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Walker, Tom – Head Underwater

Vor rund 6 ½ Jahren veröffentlichte Tom Walker seine erste Single „Leave A Light On“. Darin erwies er sich als guter Beobachter, der über eine große Menge an Empathie verfügt. Denn der Song handelt vom Kampf eines Freundes gegen dessen Abhängigkeit von Drogen.

Immer persönlicher

Mehr als ein Jahr später dann Single Nummer zwei: „Just You And I“. Fast schon herzergreifend erzählte Tom darin von den Gefühlen für Annie, damals noch Freundin, heute seine Frau.
Setzt man Toms aktuelle Single „Head Underwater“ zu diesen Songs in Beziehung, dann scheint es, als ziehe der in Schottland geborene Musiker die Kreise immer enger, schneide sie immer enger auf seine eigene Person zu: drogenabhängiger Freund, geliebte Partnerin und nun Tom selbst. Denn in „Head Underwater“ geht es um seine eigenen Dämonen. Und darum, diese möglichst im Griff zu behalten. Mit seiner wie üblich beeindruckenden Stimme singt Tom:

Head Underwater

„Ich wachte auf und schnappte nach Luft.
Kalter Schweiß auf meiner Haut. Ich war unvorbereitet,
tief unten, wieder verloren.
Aber es ist mein eigenes Ich, mit dem ich es zu tun habe.
Dunkle Tage, die ich überwunden hatte.
Warum fühlt es sich jetzt an, als ginge er gerade erst so richtig los?
Ich jage den Höhepunkten hinterher, wenn ich mich schlecht fühle.
Ich müsste loslassen, weiß aber nicht, wie ich das anstellen soll.
Wie soll ich das machen
mit meinem Kopf unter Wasser?
Ich halte es nicht viel länger aus!
Ich bin im Krieg mit einem Monster.
Ich kämpfe, um Luft zu bekommen.“

Last der Welt

Im Song geht es um den inneren Kampf, den Tom Walker oft genug mit sich selbst führt. Manchmal fühle er sich regelrecht erdrückt und überwältigt von der Last dieser Welt, gibt der in Manchester aufgewachsene Musiker zu Protokoll. Willkommen in meiner Welt, wird da manch einer denken. Denn an der Welt, an den unterschiedlichen Anforderungen in Schule oder Beruf zu leiden, damit überhaupt nicht zurecht zu kommen – das kennen viele. Und „Head Underwater“, buchstäblich den gerade mal noch den Kopf aus dem Wasser strecken zu können, beschreibt das Gefühl, an den eigenen Gedanken und Emotionen regelrecht zu ertrinken. Sagt Tom über seinen Song. Und auch das kann zumindest der nachvollziehen, dem es ähnlich geht wie dem eigentlich erfolgsverwöhnten Musiker. Gänsehaut pur, wenn Tom singt:

Panikattacken

„Die Nacht kommt und es fällt schwer zu schlafen.
Es ist gerade so, als sei mein Verstand eine Million Meilen von mir entfernt.
Ich kann mich nicht auf die Chemikalien verlassen.
Sie funktionieren nicht, wenn ich sie zum Gegenmittel gemacht habe.
Wilde Gedanken, die ich zu zähmen versuche,
halten mich betäubt, während sie wie mein Blut durch meine Adern strömen.“

Doch zwischendrin gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass es keinen Grund gibt aufzugeben:

„Wenn es mich nicht umbringt, dann werde ich stärker werden“,

singt Tom voller Hoffnung.

Stoßgebet

Und dem Bild des Ertrinkenden begegnet er mit einem Stoßgebet:

„Ich halte die Hoffnung aufrecht, dass ich es schaffen kann!
Ich bete, dass meine Lungen mich jetzt nicht im Stich lassen.“

Die Hoffnung nicht aufgeben. Und wenn gar nichts mehr geht, einen Hilferuf an Gott senden. Beten, wie Christen das nennen. Auch dann, wenn dieses Gebet nur aus einem oder zwei Worten besteht, also ein Stoßgebet in höchster Not ist.

Jesus – in Schottland geboren

Sein Heimatland Schottland sei so etwas wie das von der Bibel gelobte Land. Hier sei Jesus geboren, schrieb der Sänger 2019 mit einem Augenzwinkern auf Insta anlässlich eines Auftritts in Glasgow. Wobei sich der bekennende Fußballfan davor hütet, sich vor einen mehr oder weniger konfessionellen Karren spannen zu lassen: Die Frage, ob er Fan der Glasgow Rangers sei, deren Anhänger hauptsächlich Protestanten sind, oder von Celtic Glasgow, deren Fans hauptsächlich Katholiken sind, beantwortete Tom ausweichend: Die Frage sei aufgrund der religiösen Traditionen in Schottland gefährlich. Er sei Fans des Chelford FC, einer unterklassigen Mannschaft, die aber nach Toms augenzwinkernder Einschätzung eines Tages ganz groß sein werde.

Weihnachtskonzert mit Herzogin Kate

Spaß beiseite. Wie es um Toms religiöser Grundhaltung bestellt ist, zeigte sich Weihnachten 2021: Da lieferte er einen Beitrag zur Musik für einen Weihnachtsgottesdienst in der legendären Westminster Abbey in London: Tom mit akustischer Gitarre in einem Meer von Kerzen, die die gewaltige Kathedrale spärlich beleuchteten, ein paar Streicher und am Klavier niemand anderes als die Herzogin von Cambridge, Catherine Middleton, besser bekannt als Kate, Frau von Prinz William. „For Those Who Can’t Be Here“ heißt das ruhige Stück, das für die weihnachtliche Botschaft von Solidarität und Nächstenliebe steht.

Was mich nicht tötet, …

Head Underwater“ beschreibt auf besondere Weise die inneren Kämpfe, vor denen auch ein erfolgreicher Musiker nicht gefeit ist. Die unterschiedlichen Tonlagen, in denen Tom singt, unterstreichen die Not, die mit diesen Kämpfen verbunden ist. Geradeso als wolle der Musiker sagen: Auch er habe immer mal wieder den Kopf unter Wasser. Doch trotz dieser bedrohlichen Situation kämpft er dagegen an, ist entschlossen zu überleben. Und weiß: Wenn er sich seinen inneren Konflikten, Dämonen stellt, geht er am Ende sogar gestärkt aus diesem Kampf hervor.

Authentische Momentaufnahme des Lebens

Nachklapp: Mehr zu den Themen Ängste, persönliche Kämpfe, Traurigkeit, Verzweiflung aber auch berechtigte Hoffnungen gibt es auf Tom Walkers neuem Album „I Am“, das Ende Mai erscheint. Vier Jahre lang sei er auf der Suche nach sich selbst gewesen. Das neue Album sei eine authentische Momentaufnahme seines Lebens, schildere, was ihn glücklich oder traurig gemacht habe. Und damit letztlich was ihn als Menschen und Musiker ausmacht. Man darf gespannt sein auf ein ganz sicher sehr persönliches Album über die Höhen und Tiefen im Leben von Tom Walker.

Bis dahin begnügen wir uns mit seiner aktuellen Single und der Hoffnung, dass der Kopf – trotz anderslautenden Titels – nicht auf Dauer unter Wasser bleibt: Tom Walker – „Head Underwater“

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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