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Nikolaus, Knecht Ruprecht und Weihnachtsmann – Gedenktag des Bischofs von Myra (6. Dezember)

Und? War er gestern Abend schon da oder kommt er erst heute? Vor allem für Kinder ist das im Moment die alles entscheidende Frage. Vielleicht ist diese noch ähnlich wichtig: Ob er alleine kommt oder in Begleitung. Die Rede ist natürlich vom heiligen Nikolaus, der – nicht immer – Knecht Ruprecht als seinen Begleiter mitbringt. Natürlich nur bei uns. In den Niederlanden zum Beispiel

Politisch korrekt?

kommt der Sinterklaas. Seine „Verstärkung“ ist der Zwarte Piet. Auch wenn die Niederländer in Sachen Gendern und Political Correctness nicht ganz so drauf sind wie manch einer bei uns: Interessieren würde mich schon, ob der Zwarte Piet in den Niederlanden bei Bedarf von einem Weißen mit Schuhcreme im Gesicht gespielt wird. Vielleicht schon mal die Anregung: Man könnte ja darüber nachdenken, dass die Rolle des heiligen Nikolaus künftig nur noch von einem katholischen Bischof gespielt. Und damit es ganz realistisch ist, am besten von einem Bischof, der schon vor rund 1.700 Jahren gestorben ist. Na, okay, diese Zombie-Nummer ist keine gute Idee.

Legende von den drei Töchtern

Wobei wir aber schon mal bei der historischen Gestalt wären: Der historische Nikolaus war Bischof von Myra, damals in Lykien, einer kleinasiatischen Region im römischen Reich, heute in der Türkei. Ein beträchtliches Vermögen hatte der Mann geerbt. Und weil er damit als Abt in einem Kloster nichts Besseres anfangen konnte, verteilte er das Geld unter die Armen. Einer der Gründe, weshalb der heilige Mann am Nikolaustag Geschenke bringt. Es gibt noch ein paar andere. Zum Beispiel die von dem Vater, der für seine drei Töchter keine Mitgift aufbringen konnte. Also beschloss der Gute in seiner grundgütigen Weisheit, seine Töchter anschaffen zu lassen. Als Nikolaus davon hörte, warf er an drei Abenden hintereinander für jede Tochter einen Goldklumpen durchs offene Fenster. Womit das Problem gelöst war und die drei Töchter ordentlich verheiratet werden konnten. Na bitte, geht doch! Übrigens einer der Gründe, warum der heilige Nikolaus oftmals mit drei Kumpen Gold, ersatzweise mit drei goldenen Äpfeln dargestellt wird.

Legende vom Kornwunder

Am bekanntesten allerdings ist die Legende vom großen Kornwunder. Als Nikolaus bereits Bischof war, herrschte eine große Hungersnot. Und ausgerechnet jetzt legte ein Schiff im Hafen von Myra an, das Getreide geladen hatte. Als Nikolaus um einen Teil des Getreides für die hungernde Bevölkerung bat, bekam er… erst einmal nichts. Denn das Getreide war für den Kaiser in Byzanz bestimmt. Und weil damals die Herrscher nicht gerade zimperlich waren, wenn man ihnen etwas vorenthielt, was vermeintlich

ihnen gehörte, verweigerten die Bootsleute ihre Hilfe. Was man nachvollziehen kann: Denn schließlich war das Getreide genau abgewogen. Und letztlich hatte die Seeleute Sorge, dass sie der Kaiser einen Kopf kürzer machen würde, wenn sie für den bittenden Bischof einen Teil der Ladung abzweigten. Der Legende nach gelang es Nikolaus trotzdem, die Seeleute zu überreden, ihm einen Teil der Getreideladung zu überlassen. Er verbürgte sich, dass sie mit dem Kaiser keinen Ärger bekommen würden.

Trotz Teilentladung kein Gewichtsverlust

Also ließen sich die Seeleute darauf ein. Und als sie endlich in Byzanz ankamen, hatte sich das Gewicht der Ladung nicht verändert. Was natürlich nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, zumal in Myra vom entnommenen Korn so viel Brot gebacken werden konnte, dass die Bewohner der Stadt nicht nur die Hungersnot prächtig genährt überstanden, sondern für zwei volle Jahre genug Korn hatten. Um noch eins draufzusetzen: Das Korn reichte sogar noch für die Aussaat im nächsten Frühjahr aus. So ist das in frommen Legenden: Nikolaus ist ganz sicher kein Teufelskerl, dafür aber ein echter Gottesmann. Einer, dessen Namenstag die katholische Kirche an seinem Todestag feiert, nämlich heute, am 6. Dezember. Und der gelegentlich – dank dieser Legende – mit einem Schiff dargestellt wird.

Nikolaus als Erziehungshilfe

Da in der katholischen Kirche ein Festtag mit dem Vorabend beginnt, kann der Nikolaus allerdings auch schon gestern gekommen sein. Und das ist gut so. Schließlich gibt es so viele liebe Kinder. Und da hätte der gute Mann ja eine Menge zu tun, wenn er zu allen Kindern gleichzeitig kommen müsste. Und Ruprecht: Wenn der allen bösen Kindern an einem einzigen Abend mit der Rute drohen müsste – wer hält das schon durch. Schließlich sind Nikolaus und Ruprecht auch nicht mehr die Jüngsten.

Missbrauch des Heiligen

Aber mal Spaß bei Seite: Meistens sind es ja Opas, Onkel oder andere männliche Verwandte, die in den Familien den Nikolaus spielen. Ein Riesenspaß, der aber oft genug an der Sache vorbei geht. Dass der Nikolaus reingestiefelt kommt und gleich mit tiefer Stimme ein „Ho-ho-ho“ von sich gibt – daran habe ich mich gewöhnt. Aber das Eltern, Omas und Opas den Nikolaus gelegentlich missbrauchen, kann ich nicht leiden. „Sei mal ein bisschen netter zu deinen Eltern!“ Und: „Pass in der Schule besser auf!“ Wenn Eltern dem Nikolaus solche Sprüche in den Mund legen, wird der zum Ersatz für die bisherigen Misserfolge in der Erziehung. Die Kinder, vor allem die kleineren, gucken dann ehrfurchtsvoll zu dem Mann mit weißem Bart auf und nicken. In dieser Situation würden sie ohnehin jedem alles versprechen!

Nicht der Nikolaus: Coca Colas Weihnachtsmann

Nein, das geht an der Sache vorbei. Und weil wir schon mal dabei sind: Das, was viele als Nikolaus kennen, ist in Wirklichkeit eine Werbefigur. Diesen Weihnachtsmann schickt der Getränkehersteller Coca Cola seit 1931 ins Rennen: mit einem Mantel, der genau der Coca Cola-Farbe entspricht und einer genauso roten Pudelmütze mit weißem Bommel und weiß umlaufender Krempe. Und natürlich immer einer Flasche Coke in der Hand. Oder gleich ein paar Kisten in seinem Coca Cola-Truck.

Bischofsinsignien

Der wirkliche Nikolaus hat eine Mitra auf dem Kopf – so heißt diese eigentümliche Kopfbedeckung eines Bischofs, die an eine Art Tüte erinnert. Außerdem hat Nikolaus einen versilberten, oft auch vergoldeten Krummstag dabei, also einen Hirtenstab, der an seinem oberen Ende abgerundet ist. Na ja, und ein Nikolaus sagt normalerweise niemals „ho-ho-ho“. Aber das hat sich so sehr eingebürgert – das bekommt man vermutlich nie wieder raus.
Viel wichtiger ist ohnehin: Der wirkliche Nikolaus verschenkte ohne moralische Belehrungen, gab uneigennützig, was er hatte. Ohne Versprechungen, ohne Verpflichtungen. Einfach so. Weil er für andere da sein und ihnen helfen wollte.
Das ist der Stoff aus dem Legenden entstehen… und das Holz, aus dem Heilige geschnitzt sind. Von mir aus auch einer, den wir heute unmotiviert immer wieder „Ho-ho-ho“ sagen lassen.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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