SOS-Kinderdorf – Hilfen für Kinder und Familien (15. April)
Kinder können einem auf die Nerven gehen. Manchmal sage ich, sie seien kleine Gnome und Monsters. Natürlich nur im Spaß und nur, wenn ich meine: „Hey, ihr kleinen Quälgeister, gebt mir einen Moment Zeit zum Durchschnaufen. Euer Tempo, eurer Dauerfeuer kann ich gerade nicht mitgehen. Das ist mir im Moment zu anstrengend.“ Und nie sage ich so etwas zu fremden Kindern. Schließlich würden die gar nicht verstehen, wie ich das meine.
Obwohl ich so etwas mal sage,
empfinde ich ganz anders: Kinder sind für mich das höchste Gut, ein Geschenk Gottes. Sie sind klein, zart, verletzlich, können noch nicht alleine durchs Leben gehen. Sie brauchen Hilfe, Schutz, Zuwendung, ja, Liebe und Geborgenheit. Dafür sind wir Erwachsenen zuständig. Und leider versagen viele von uns Großen da, mal auf diese, mal auf jene Weise.
Gewalt gegen Kinder
Jedes Mal, wenn ich davon höre, dass Kinder ausgesetzt, misshandelt oder missbraucht werden, bin ich fassungslos. Dass Frauen ungewollt schwanger werden und ihr Kind nicht behalten möchten oder können, kann ich verstehen. Aber gerade bei uns, in einem der reichsten Länder der Welt, gibt es keinen Grund, dieses ungewollte Leben zu töten. Adoption, Pflegeeltern, persönliche Hilfe und Beratung – das sind die Wege und Möglichkeiten, die in unserem Land extrem gut entwickelt sind. Hier hilft der Staat, hier helfen Wohlfahrtsverbände, verschiedene Institutionen und, zumeist ganz unbürokratisch, auch die Kirchen. Ein Aussetzen eines Neugeborenen irgendwo in der freien Natur, damit diese auf grausame Art und Weise „die Angelegenheit regelt“, ist der falsche Weg, wenn jemand sich nicht um sein Kind kümmern will oder kann.
Und was sind das für Menschen, die hilflosen kleinen Wesen etwas antun? Körperliche oder sexuelle Gewalt gegen Kinder? Zeiten wie jetzt, in der Pandemie, scheinen ja eine Menge verborgener Aggression und mehr hervorzubringen, die sich gegen die Schwächsten in unserer Gesellschaft richten, gegen die, die sich gegen Erwachsene nicht wehren können: gegen Kinder. Ganz ehrlich, mich schaudert es, wenn ich an daran denke, wie Kinder oft leiden.
Hermann Gmeiner und die SOS-Kinderdörfer
Aber von Herzen froh war ich, als ich für diesen Textbeitrag entdeckte: An einem 15. April – und zwar 1949 – gründeten in Innsbruck Hermann Gmeiner und eine Gruppe von Frauen und Männer eine Institution,
aus der das „SOS Kinderdorf“ hervorging. SOS – das aus Schiff- und Luftfahrt bekannte Rettungssignal, das dort ursprünglich „Save our ships“ und, noch umfassender, „Save our souls“ bedeutet, leitet sich im Falle des Kinderdorfs von „Societas Socialis“ ab. Oder frei übersetzt: Gesellschaft für soziale Tätigkeiten.Die Anliegen, die zur Gründung führten, sind bis heute dieselben, wenngleich sich auch die Schwerpunkte verändert haben: Waren bei der Gründung und damit nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem Waisen im Blick, Kinder, die in den Kriegswirren ihre Eltern verloren hatten, liegt das Hauptaugenmerk mittlerweile längst auf Kindern und Jugendlichen, die aus schwierigen Verhältnissen stammen. Und vielfach sind die „SOS-Kinderdörfer“ eine Hilfe für ganze Familien in Not. Ihnen will das jeweilige „SOS-Kinderdorf“ ein neues Zuhause geben. Und helfen, mit Lebensumständen klarzukommen, die sie selbst alleine nicht bewältigen könnten.
Von Innsbruck ausgehend hat sich die Idee des „SOS-Kinderdorfs“ mittlerweile über die ganze Welt verbreitet. In beinahe 140 Ländern leisten „SOS Kinderdörfer“ ihre segensreiche Arbeit.
SOS-Kinderdorf heute
Für Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen heißt das nach wie vor: zwar oft ohne die leiblichen Eltern, aber ein Zuhause. Eines mit Ersatzmüttern, Ersatzvätern und Ersatzgeschwistern. Auf diese Weise bekommen Kinder und Jugendliche genau das, was sie sonst eben nicht bekommen: Liebe, Zuwendung und Geborgenheit, Unterstützung und Hilfe. Wie wichtig dies ist, sagt die Psychologie, wenn auch in gänzlich anderen Zusammenhängen. Denn aus psychologischer Sicht kann man Liebe und Geborgenheit nur schenken, wenn man sie selbst bekommen und erfahren hat. Insofern bedeutet das Leben in einem „SOS-Kinderdorf“ also nicht nur eine materielle Absicherung, ein Dach über den Kopf zu haben und ein geregeltes Leben zu führen, sondern es bedeutet auch die Chance auf einen Ausstieg aus einem Leben ohne Liebe und Geborgenheit.
Mahnung und Vorbild
Für mich sind die „SOS-Kinderdörfer“ und selbstverständlich auch alle ähnlichen Institutionen mit anderen Namen Mahnung und Vorbild zugleich: Wir Erwachsenen müssen uns viel mehr um Kinder sorgen und kümmern als bisher, noch aufmerksamer sein, als wir das vielleicht eh schon sind. Alle, überall und zu jeder Zeit. Nur so können wir dazu beitragen, Unheil von Kindern abzuwehren.
Das sehen auch Fußballer Marco Reus, Moderatorin Nazan Eckes und Sänger Joris so. Sie sind von der Arbeit der „SOS-Kinderdörfer“ zumindest so überzeugt wie ich (siehe Video unten). Damit die Arbeit in den „SOS-Kinderdörfern“ weitergehen kann, damit gerade Kinder und Jugendliche, die es am nötigsten haben, Unterstützung und Hilfen bekommen, sind die „SOS-Kinderdörfer“ selbst auf Unterstützung angewiesen, auf Spenden, damit die hilfreiche Arbeit dort auf Dauer gesichert ist.
Denn wie schon gesagt: Kinder sind ein Geschenk – auch wenn uns „die kleinen Gnome und Monster“ mit ihrer prallen Lebensdynamik manchmal auf die Nerven gehen.
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
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