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9. Januar, Joan Baez wird 80

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige persönliche Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? In der Rubrik „Auch das noch“ befinden sich (leicht überarbeitete) Skripte von Beiträgen, die ursprünglich im öffentlich-rechtlichen und im privaten Rundfunk gesendet wurden. Und manchmal wurden sie sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

Es gibt Ereignisse, die lassen einen nicht los. Die holen

einen sogar wieder ein. Als ich zum ersten Mal in meinem Leben Musik vom Woodstock Festival hörte, war ich von einer Frau fasziniert. Die stand auf der Bühne und widmete ein Lied dem damaligen Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, den späteren US-Präsidenten. Ich merkte damals sofort, dass das blanke Ironie war. Denn tatsächlich sang sie diesen Song für ihren eigenen Mann. Sie, die schwangere Frau auf der Bühne, für ihren Ehemann, einen bekannten Pazifisten und Gegner des Vietnamkrieges. Der saß damals hinter Gittern. Ihm wollte sie Mut machen. Und so ganz nebenbei ging es um Rechte für Arbeiter, für Menschen aus der Unterschicht, für Menschen, die im Getriebe der Großen vor die Hunde gingen.
Besagte Sängerin war Joan Baez. Eine Frau, die Menschenmassen mobilisierte mit ihren Liedern. „We Shall Overcome“ – das haben wir als Jugendliche mit der Gitarre am Lagerfeuer gesungen. Und ohne es zu wissen waren wir damit ein Teil einer ganz jungen Friedensbewegung, die gerade dabei war, sich weltweit zu etablieren. Vielleicht haben wir

es gefühlt. Vielleicht lag in diesen Songs so etwas wie Solidarität. Vielleicht dieses Gefühl von „Wenn wir zusammenhalten, dann wird die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser“.
„We Shall Overcome“ habe ich lange nicht mehr gesungen. Auch nicht „Blowin In The Wind“. Wie viele Kanonenkugeln müssen noch durch die Luft fliegen, bevor sie für immer verbannt werden? Keine Ahnung. Auch Joan Baez wusste das nicht, wenn sie diesen Bob Dylan-Song sang. Aber sie signalisierte etwas: Frieden ist möglich. Man muss ihn nur wirklich wollen. Und wenn man will, dann muss man damit anfangen.
80 Jahre alt wird diese Frau heute. Ob sie noch einmal auf der Bühne steht, wenn Corona eines Tages kein Thema mehr ist? Vielleicht sogar in Deutschland? Heute weiß das niemand. Aber ich werde ein paar von den alten Platten hören, heute, an ihrem Geburtstag, und wohl auch in Zukunft wieder etwas öfter. Und dabei werde ich mich an ihre Botschaft erinnern: Frieden ist möglich. Du musst ihn nur wollen. Und du musst selbst damit anfangen.

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