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Ohne Führerschein unterwegs. Über Rechte, Pflichten und Verantwortung (16. Dezember)

Na, das nenne ich mal praktisch gedacht: Weil er sein Auto eh nur alle 14 Tage benutze, habe er den notwendigen Führerschein erst gar nicht erworben! Das hat ja nun irgendwie was: Warum soll ich viel Geld ausgeben, wenn sich der Nutzen in Grenzen hält?
Bevor Sie jetzt auf falsche Gedanken kommen: Es geht nicht um einen bekannten Fußballer, der

Input-Output

zudem auch noch im Nationaldress aufläuft. Wenn ich mich recht entsinne, meinte der, einfach keine Zeit zu haben, sich ewig lange mit theoretischem Unterricht aufzuhalten. Und fahren konnte er ja auch so.

Nein, in diesem Fall ist die Sache anders gelagert. In diesem Fall würden irgendwelche Theoretiker vermutlich von einer Input-Output-Relation sprechen. Oder von einer Kosten-Nutzen-Bilanz: Nur so viel investieren, wie ich auch wieder heraushole – alles andere ist unwirtschaftlich. Und nur alle vierzehn Tage mit dem Auto unterwegs zu sein – dafür lohnt es nun wirklich nicht, einen Führerschein zu machen. Oder?

86 Jahre und kein bisschen weise

In diesem speziellen Fall ist der Autofahrer bereits stolze 86 Jahre alt und 26 Jahre ohne Führerschein unterwegs. 26 Jahre alle 14 Tage unterwegs – nach Adam Riese und Schürmanns Rechenbuch sind das immerhin knapp 700 Fahrten ohne Führerschein. Aufgefallen ist das Ganze übrigens, weil der 86jährige beim Einparken zweimal rückwärts gegen eine Straßenlaterne knallte. Was man weder ihm, noch seinem Alter, noch dem fehlenden Führerschein zum Vorwurf machen sollte. Schließlich kann jeder mal einen schlechten Tag haben…

Fahrzeug beherrschen

Irgendwie entbehrt die Geschichte ja nicht einer gewissen Komik. Aber sie macht mich auch fassungslos: Aus gutem Grund gibt es Regeln, die für alle gelten. Den Führerschein erwerbe ich nicht, weil ich das Auto nutze. Ich erwerbe ihn, um zu lernen, wie ich das Fahrzeug beherrsche. Vor allem: wie ich mich im Straßenverkehr bewege, ohne mich und andere zu schädigen, zu gefährden oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, zu behindern oder zu belästigen. Eine Forderung, die aus gutem Grund schon im ersten Paragraphen der Straßenverkehrsordnung steht. Ganz schön ich-bezogen also die Haltung des alten Mannes. Egoistisch und unsozial im wahrsten Sinne des Wortes.

Das ist mein Recht

Wenn jeder an sich denkt, dann ist an jeden gedacht? So kann eine Gemeinschaft nicht funktionieren. So ersetzt Anarchie das, was eine Gemeinschaft wirklich ausmacht: nämlich Solidarität, das Wissen, dass alle Menschen dieselben Freiheiten und dieselben Rechte haben. Was die Rechte

anbelangt – da kennen sich viele Zeitgenossen bestens aus. Der Staat muss… Ich darf aber… Niemand kann mir das verbieten… Das ist mein Recht…

Zwei Seiten

Dass jede Münze zwei Seiten hat, vergessen viele allzu gern. Auf der einen Seite der Münze stehen nämlich Rechte. Auf der anderen stehen die Pflichten. Dazu gehört auch die Verantwortung für andere Menschen. Für jeden anderen. So ist das nun einmal in einer Gemeinschaft: Wenn niemand mehr seine Verpflichtungen, seine Verantwortung anderen gegenüber wahrnimmt, ist die Gemeinschaft am Ende. Auch eine Gemeinschaft wie unser Staat.

Untrennbar verbunden

Rechte und Verpflichtung sind untrennbar miteinander verbunden. Was irgendwie zwangsläufig heißt: Kommen die Bürger ihrer Verantwortung nicht nach, gibt es auch keinen Staat mehr, der für ihre Rechte eintritt. Wer also seine Verantwortung wegschiebt, kann die Argumentation „Der Staat muss aber…“ ganz schnell abhaken. Es sei denn, er ist der Meinung, Verantwortung würden eh nur die Dummen übernehmen. Da kommen zum Egoismus dann noch Arroganz und Überheblichkeit hinzu. Wer nur seine Rechte in Anspruch nimmt, aber seine Verpflichtungen Anderen gegenüber vernachlässigt oder gar verweigert, stellt sich selbst außerhalb der Gemeinschaft. Zum Leben in einer Gemeinschaft gehören nun einmal Verantwortung und die Übernahme von Pflichten dazu. Auch wenn das auf den ersten Blick nicht immer ganz so praktisch aussieht.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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