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13. Januar: Johnny Cash – 53 Jahre Folsom Prison

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

Man muss ihn nicht mögen, man muss nicht einmal mehr seinen Namen kennen. Obwohl: Da er wirklich Musikgeschichte geschrieben hat, gebührt ihm schon ein Platz neben den Beatles, den Rolling Stones und neben Bob Dylan. Ich meine Johnny Cash, jenen Countrymusiker, der zumindest bei uns vor dreißig, vierzig Jahren nahezu out war… bis er
plötzlich Mitte der 90er Jahre plötzlich wieder da war. Besser und populärer denn je. Und obwohl Cash bereits 2003 starb, verkauft er weiter jede Menge Platten. Posthum noch mehr als zuvor.

Doch jetzt soll es weniger um seine Musik gehen – vielmehr geht es jetzt um den Menschen. Der hatte es nicht immer leicht, stolperte von einem „Fettnäpfchen“ ins nächste: Drogen, Alkohol, Jähzorn – der Polizei war der Mann, der seine Militärzeit in Landsberg am Lech verbrachte, kein Unbekannter. Wer sich seinen Lebenslauf anschaut, wird kaum von einer zufälligen Entwicklung sprechen können.
Ebenfalls kein Zufall war, dass Johnny Cash später zum „Man in Black“ wurde, ein Beiname, den er zeitlebens trug. Gegen das Unrecht in der Welt wollte er ansingen. Dagegen ansingen und dagegen kämpfen. Darin sah er eine Lebensaufgabe. So lange er Unrecht auf der Welt sehe, so lange würde er im schwarzen Outfit auf der Bühne stehen. Als stille, aber eindringliche Mahnung. Genau das sind Sinn und Bedeutung seines Bühnenkostüms. Schlimm, dass er dieses Outfit nie ablegen konnte, es sogar heute noch tragen müsste. Vielleicht sogar schwärzer denn je. Wer weiß.

Kleiner Sprung zurück: 1951 hatte Cash im Landsberger Truppenkino einen Film gesehen: „Inside the Walls of Folsom Prison“, ein Film über die Zustände in einem Gefängnis für Schwerstverbrecher. 1968 dann, heute vor 53 Jahren, schließt sich der Kreis: Auf besonders eindrucksvolle, publikumswirksame Weise singt der „Man in Black“ gegen Unrecht in der Welt an. Ein Auftritt in besagtem Folsom Prison, mitten unter Schwerstverbrechern. Sollte es während des Konzerts zu einem Aufstand kommen, würde scharf geschossen, warnt die Anstaltsleitung vor dem Konzert. Aber Cash will sich aus tiefster Überzeugung denen zuwenden, die auf der Schattenseite der Gesellschaft stehen, wenn auch aus eigener Schuld. Die Strafgefangenen bleiben ruhig, die mitgeschnittene Aufnahme wird für Cash ein Erfolg, auch in kommerzieller Hinsicht. Gründe genug für Johnny Cash, weitere Konzerte in Gefängnissen

zu geben. Als er im Februar 1969 im St. Quentin-Prison den gleichnamigen Song anstimmt und darin die Textzeile „St. Quentin you are living hell to me“, singt, muss er abbrechen. Laut wird es da. Cash setzt neu an, setzt sein Konzert fort, ohne dass es zum Aufstand kommt.
Cash singt auch deshalb in Gefängnissen, um von seinem Glauben zu erzählen. Von der festen Überzeugung, dass jeder Mensch die Aufgabe hat, vorbehaltlos anderen Menschen Gutes zu tun, sich ihnen zuzuwenden, für sie da zu sein. Vorbehaltlos, ohne Bedingungen, ohne Hintergedanken, egal, wer sie sind und was sie getan haben. Und dass jeder Mensch Vergebung verdient hat – zumindest dann, wenn er seine Taten bereut. Das ist der Glaube von Johnny Cash. Ihm und vor allem dem Glauben seiner Frau June Carter hatte Cash es zu verdanken, dass er, lange gewalttätig und abhängig von Tabletten und Alkohol, selbst Vergebung und Heilung erfuhr. Und 1968 im Folsom Prison quasi auf der anderen Seite der Anstaltsgitter stehen konnte.

Man muss ihn nicht mögen, man muss nicht einmal mehr seinen Namen kennen. Aber man sollte wissen, wofür dieser Mann stand und welchen Sinn er in seinem Leben gefunden hatte.

Kommentare

2 Kommentare

Eberhard Bähr

Bitte schnell Mal korrigieren: Cash ist bereits 2003 gestorben nicht 2033, wie die zittrige Hand des Autoren suggeriert.

Klaus Depta

Danke für den Hinweis. Da sieht man einmal, was Ehrfurcht vor einem großen Künstler auslöst! :-)


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