Mit Crowd Funding zur eigenen Hochzeit (24.April)
Musiker tun es, Sportler haben es probiert, Start Ups sind „ohne“ oft gar nicht denkbar: Wenn das Geld fehlt, um eine CD aufzunehmen, besondere Trainingslager zu absolvieren oder ein bestimmtes Projekt nach vorne zu bringen, hilft in vielen Fällen das sogenannte Crowd Funding. Und das funktioniert so:
So funktioniert’s
Ich möchte etwas tun, was ich nicht bezahlen kann. Im Internet erläutere ich das und bitte um Spenden. Auf diese Weise werden medizinische Projekte unterstützt, erhalten angehende Erfinder das notwendige Kleingeld oder produzieren Musiker ihre neusten Platten, ohne in Abhängigkeit zur Industrie zu geraten, ohne sich in ihre künstlerischen Vorstellungen hineinreden lassen zu müssen. Denn die Industrie muss ja letztlich auch immer an Vermarktung denken, wenn sie verantwortlich arbeiten will. Crowd Funding: eine tolle Sache. Denn irgendwo auf der großen weiten Welt finden sich immer Menschen, die sagen: Da macht einer etwas, den ich bei seinen Zielen und Plänen unterstützen möchte. Und schwupps – überweist er ein paar Euro. In manchen Fällen erwirbt man mit seinem Obolus sogar einen Anteil an dem, was hinterher dabei herauskommt. Wird es ein Erfolg, bekommt man sein Geld zurück. Und vielleicht sogar mehr, als man eingezahlt hat. Meistens aber handelt es sich um Spenden. Man verschenkt Geld für etwas, das man für eine gute Sache hält. Am Ende macht es dann die Masse der Unterstützer: Wenn viele wenig geben, kommt am Ende eine ganze Menge zusammen.
Die eigene Hochzeit durch Crowd Funding
Auf die Idee, ein Crowd Funding für ihre ganz persönlichen Zwecke zu nutzen, kamen vor geraumer Zeit zwei 27jährige im Gazastreifen. Die wollten
gern heiraten, hatten aber leider nicht das Geld dazu. Was tun? Keine ganz einfache Frage. Vor allem dann, wenn man in einem Land lebt, in dem man sich ohne Eheschließung mit dem geliebten Lebenspartner nicht auf der Straße zeigen darf. Und auch nicht zusammen wohnen darf.Noch einmal zur Erinnerung: Im Gazastreifen, einem muslimisch geprägten Gebiet, sind offen gelebte Liebesbeziehungen ohne Trauschein einfach nicht erlaubt. „Unsere Liebe war gefährdet und wurde immer komplizierter“, so die Dame des Herzens.
8000 Euro brauchte das Liebespaar, um seine Hochzeit bezahlen zu können. Daran sollte sich doch etwas ändern lassen. Also spannten die beiden die Weltöffentlichkeit für ihre Zwecke ein. Und – Crowd Funding sei Dank – kam auf diese Weise schnell das Geld für die Hochzeit zusammen. Ein modernes Märchen? Ohne Zweifel. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann freuen sie sich heute noch.
Und die Moral von der Geschicht
Nein, jetzt kommt kein Satz darüber, dass diese Form der vertrauensvollen Hilfsbereitschaft auch auf üble Weise ausgenutzt werden kann. Dass man betrogen wird, getäuscht, gelinkt, über’s Ohr gehauen – das kann jederzeit und überall passieren. Eine Garantie, dass alles mit rechten Dingen zugeht, gibt es nirgendwo, wo Vertrauen eine Rolle spielt.
Viel wichtiger ist mir etwas anderes:
– Natürlich findet nicht jeder Quatsch Unterstützer. Ich muss von der Aktion überzeugt sein, bevor ich mich daran beteilige. Für Lieschen Müller eine große Hochzeit mitzufinanzieren, damit die mit vielen Gästen schön feiern kann, ohne ihr Sparbuch anzutasten, wird vielleicht Unterstützer finden. Aber sicherlich nur wenige. Da muss es schon eine besondere Situation, eine besondere Notlage sein.
– Wer sich an einem Crowd Funding beteiligt, erwartet in der Regel keine Gegenleistung. Im Beispiel mit der Hochzeit wäre das ja auch gar nicht möglich. Er gibt einfach so. Bedingungslos. Ohne den anderen Menschen zu kennen. Allenfalls hat „der edle Spender“ die Freude, irgendwelchen anderen Menschen eine Freude gemacht zu haben. Oder mitgeholfen zu haben, ein gutes Projekt anzuschieben. Das nenne ich wahre Menschlichkeit.
– Und so ganz nebenbei zeigt jede Crowd Funding-Aktion: Wenn viele wenig geben, kommt am Ende eine ganze Menge zusammen – das ist eine Weisheit, die auch in anderen Lebensbereichen gilt. Nicht nur im Gazastreifen, sondern auch bei uns vor der Haustür. Jeden Tag.
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
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