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Harley, Steve – For Sale. Baby Shoes. Never Worn

Ab Mitte der 1970er Jahre gehörte er zu den ganz Großen des Glam-Rock: Steve Harley mit seiner Band Cockney Rebel. Bis heute tourt er regelmäßig im UK, in Holland und bei uns. Bei Hits wie „Judy Teen“, „Mr. Soft“, der Schwulenhymne „Sebastian“ und „Make Me Smile (Come Up And See Me)“ rastet das Publikum immer noch aus; bei „Tumbling Down“ brüllt es sich heiser; und wenn Steve die Beatles-Hymne „Here Comes The Sun“ anstimmt, befürchten Saalordner akute Einsturzgefahr.

Auf der Bühne gibt Steve Harley gern die Diva. Im Interview kann er ganz anders. Erscheint ihm der Fragesteller kompetent, kommt er schnell ins Erzählen: hier geht’s zum Interview dass er an Kinderlähmung erkrankt war, eine Krankenschwester seinem Vater gesagt habe: „Der schafft das nicht!“ Dass aber sein Vater an ihn geglaubt habe: „Du bist ein Boxer, du stehst wieder auf!“ Und weil der Glaube bekanntlich Berge versetzt, sei er wieder aufgestanden! Insgesamt vier lange Jahre verbrachte er als Kind in Kliniken. Hier las er viel, auch die komplette Bibel. Obwohl er und seine Familie der Anglikanischen Kirche angehören, bewundert er den verstorbenen Papst Johannes Paul II. Der habe vor allem Unterdrückten, gerade auch im Ostblock, eine Stimme gegeben. Und fast im selben Atemzug zitiert Steve Harley die biblische Bergpredigt. „Selig sind die,…“ – „die sich für Benachteiligte einsetzen“, möchte man frei ergänzen.
Sich für die starkmachen, die sich selbst nicht helfen können – diese Haltung findet sich in vielen Songs von Steve Harley.

Auf der Suche nach Songideen wurde der vielbelesene Musiker sogar beim Schriftsteller Ernest Hemingway fündig. Der wettete einmal gegen Kollegen, er könne die kürzeste Kurzgeschichte der Welt schreiben. Und gewann. Nur sechs Worte hatte die Story, je zwei für Einleitung, Hauptteil und Schluss. Der komplette Text: „Babyschuhe. Zu verkaufen. Nie getragen.“ Für Harley eine Welt voller Dramatik: Werdende Eltern, die ein Kind erwarten, vielleicht schon das Kinderzimmer eingerichtet haben. Dann der Tod des Ungeborenen – für die Eltern eine Katastrophe. Überstehen sie die? Zerbrechen sie daran? Ist der Verkauf der ungetragenen Schuhe die einzige Möglichkeit, zu vergessen und zu heilen? Hemingways Text lässt das offen. „Du musst deinen eigenen Weg finden, mit Leid umzugehen“, ist sich Steve Harley sicher. Mit Blick auf Weihnachten, dem Fest der Menschwerdung Gottes, heißt das: Gott ist nicht in die Welt gekommen, um das Leid abzuschaffen; er zieht nicht an irgendwelchen Strippen und hindert böse Menschen an ihrem Tun. Aber er leidet mit den Menschen, bis hin zum Tod am Kreuz. Leid nicht abschaffen, aber ertragen. Und ganz am Ende über das Leid zu triumphieren – für Christen ist das die Botschaft von Weihnachten und Ostern zusammen. – Bei Steve Harley wird aus Hemingways Kurzgeschichte übrigens eine Story über eine ungewollt Schwangere und die Hilfe, die sie benötigt. Ein trauriger Text mit einer hoffnungsvollen Melodie. Steve Harley und „Baby Shoes. For Sale. Never Worn“.

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