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7. Januar: Anhänger mit DNA

7. Januar: Anhänger mit DNA
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige persönliche Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? In der Rubrik „Auch das noch“ befinden sich (leicht überarbeitete) Skripte von Beiträgen, die ursprünglich im öffentlich-rechtlichen und im privaten Rundfunk gesendet wurden. Und manchmal wurden sie sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

Falls Sie sich gerade die Fingernägel feilen oder die Haare kämmen – stopp! Fingernägel und Haarschnipsel könnten in ihrem Leben noch sehr wichtig werden. Genauer gesagt: n a c h ihrem Leben. Und auch nicht unbedingt für Sie, sondern für Ihre Angehörigen. Ein Foto und die obligatorische lange Haarlocke als Andenken an Verstorbene sind nämlich out. In dagegen als Andenken sind Fingernägel und Haare. Zumindest die DNA, die daraus gewonnen wird. DNA: Sie wissen schon, der genetische Bauplan eines Menschen, von Mensch zu Mensch so unterschiedlich wie es eben nur denkbar ist, absolut individuell. Diesen Bauplan trägt man dann in einem Anhänger um den Hals – eben als Andenken an den Verstorbenen.

Zugegeben, noch steckt diese Praxis bei uns in den Kinderschuhen. Aber in Japan hat sich aus dieser Idee schon vor längerer Zeit ein boomender Geschäftszweig entwickelt. Und gelegentlich findet man auch bei uns ein entsprechendes Angebot. Das sieht folgendermaßen aus: Sie erhalten einen Anhänger, der mit dem DNA-Material eines Verstorbenen gefüllt wird. Sie liefern das Material für die DNA Ihres Verstorbenen. Womit wir wieder bei den Fingernägeln und den Haaren wären: Denn daraus wird die DNA mit Vorliebe extrahiert. Wer will, kann sich also einen Anhänger in Form eines Parfümfläschchens bestellen, natürlich aus Silber, das Ganze an einer Kette. Sieht schick aus. Und ist natürlich etwas ganz Individuelles. Schon wegen seines Inhalts. Das Ganze hat natürlich seinen Preis: Umgerechnet rund 400 Euro müssen die zahlwilligen Japaner dafür berappen, einschließlich der Kosten für die Extraktion der DNA.

Ursprünglich hatte die Firma Anhänger mit der DNA verstorbener Haustiere im Sinn. Doch dann kamen die Anfragen nach Anhängern für menschliche DNA. Und wenn mit irgendetwas Geld zu verdienen ist, dann wird es auch gemacht
Wenn Sie mich fragen: Einen Toten in Ehren zu halten, an ihn zu denken, sich bewusst zu machen, was er für einen selbst bedeutet hat – das klingt zwar altmodisch. Genauso altmodisch, wie für ihn zu beten, auch im Nachhinein für sein Dasein dankbar zu sein. Aber manchmal scheint es mir besser, altmodisch zu sein, als für irgendeinen modischen Schnickschnack das Geld aus dem Fenster zu werfen.

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