Drücken Sie Enter, um das Ergebnis zu sehen oder Esc um abzubrechen.

Frank Zanders legendäres Weihnachtsessen – trotz Corona. Dann eben anders (2. Dezember)

„Ich bin der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“, „Hier kommt Kurt“, „Oh Susie“ und „Disco-Polka“ – die Songs, die der Sänger und Spaßvogel Frank Zander in der Vergangenheit gesungen hat, haben bis heute nichts von ihrem Humor verloren. Der größte Hit des Mannes, der im Februar 80 Jahre alt wird, hat allerdings nur am Rande mit Musik zu tun. Denn heute

Gänsebraten, Rotkohl und Klöße

fällt – zumindest symbolisch – der Startschuss für Frank Zanders legendäres Weihnachtsessen mit Berliner Obdachlosen. Gut, gesungen wird da auch, wenn er gemeinsam mit der Caritas, dem Diakonischen Werk und Berliner Obdachlosenzeitschriften ein paar frohe Stunden für Menschen organisiert, die sonst nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Vor allem: gemeinsam gesungen! Überhaupt gemeinsam: Gemeinsam mit der eigenen Familie, Freunden und weiteren Promis serviert Frank Zander Gänsebraten, Rotkohl und Klöße und das an über 3.000 Gäste. Seit 1995 erhalten die nicht nur ein warmes Essen am feierlich gedeckten Tisch. Sie bekommen auch Kleidung und, für die vielen obdachlosen Kinder ganz wichtig, Spielzeug. Und zwischendrin macht der Sänger das, was er seit Jahren tut: Mit prominenten Gästen steht er auf der Bühne, singt, spielt und scherzt und vermittelt so ein kleines bisschen weihnachtliche Geborgenheit.

Trotz Corona…

Mittlerweile hasse ich diesen Satz wie die Pest, muss ihn aber dennoch schreiben: Das alles passiert in dieser Form natürlich nur, wenn Corona nicht dazwischenfunkt. Und Corona funkt dazwischen! Im letzten Jahr war das schon so. Und in diesem Jahr wird es nicht anders sein. Also nichts ist es mit 3.000 Gästen in einem riesigen Saal.

… dann eben anders

Dennoch fällt Zanders Weihnachtsengagement nicht etwa ins Wasser. Schon im letzten Jahr unterstützte der Entertainer eine mobile Lösung. Frei nach dem Motto: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen. Okay, jeder Vergleich hinkt, dieser hinkt nicht nur, sondern er kriecht auf allen Vieren. Entscheidend ist aber: Mit den Foodtrucks der Caritas, dem Suppenbus der Stadtmission und Bussen, die ein Berliner Radiosender werbewirksam durch die Hauptstadt schickte, gelangt es, den vielen obdachlosen und bedürftigen Menschen trotzdem eine weihnachtliche Freude zu machen. Von Frank Zander persönlich den Teller mit einer heißen Suppe gefüllt zu bekommen – für viele ist das ein Erlebnis, von dem sie lange erzählen. Und von dem sie auch innerlich lange zehren.

Mit dem Foodtruck unterwegs

In diesem Jahr wird es ähnlich ablaufen: In diesem Jahr wird Franz Zander an Bord des Caritas-Foodtruck zu verschiedenen Einrichtungen für Obdachlose fahren. Dort will er Essen und Geschenke verteilen. Und Frank Zander wäre nicht Frank Zander, wenn er nicht auch musikalisch eine weihnachtliche Stimmung verbreiten würde. Die frohe Botschaft von der Menschwerdung Gottes und dem Frieden auf Erden zu kundzutun,

soweit die Menschen guten Willens sind? Solche Worte kommen Frank Zander nicht über die Lippen. Aber vor Jahren sagte er einmal in einem Interview: Mit dem Alter käme der Wunsch nach einem Kirchgang wieder.

Heute Scheckübergabe

Heute soll es soweit sein: Heute will Frank Zander auf dem Alexanderplatz in Berlin für jeden sichtbar eine Spende über 30.000 Euro überreichen. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch und die Caritasdirektorin der Erzdiözese Berlin, Ulrike Kostka, werden den Scheck stellvertretend entgegennehmen. Geld, das wieder für den Foodtruck der Caritas verwendet wird, um Zanders legendäres Weihnachtsessen eben einfach vom Hotel auf die Straße zu verlegen. „Weihnachten mit Frank on Tour“ nennt der Musiker das, was dann konkret in der Zeit vom 13. bis zum 17. Dezember passieren soll.
Und jetzt wieder mein Hass-Satz: Vorausgesetzt… na, Sie wissen schon. Obwohl man in diesen Zeiten ja nun gar nichts mehr weiß. Ich zum Beispiel weiß, während ich diese Zeilen schreibe, nicht, ob die offizielle Spendenübergabe nicht in letzter Sekunde abgesagt wird. Könnte sein.

Nicht für das eigene Ego

Ich fände es schade. Und Frank Zander vermutlich auch. Für sein Ego braucht er solche offiziellen Termine schon lange nicht mehr, hat sie vielleicht sogar nie gebraucht. Aber jede Schlagzeile über einen Prominenten, der Bedürftige unterstützt, generiert auch Nachahmer. Und darauf käme es an, gerade jetzt, in diesen schwierigen Zeiten: dass sich Menschen andere, helfende Menschen zum Vorbild nehmen und selbst aktiv werden gegen das Elend in der Welt. Und wenn es nur an einem einzigen Punkt, an einem einzigen Tag im Jahr sein sollte – besser als nichts.

Vorbild Bruce Springsteen

So ein Vorbild war für Frank Zander der US-amerikanische Musiker Bruce Springsteen. Der lud anno tuck zur Präsentation einer neuen CD nicht die üblichen Pressevertreter ein, sondern die Ärmsten der Armen. Eine großartige Idee, die Frank Zander 1995 auf seine Art und Weise umsetzte: Statt Geld in eine CD-Präsentation zu stecken, lud er mit seiner Familie 300 Obdachlose zu einem Weihnachtsessen mit Gänsebraten, Rotkohl und Klößen ein.

Das erste Mal

Und das im festlichen Rahmen: auf Schloss Diedersdorf, 20 Minuten entfernt von Potsdam. Vielleicht war es der Blick in glückliche Gesichter, vielleicht war es die Dankbarkeit, die die Menschen dem Musiker entgegenbrachten, vielleicht war es einfach die Erkenntnis, etwas Sinnvolles getan zu haben – seitdem gehört Zanders Weihnachtsessen für Obdachlose ganz einfach zu Weihnachten wie Ochs und Esel zum Stall von Bethlehem. Oder wie die Hirten an der Krippe. Oder das Neugeborene im Futtertrog. Ach, Kinder, ich bin selbst ganz gerührt.

Jedes Jahr mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Seit den Anfängen steigt die Zahl der Gäste Jahr für Jahr an: 2003 waren es schon 1.400 Obdachlose, die Zander im Berliner Estrel, Deutschlands größtem Hotel, auf der berühmten Sonnenallee verköstigte. Mittlerweile hat sich die Zahl von Zanders Weihnachtsgästen verzehnfacht: Rund 3.000 Obdachlose und Bedürftige freuen sich jedes Jahr auf den Entertainer und sein Weihnachtsessen, wenn auch dieses Jahr zum zweiten Mal unter veränderten Umständen.

Orden und Anerkennung

Anerkennung gab es auch aus der Politik: Schon 2002 verlieh der damalige Bundespräsident Johannes Rau Frank Zander den Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. 2012 zog endlich das Land Berlin mit seinem Verdienstorden nach, 2016 dann auch das Land Brandenburg. Geht doch! All diese Orden, dazu anerkennende (Gruß-) Worte von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller über Bundeskanzlerin Angela Merkel bis hin zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterstreichen, dass Zanders Engagement eine extrem gute und nachahmenswerte Angelegenheit ist. Eine, bei der es mehr noch um menschliche Wärme und Zuwendung als um gefüllte Mägen geht.

Promis helfen mit

Das erkannten auch etliche befreundete Prominente, die Frank Zander im Laufe der Jahre für ein Mitwirken gewinnen konnte: Sein Freund und langjähriger Wegbegleiter Frank Schöbel sowie Achim Mentzel, beide vor allem im Osten Deutschlands über Jahrzehnte echte Publikumslieblinge, Ayman, Bernhard Brink, Reinhard Mey, Oli P., Politiker wie Laurenz Meyer, Ex-Boxer Axel Schulz und viele andere halfen in der Vergangenheit bei der Ausgabe der Essen und bzw. oder sorgten, wie Zander, für den musikalischen Teil der Veranstaltung. Den wird es in diesem Jahr einmal mehr nur in abgespeckter Form geben. Ganz sicher verzichten müssen die Obdachlosen und Bedürftigen leider in diesem Jahr auf das wichtige persönliche Händeschütteln und die Umarmungen – Zeichen der Augenhöhe, auf denen Zander seinen Gästen begegnen will. Der Grund: Nein, ich schreibe es nicht. Sie wissen es längst. Wie eben immer in diesen Zeiten, wenn etwas partout nicht geht.

Ihr seid nicht allein

Was trotz Corona bleibt, ist dieses starke Signal an die obdachlosen und bedürftigen Berliner: Ihr seid nicht allein. Es gibt jemanden, der für euch da ist. Jemand, der eigentlich in einer anderen Welt lebt. Der aber nicht über euch thront, nicht weit entfernt, sondern der tatsächlich da ist. Und der nach Leibeskräften hilft – wenigstens einmal im Jahr, wenigstens in der Weihnachtszeit. Besser kann man das, was Weihnachten eigentlich bedeutet, kaum zum Ausdruck bringen. In diesem Sinne dann also jetzt schon: frohe Weihnachten.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

Kommentare

Hinterlassen Sie ein Kommentar