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6. Januar: Heilige drei Könige / Sternsinger

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige persönliche Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? In der Rubrik „Auch das noch“ befinden sich (leicht überarbeitete) Skripte von Beiträgen, die ursprünglich im öffentlich-rechtlichen und im privaten Rundfunk gesendet wurden. Und manchmal wurden sie sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
Zum Beispiel am 6. Januar: Sternsinger / Heilige Drei Könige

In diesem Jahr ist alles anders! Die Kids, die normalerweise in den Tagen ab dem 6. Januar an der Tür schellen, klingeln in diesem Jahr nicht. In diesem Jahr bleiben sie zu Hause. Corona und der Lockdown lassen grüßen! Nichts ist es mit Bettlaken und alten Jacken, aus denen die Kinder mit Elan und Geschick wundersame Kostüme mit wallenden Umhängen basteln. In den meisten Gegenden Deutschlands gibt es das alles in diesem Jahr nicht. Schade. Denn die Kinder, die mit Stern, Sammelbüchse, frommen Gebeten und Liedern von Haustür zu Haustür ziehen, verkörpern ein altes Brauchtum: das der Sternsinger, der Heiligen Drei Könige. Der Volksmund hat ihnen schon vor Jahrhunderten einen Namen gegeben: Caspar, Melchior und Balthasar. In ihrer Begleitung ist zumeist noch ein Sternträger. Denn an fremden Haustüren singt es sich zu viert einfach mutiger.

In normalen Jahren erinnern die Kinder an eine Legende von drei Königen aus dem Morgenland. Deren Ziel: Ein Stall in einem Kaff mit Namen Bethlehem. Und dort, wo sich sonst Ochs und Esel gute Nacht sagen, wollen sie dem Sohn Gottes, dem neuen König ihre Aufwartung machen. Dabei lassen sie sich durch einen Stern leiten. Eine unglaubliche Geschichte, oder?
Das Wundersame wird noch geheimnisvoller, weil in der Bibel kaum etwas über die drei Könige zu finden ist. Nur der Evangelist Matthäus schreibt über sie. Und er benutzt dazu noch einen Begriff, der gar nicht mit König übersetzt wird, sondern mit Magier. Vielleicht auch mit Sterndeuter. Jetzt aber wird die Geschichte langsam rund: Astronomen wissen: Nur ganz selten stehen Saturn und Jupiter im Sternbild der Fische so nah beieinander, dass sie wie ein einziger riesiger Stern aussehen. Das ist zufälligerweise auch in unserer Zeit so. Und vor rund zweitausend Jahren war das ebenso. Genau so, wie es Matthäus in seinem Evangelium beschreibt. Natürlich ohne das astronomische Wissen von heute. Aber immerhin ein Symbol, das dazu geführt hat, dass die die von den Kindern nachgespielten drei Könige ein viertes Kind an die Spitze stellen und so dem Sternträger mit seinem Stern hinterherlaufen.

Den Kindern macht das Spaß. Auch wenn manche Erwachsene die Kinder anknurren und abweisen. Die Mehrzahl

hört sich geduldig die frommen Sprüche an, spendet ein paar Euro und wirft ein paar Süßigkeiten in einen Sack, den die Kinder mitführen. Die Geldspende macht die Sternsingeraktion zur weltweit größten Spendensammlung von Kindern für Kinder. Denn die Gelder gehen an Hilfsprojekte für Kinder in anderen Ländern, denen es weitaus schlechter geht als den Sternsingern bei uns. Die Süßigkeiten hingegen dürfen die Sternsinger für sich behalten. Die bedanken sich dann auch zünftig: Sie wünschen den jeweiligen Hausbewohner alles Gute für das neue Jahr und schreiben das Jahresdatum und „CMB“ an die Haustür. Was wie die Abkürzung für Caspar, Melchior, Balthasar aussieht, heißt in Wirklichkeit „Christus mansionem benedicat“ – Christus segne dieses Haus. Womit gesagt sein soll: Der Segen Gottes möge die Bewohner des Hauses das Jahr über begleiten und schützen. Ein frommer, ein schöner Wunsch.
Wie gesagt: normalerweise. In diesem Jahr ist alles anders. Die Sternsinger bleiben zu Hause. In den Pfarrgemeinden gibt es die unterschiedlichsten Ideen, wie man die Aktion der Kinder einigermaßen ersetzt. Und ein weiteres Mal schade: Gerade in diesem Jahr passt das Motto der Sternsingeraktion wie die berüchtigte Faust aufs Auge: „Heller denn je – die Welt braucht eine frohe Botschaft!“ Das wir die gut brauchen könnten, ist ja nun leider nicht von der Hand zu weisen.

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