. Selbst wenn sich Männer untereinander zur Begrüßung und Verabschiedung umarmen, ist das bei Frauen ausgeschlossen. Erst Recht Männern gegenüber. Am besten behalten Sie sogar Ihre Hände bei sich. Wie sagte einmal eine Reiseleiterin im Nahen Osten in Anlehnung an Don Vito Corleone zu mir: Wenn du einem Mann von dir aus zur Begrüßung die Hand hinstreckst, machst du ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann. Was vermutlich auch für Männer gilt, die bei uns leben, aber im Nahen Osten sozialisiert sind. Na, danke.

Ein Kuss signalisiert: Wir gehören zusammen, halten zusammen, vertrauen uns. Schlimm, wenn ein Kuss missbraucht wird: Jesus wurde verraten durch einen Kuss, so die Bibel. Judas küsste ihn als Zeichen für seine Verfolger: Den müsst ihr verhaften. Was der Gesundheit sowohl von Jesus wie auch von Judas nicht zuträglich war: Jesus wurde gekreuzigt, Judas konnte mit seinem Verrat durch den später zum Sprichwort gewordenen Judaskuss nicht leben und hängte sich an einen Baum.

Küssen für die Gesundheit

Normalerweise aber gilt das Gegenteil: Küssen ist gesund! Beim Küssen trainieren Sie über 30 Gesichtsmuskeln und straffen ihre Gesichtshaut. Ein besseres Anti-Aging gegen Falten im Gesicht gibt es kaum. Küssen bringt Ihren gesamten Stoffwechsel in Gang, der Puls steigt, Ihre Durchblutung wird erhöht und ihr Kreislauf kommt auf Trab – alles bestens für Ihr Immunsystem. Wer meint, dass mit dem Küssen zu viel Viren und Bakterien übertragen werden, darf diese Sorgen getrost über Bord werfen: Beim Händeschütteln sind es weitaus mehr. Und ihr Speichel tötet jede Menge dieser unerwünschten Mikro-Eindringlinge sofort ab.
Nur eines stimmt nicht wirklich: dass Sie beim Küssen zusätzliche Kalorien verbrennen. Ein paar wenige mögen es sein. Aber bevor Sie diesen Effekt tatsächlich bemerken, stehen Sie schon im Guinnessbuch der Rekorde in der Rubrik „Dauerküssen“.

Gut fünf Minuten haben Sie nun etwas über das Küssen gelesen. Irgendwie passend zum Welttag des Kusses. Trotzdem alles nur graue Theorie. Was aber zählt, ist die Praxis. Also los: Wenn Sie jetzt ihren Partner in der Nähe haben – dann küssen Sie… jetzt!

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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