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Morgen Weltblutspendetag (13. Juni)

„Gehst du am Montag mit?“ Die Frage von Jonas, meinem Nachbarn, gestern Abend beim Gespräch über den Gartenzaun, kam unvermittelt. So unvermittelt, dass ich erst einmal fragen musste, wohin es denn gehen sollte. „Zum Blutspenden“, so die schnelle Antwort. Und dann erzählt mir Jonas noch, dass er morgen zum 100. Mal zum Blutspenden gehe. Dass über seine Blutspende dann im Lokalteil der Zeitung der Zeitung berichtet werde. Mit Photo! Auf diese Weise unterstütze die Lokalzeitung den Weltblutspendetag. Mit der Veröffentlichung regelmäßiger Blutspender aus der Region. Obwohl er natürlich nicht wegen der Zeitung zum Blutspenden gehe, sondern damit andere leben, ja überleben können. Ja, nee, ist klar!

Mulmiges Gefühl

Blut – manch einen graust‘s schon beim Gedanken daran und er bekommt wackelige Knie. Dieses etwas dumpfe Gefühl in der Magengegend kenne ich auch: Wenn mir die Arzthelferin unbarmherzig die Nadel in die Armbeuge schiebt und wenige Sekunden später mein Lebenssaft in einen Plastiksack fließt – da wird mir schon komisch. Deshalb schaue ich auch nie hin. Aber irgendwie ist es auch etwas völlig Normales.

Sitz der Seele

Menschen vergangener Jahrhunderte hatten einen ganz anderen Umgang mit dem Blut als wir heute. Aus der Bibel wissen wir, dass die Israeliten vor zwei-, dreitausend Jahren im Blut den Sitz der Seele glaubten – das, was das Individuelle am Menschen ausmacht. Deshalb durften fromme Juden schon damals nicht mit dem Blut eines anderen Menschen in Berührung kommen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum der biblische Joseph von seinen Brüdern nicht erschlagen, sondern als Sklave nach Ägypten verkauft wurde. Nur nicht mit dem Blut des Bruders in Berührung kommen! In diesen uralten Vorstellungen der Bibel findet sich auch die Begründung, warum Zeugen Jehovas bis heute Bluttransfusionen ablehnen, ja, sogar bluthaltige Lebensmittel strengstens vermeiden. Blutwurst? Nein, danke! Die Seele eines anderen Menschen oder Tieres in sich aufnehmen – das geht für Zeugen Jehovas gar nicht. Übrigens: für andere christliche Gruppierungen, die die Bibel wörtlich auslegen, natürlich auch nicht.

14. Juni 1868

Während meine Gedanken spazieren gehen, redet Jonas weiter auf mich ein. Dass es den Weltblutspendetag zwar erst seit 2012 gebe, er aber schon viel

früher mit dem Blutspenden begonnen habe. Damals, als er bei der Bundeswehr war, habe es einen Notfall gegeben. Massenkarambolage auf der Autobahn! Da habe er sich zum ersten Mal freiwillig zum Blutspenden gemeldet. Mit 0 Rhesus positiv sei er so etwas wie ein Universalblutspender.
Ich gebe zu, so genau höre ich ihm nicht zu. Deshalb muss ich auch den Namen, den er mir nennt, noch einmal nachschlagen: Karl Landsteiner – der hat überhaupt erst entdeckt, dass es verschiedene Blutgruppen gibt. 1868 war das. Und zwar an einem 14. Juni. Kein Wunder also, dass dieses Datum zum Weltblutspendetag avancierte. „Sei für jemand anderen da. Spende Blut. Teile Leben“ – das sei vor ein paar Jahren das Motto des Weltblutspendetags gewesen, erzählt Jonas munter weiter. Dieses Jahr laute es: „Spende Blut und halte die Welt am Laufen!“

Halte die Welt am Laufen

Sie ahnen es schon: Jonas und ich haben uns verabredet. Morgen werden wir zusammen zum Blutspenden gehen. Auch ich will die Welt am Laufen halten. Mit meinem Blut. Warum nicht? Eine gute Sache. Wir müssten das nicht ausgerechnet morgen tun, könnten auch an anderen Tagen unseren Lebenssaft weitergeben. Aber morgen ist nun mal Weltblutspendetag. Die Geschichte mit der Lokalzeitung, die über die 100. Blutspende von Jonas berichten wird, ist für Jonas wichtig. Werbung für das Blutspenden ist immer gut, meint er. Meinetwegen. Dass die Zeitung über meine Blutspende nicht berichten wird, werde ich verschmerzen. Schließlich ist es meine erste. Aber letztlich gehen Jonas und ich mit derselben Idee zum Blutspenden: mit dem eigenen Blut das Leben anderer Menschen zu retten. Vielleicht sind sie ja auch dabei? Zumindest haben Sie jetzt noch einen Tag Zeit, sich darauf vorzubereiten. Und wenn Sie morgen nicht gehen – dann gehen Sie doch an einem anderen Tag. Und halten die Welt am Laufen.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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