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17. Januar, Operation „Desert Storm“

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

17. Januar, Operation „Desert Storm“

Heute vor genau 30 Jahren saß ich um diese Zeit mit einem Freund und Kollegen im Auto. Uns war klar: Beide würden wir mit unseren Schülern über den „Wüstensturm“ sprechen, der in dieser Nacht losgebrochen war. Nachrichtlich las sich das alles ganz trocken, vor allem gut: Seit gut fünf Monaten hielt der irakische Diktator Saddam Hussein das Scheichtum Kuwait besetzt. Seit letzter Nacht, offiziell also seit dem 16. Januar 1991, begannen Truppen aus 31 Staaten seine gewaltsame Vertreibung. Operation „Desert Storm“, Operation Wüstensturm.

Mein Kollege und ich waren uns einig: Egal, wie blumig der Name klingt – Krieg bleibt Krieg. Und Krieg bedeutet immer, dass Unschuldige, Hilflose, Alte, Frauen und Kinder leiden – meistens für etwas, um das sich Starke und Mächtige in Schutzbunkern streiten. Es geht um noch mehr Macht, noch mehr Reichtum, und im Falle dieses Krieges ganz sicher auch Erdöl. Der Boden von Kuwait steckt voll davon.

Kann es überhaupt einen gerechten Krieg geben? Diese Frage beschäftigte uns an diesem Tag und in den nächsten. Angeblich hatte der Irak nach heutiger Währung rund 40 Millionen Euro Schulden aufgehäuft. Die Arbeitslosigkeit gerade unter jungen Männern war immens. Der Überfall auf einen kleinen, aber reichen Nachbarn versprach eine Lösung aller Probleme.

Und das Ende vom Lied? Beim Rückzug seiner Truppen ließ Saddam Hussein schnell noch rund 700 Ölquellen in Brand setzen – eine ökologische Katastrophe! Acht Monate dauerte es, bis die Brände gelöscht waren. Auf den Irak wurden mehr Bomben geworfen als auf Deutschland im zweiten Weltkrieg. Eine von vielen Schätzungen sagt: Mehr als 400.000 Menschen fanden den Tod! Und etwa die gleiche Zahl an Todesopfern gab es in den Jahren danach zu beklagen. Denn Kriege hinterlassen fast immer ein Vakuum. Unterschiedliche Gruppen versuchen dann, solch ein Vakuum zu füllen. Meistens zu ihrem Vorteil. Fast immer mit Gewalt. Auch wenn blumige Namen darüber hinwegtäuschen sollen. Wie zum Beispiel „Desert Storm“.

„Der Mensch ist für den Menschen ein Wolf“, formulierte schon im 17. Jahrhundert der Philosoph Thomas Hobbes. Er glaubte nicht daran, dass der Mensch vernünftig ist. Allenfalls daran, dass er vernunftbegabt sei – ein himmelweiter Unterschied. Und Hobbes war nicht der Einzige, der wusste: Kriege fallen nicht vom Himmel. Für Mord und Totschlag, für Ungerechtigkeiten in der Welt braucht es Menschen, die alles andere als guten Willens sind. Täter, die anderen die Hölle bereiten. Mit Recht kann man also sagen: „Hölle ist immer das, was wir Menschen auf Erden uns gegenseitig antun.“
Jeder von uns kann dazu beitragen, dass es in dieser Welt möglichst wenig Hölle gibt.

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