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21. Januar, Der König ist tot. Es lebe der König!

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
21. Januar, Der König ist tot. Es lebe der König!

„Der König ist tot. Es lebe der König!“ – natürlich ist dieser Schlachtruf der französischen Revolution nicht das Einzige, erst recht nicht das Wichtigste, was vom Sturm auf die Tuilerien übriggeblieben ist. Aber das schnelle Auswechseln der Könige, herbeigeführt durch den nicht unbedingt freiwilligen Gang zur Guillotine, hat sich über diesen Ruf nachdrücklich in die Geschichtsbücher eingebracht. Und selbst Ludwig XVI., – ah, diese römischen Zahlen machen’s einem aber auch nicht leicht! Also nicht der Sonnenkönig, sondern einer seiner Nachfolger – wurde zum Opfer, genau heute, vor 228 Jahren.

Kein runder Geburtstag, äh, Todestag, sicher auch kein Grund zu feiern. Aber doch ein wichtiger Tag. Ein lehrreicher Tag nämlich. Historiker behaupten, dass Ludwig XVI. ein Mann mit gewinnenden menschlichen Eigenschaften gewesen sei. Das war sicherlich kein Grund, ihn aufs Schafott zu schicken. Sein Problem: Staatsmännisch war er wohl eine Niete. Denn der absolut Regierende vermochte es nicht, die Finanzkrise des französischen Staates zu lösen. Es ging also mal wieder ums liebe Geld!

Bevor Finanzminister und Staatschefs aller Welt aber nun zittern: Auch wegen der desolaten Staatsfinanzen wurde Ludwig nicht umgebracht. Sein Problem: Er war und blieb überzeugt vom Gottesgnadentum, also davon, dass Gott persönlich dem französischen König allein die gesamte Macht über das gesamte Land gegeben hätte – eine weit verbreitete Ansicht unter den Adeligen dieser Zeit.

Die französischen Revolutionäre sahen das anders. Und als sich Ludwig mit einer abgespeckten Königsrolle nicht abfinden wollte und ausländische Truppen ins Land holte, hatte er schnell ausgespielt. Seine Frau Marie Antoinette übrigens auch. Ihr wird der Satz zugeschrieben: „Das Volk hat kein Brot? Dann soll es doch Kuchen essen!“ Diese Arroganz, dieser völlig fehlende Blick für die Nöte des Volkes – das war wohl der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Dass Ludwig zwischenzeitlich floh – würde man heute sagen: ins Exil ging? –, nach Paris zurückgebracht wurde und weiterhin versuchte, die Revolution zu verhindern, brachte seine Gegner nur noch mehr gegen ihn auf. Die spielten quasi eine weitere Trumpfkarte, indem sie – ohne dessen – Maximilien de Robespierre zum

Chefankläger am Pariser Kriminalgericht machten, später zum Mitglied der Volksvertretung im neuen Nationalkonvent. Robespierre trug den Beinamen „der Unbestechliche“. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass er Ludwig XVI. zum Verräter Frankreichs und zum Verbrecher an der Menschheit erklärte. Was zur Konsequenz hatte, dass Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 seinen Kopf und damit sein Leben verlor.

Was lehrt uns das heute, eben jene gar nicht so runden 228 Jahre danach? Vielleicht, dass es sich rächt, sich über andere Menschen zu erheben; vielleicht auch, dass alle Menschen gleich sind oder zumindest sein sollten. Vielleicht auch, dass Hochmut vor dem Fall kommt. Und selbst die Großen der Welt irgendwann einmal die Quittung für das bezahlen, was sie den Kleinen und weniger Mächtigen antun. Ein aktueller Blick auf den Machtwechsel in den USA und die Nawalny-Veröffentlichungen in Russland drängen sich da förmlich auf.

Bleibt noch der Blick auf Robespierre, der den Tod des Königs gefordert hatte: es dauerte nicht lange, da endete auch Robespierre unter der Guillotine. Was deutlich macht: Wer über andere urteilt und richtet, muss sich nicht wundern, wenn er selbst gerichtet wird. Und dass dann jemand anderes ruft: Der König ist tot. Es lebe der König!

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