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Post vom verstorbenen Opa (20. Juli)

Eltern kennen das: Was sagt man seinem Kind, wenn das nach dem verstorbenen Opa fragt? „Opa ist im Himmel“, sagen viele dann. Blöd nur, wenn das dem hoffnungsvollen Nachwuchs nicht reicht. Alle Kinder haben einen Opa. Wenn der zu Besuch kommt, dann bringt er immer Geschenke mit. Und ist wahnsinnig nett. Der eigene Opa aber ist im Himmel? Hmmm, das mag ein Grund sein, aber doch kein wirkliches Hindernis. Zumindest nicht, wenn man ernsthaft seinen Opa kennenlernen will.

Wie erreiche ich Opa im Himmel?

So oder ähnlich mag ein Dreijähriger gedacht haben, der auch gerne mal mit seinem Opa herumgetollt hätte. Und er dachte noch mehr: im Kindergarten, im Indianerzelt, im Spielzimmer – alles Orte, die man auch als Dreijähriger bequem erreichen kann. Also muss das mit „im Himmel“ auch irgendwie gehen. Da sage noch einer, kleine Kinder seien nicht zu Transferleistungen in der Lage! Nur wie das Problem zu lösen ist – das bleibt unklar. Aber er hat Ideen. Eine Treppe in den Himmel bauen? Mama hat mal eine Geschichte vorgelesen von einer Treppe, die bis in den Himmel reicht. Leider ist der Himmel ganz schön weit oben. Deshalb, so Mama zu der Idee mit der Treppe, würde es wahnsinnig lange dauern, bis die Treppe fertiggebaut ist. Und dann würde es natürlich noch einmal ganz schön lange dauern, bis man mit den kurzen Beinchen eines Dreijährigen all die vielen Treppenstufen emporgestiegen ist. Noch mal hmmmm. Da ist was dran.

Die Idee mit den Luftballons

Mit der Rakete hinfliegen? Zu kompliziert. Als Dreijähriger hat man es nicht leicht. Aber endlich kommt dem kleinen Kerlchen die richtige Idee: Er malt ein Bild. Das will er an ein paar Luftballons hängen und fliegen lassen. Direkt in den Himmel, direkt zu Opa. Das hat er in einem Bilderbuch gesehen. Das ist eine gute Idee. Nur muss Mama vorher noch die Adresse des Dreijährigen und seiner Familie auf die Rückseite des Bildes schreiben. Es könnte ja sein,

dass Opa die vergessen hat. Und falls Opa nicht malen kann, sondern irgendetwas schreibt: Dann muss die Mama die Antwort eben vorlesen. Die kann das! Die ist ja schon groß!

Warten auf den Sankt Nimmerleinstag

Gesagt – getan. Von nun an heißt es warten. Warten darauf, dass die Luftballons die Karte in den Himmel tragen, dass Opa sie erhält und dass er dann antwortet. Das dauert etwas, bauen die Eltern vor. Und insgeheim denken sie: Das ist ein Warten auf den Sankt Nimmerleinstag. Aber wie sie ihren hoffnungsvollen Nachwuchs kennen, wird es schnell etwas neues Wichtiges in seinem Leben geben. Und so wird die Sache mit den Luftballons schnell an Wichtigkeit verlieren.

Opas Antwort

Fehlanzeige! Denn drei Tage später liegt ein Brief im Postkasten. Absender: Opa oben! Tatsächlich hat jemand die Luftballonpost gefunden und dem Kleinen eine liebevolle Antwort geschrieben: dass er sich über sein Bild gefreut habe, auf einem hellen Stern lebe und von dort aus den Kleinen sogar sehen könne. Und vor allem: dass der nicht traurig sein müsse. Dicker Kuss. Dein „Opa oben“.

Leben – Sterben – Tod – ???

Rührend, oder? Nichts, was ich mir ausgedacht hätte. Sondern eine Geschichte, die wirklich passiert ist. Und eine Sache, an der ich selbst noch knabbere. Für den Moment mag die Antwort von „Opa oben“ ja genügen. Irgendwann, wenn er mal größer geworden ist, wird man dem Kleinen vielleicht erklären können, wie das so ist mit dem Leben, dem Sterben und dem Tod. Und vielleicht auch, dass viele Menschen daran glauben, dass es nach dem Tod auf dieser Erde irgendwie weitergeht. Dass man sich wiedersieht, wie auch immer dieses Wiedersehen auch aussehen mag.
Bis dahin aber wird der Dreijährige vielleicht noch den einen oder anderen Brief „nach oben“ schicken. Ob er auch dann Post von „Opa oben“ erhält? Unwahrscheinlich. Es sein denn, mir würden Luftballon, Bild und Adresse zufliegen. Ich glaube, ich würde dem Dreijährigen immer und immer wieder schreiben. Bis er irgendwann so groß ist, dass er die Sache mit Leben, Sterben und Tod verstehen kann.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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