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Startschuss für die US-Weihnachtszeit – Kerzen am Rockefeller Christmas Tree (30. November)

Seit Sonntag brennen sie: Die Kerzen an Adventskränzen und – zumindest in Einkaufsmeilen – auch an den ersten Weihnachtsbäumen. Wer ab etwa Mitte Oktober die eine oder andere Einkaufsmeile besucht hat, konnte es gar nicht übersehen: Überall waren fleißige Hände dabei, die Weihnachtsdekoration anzubringen. Rechtzeitig

Größer ist keiner: Rockefeller Christmas Tree

Seit Mitte November war es kaum zu übersehen: Überall fleißige Hände, die die Advent- und Weihnachtsdekoration montierten. Große Weihnachtsbäume in den Einkaufsmeilen. Und natürlich, wenn auch in der Regel deutlich kleiner, Adventskränze und verschiedene weihnachtliche Beleuchtungen in den eigenen vier Wänden. Das alles ist wunderbar. Aber nichts gegenüber dem, was die US-Amerikaner in diesen Tagen in Atem hält. Morgen nämlich wird der Rockefeller Christmas Tree zum ersten Mal entzündet. Genauer: seine rund 25.000 Leuchtkörper. Ein Riesenbaum. Für die US-Amerikaner ein unglaublich symbolträchtiger Akt, der sogar live im Fernsehen übertragen wird.

An the winner is: Elkton/Maryland

Wahrscheinlich gibt es keinen Weihnachtsbaum in der Welt, um den mehr Bohei gemacht wird als um den Rockefeller Christmas Tree. Riesenjubel übrigens in diesem Jahr auch in Elkton im US-Bundesstaat Maryland. Denn aus dieser Stadt, die nicht einmal 20.000 Einwohner hat, stammt in diesem Jahr der Rockefeller Christmas Tree. Was natürlich – es lebe der american way of life – entsprechend in den Medien gewürdigt wird. Am 13. November kam der Baum im Rockefeller Center an. Seitdem wurde er aufgestellt und Schritt für Schritt festlich geschmückt.

Das Monstrum 2021

Bevor Sie jetzt sagen: Na ja, wird schon einer von diesen großen Weihnachtsbäumen sein, die man immer mal wieder überall sieht… Nein, einen Baum mit diesen Ausmaßen werden Sie noch nicht gesehen haben. Außer natürlich Sie waren in der Weihnachtszeit am Rockefeller Center. Ein paar Fakten: In diesem Jahr ist der Baum 46 Fuß hoch, heißt es. Was einer Höhe von 14. Metern entspricht. Oder etwa fünf Stockwerken, falls Sie sich das Monstrum so besser vorstellen können. Sein Gewicht beträgt etwa 12 Tonnen. Falls Sie sich mit Kilogramm leichter tun, hängen Sie einfach drei Nullen dran. Also: 12.000 Kilo. Das entspricht ungefähr dem Gewicht von 9 VW Golf, wenn Ihnen das weiterhelfen sollte.

Acht Kilometer Kabel

Die rund 25.000 Leuchtmittel hatte ich schon erwähnt. Dass etwa acht Kilometer Kabel den Strom zu den einzelnen Leuchten bringen, aber noch nicht. Sorry, aber wie viel Kilo diese acht Kilometer Kabel auf die Waage bringen, weiß ich nicht. Ich weiß nur: Ich bin froh, dass ich die nicht schleppen muss. Und auch nicht verlegen. Denn im Hubsteiger zwischen den Ästen eines Monstrums von Weihnachtsbaum herumzuhangeln, wäre gar nicht mein Ding. Muss ich auch nicht. Ist nämlich bereits erledigt.

Eine Menge Strom

„The tree will be lit daily from 6am-12am“, freuen sich die Amerikaner. Außer natürlich an Weihnachten selbst. Da brennen die 25.000 Weihnachtslichter rund um die Uhr. Was Greta wohl dazu sagen wird? Vermutlich gar nichts. In der Weihnachtszeit muss ganz einfach das eine oder andere Kraftwerk weiterlaufen, um die erhöhte Grundlast durch Billionen und Aber-Billionen von Weihnachtsleuchten irgendwie aufzufangen. Eine Menge Strom ist das.

Aber auch wenn man es ökologisch wollte: Wie viele Menschen wären damit beschäftigt, 25.000 heruntergebrannte Wachskerzen regelmäßig auszutauschen? Ok, kleiner Scherz. Lassen wir das lieber.
Wie auch immer: Spätestens wenn die Lichter am Rockefeller Christmas Tree zum ersten Mal im Advent aufleuchten, beginnt für die US-Amerikaner die Weihnachtszeit. Wir haben ja immerhin unsere Adventskalender mit Schokolade hinter kleinen Türchen. Das ist doch auch was.

Erster Baum 1931

Den ersten Weihnachtsbaum stellten übrigens 1931 ein paar Bauarbeiter auf, die damals dabei waren, aus einer Baustelle das Rockefeller Center hochzuziehen. Ziemlich unscheinbar war das Bäumchen, geschmückt mit allerlei Girlanden, die die Familien der Bauarbeiter gebastelt hatten. Kein Mensch ahnte damals, dass sich aus dieser kleinen Geste ein landesweites Symbol entwickeln würde. Als aber zwei Jahre später, also 1933, vor dem Rockefeller Center der nächste Weihnachtsbaum stand, schmückten den schon 700 Kerzen. Vor 15 Jahren war der Baum dann schon neun Meter hoch. Tja, und in diesem Jahr, wie gesagt, 14. Gut, dass es sich in den letzten Jahren jeweils um einen Baum handelt, der ohnehin sein Lebensende erreicht hat. Noch besser, dass nicht er seit diesem Jahr das Holz später sinnvoll weiterverwertet wird.

Seit 1951 im Fernsehen

Und als dann 1951 erstmals das Fernsehen live vor Ort war und das Aufflammen der Lichter in die Wohnstuben übertrug, konnte jeder Amerikaner die Eröffnungszeremonie miterleben. Vorausgesetzt natürlich, er hatten einen Fernseher. Die waren in den USA in den 1950er Jahren nicht ganz so rar wie bei uns. Aber auch in den USA war man weit davon entfernt, in jedem Haushalt eine Flimmerkiste zu finden.
Übrigens: Natürlich können Interessierte auch unmittelbar vor Ort live bei der Zeremonie dabei sein. Vorausgesetzt, sie sichern sich vorab die heißbegehrten Tickets. Ganz billig sind die nicht. Aber man gönnt sich ja auch sonst alles…

Im Zweiten Weltkrieg unbeleuchtet

Längst also ist das erste Aufflammen der Lichter am Rockefeller Christmas Tree ein Ereignis, das nicht nur die USA bewegt. Auch wenn sich die Dekoration mit Lichtern und Sternen immer mal wieder veränderte – es muss schon viel passieren, dass der Baum ohne Beleuchtung bleibt. So wie während des Zweiten Weltkriegs: Da zeigte der Angriff auf Pearl Harbor Wirkung. Und der Baum blieb dunkel. Spätestens da wusste jeder US-Amerikaner, was die Stunde geschlagen hatte: Wenn der Rockefeller Christmas Tree nicht leuchtet, dann musste wirklich etwas sehr Besonderes im Gange sein.

Eislaufen unter dem Rockefeller Christmas Tree

Eine Besonderheit gab es übrigens 1936: Da stellten die Initiatoren gleich zwei Weihnachtsbäume auf. Und eröffneten so ganz nebenbei die legendäre Eisbahn, auf der seitdem Einheimische und viele Touristen ihre Runden drehen. Ach, einmal unter dem Rockefeller Christmas Tree mit Schlittschuhen unterwegs zu sein – dafür steigen sogar aus dem alten Europa Jahr für Jahr Menschen in den Flieger. Der Tipp für Menschen, die sonst schon alles haben und an Weihnachten nicht wissen, wohin… mit ihrem Geld und persönlich. Ich weiß, ich weiß, über Geld sprechen nur diejenigen die keins oder zu wenig davon haben. Den lebensnahen Hinweis, dass in Coronazeiten alles anders ist, erspare ich mir an dieser Stelle.

Warum das alles?

Was ich Ihnen und mir aber nicht erspare, ist die Frage: Warum das alles? Damit es schön stimmungsvoll und romantisch ist? Damit möglichst viele Menschen zum Rockefeller Center kommen, über den Baum staunen und schnell noch dort ihre Weihnachtseinkäufe erledigen? Kann natürlich sein. Zugegeben: Ich denke da eher traditionell. Christen feiern an Weihnachten die Geburt Jesu. Dieser Jesus ist nach christlichem Glauben der Sohn Gottes, der Frieden und Hoffnung in die Welt bringen soll. Der, um das mal sehr pathetisch zu sagen, die Dunkelheit des Alltags durchbrechen und Licht in die Herzen der Menschen bringen soll. Wenn die 25.000 Leuchtmittel, die ab morgen den Rockefeller Christmas Tree erleuchten, diese Hoffnung ein bisschen lebendig halten, kommen Sie mir gerade recht. Übrigens auch ohne dass ich selbst dort bin und auf der Eisbahn meine Runden drehe.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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