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Jones, Norah & Bridges, Leon – This Christmas I’m Coming Home

Wer kennt das nicht: Stress ohne Ende, jeder will irgendetwas von einem, man weiß gar nicht, wo der Kopf steht. Und Stück für Stück verliert man sich selbst. Am Anfang ohne es zu merken. Aber auf einmal spürt man diese Faust im Magen, diese Wehmut im Herzen und den Kloß im Hals: Das kann doch nicht alles sein!

An Weihnachten nach Hause kommen

Für unglaublich viele Weihnachtssongs ist genau das die Ausgangslage. Vordergründig geht es vielfach darum, an Weihnachten wieder nach Hause zu kommen. Klar, nämlich zu Familie, zu Freunden und Bekannten, zurück dahin, wo man sich hoffentlich in seiner Kindheit und Jugend sicher und geborgen fühlte. Darüber haben schon viele gesungen.

Thema schon seit 1942 in „White Christmas“

Olivia Newton-John zum Beispiel („(There’s No Place Like) Home For The Holidays“), die zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geratene Amy Grant („A Christmas To Remember“). Der popmusikalische Urvater dieser Weihnachtssehnsucht dürfte wohl Bing Crosby sein mit seinem Song „White Christmas“: Aufgenommen wurde der Song erstmals für den Film „Holiday Inn“ – und das war 1942. Und damit rund 40 Jahre vor all den Songs, die wir heute als Gassenhauer des Weihnachtspops kennen.

Chris Rea, r.i.p.

Der Brite Chris Rea, gerade leider verstorben, spricht die weihnachtliche Sehnsucht nach dem Zuhause am deutlichsten an: Auch wenn sich sein „Driving Home For Christmas“ erst zwei Jahre nach der Veröffentlichung in die Gehörgänge der Massen hineinschrauben konnte, ist der Song seitdem aus dem Weihnachts-Pop-Universum nicht mehr wegzudenken.

Weihnachtswunsch: nichts. Außer dich

Weihnachten und die Heimkehr nach Hause – das ist eben ein Fest mit den Liebsten. Oft auch mir der oder dem Liebsten. Mariah Carey gelingt es, kurz und knapp den Blick auf das Wesentliche lenkt, wenn sie singt:

All I Want For Christmas Is You.

So einfach kanns sein. Und weil Einfaches oft genug den meisten Widerhall findet, ist Mariah Carey mit ihrem Weihnachts-Herzenswunsch schon seit 1994 regelmäßig in den deutschen Singlecharts. Falls Sie sich tatsächlich immer noch fragen sollten, wer in diesem Jahr in den Weihnachtsscharts den Platz an der Sonne erreichen konnte… Richtig!

Weihnachtliche Krise

Nun funktioniert das mit dem Einfachen leider nicht immer. Oft genug passiert es leider auch, dass die große Erwartungshaltung zu einem absoluten Desaster entwickelt. Sie wissen schon:

„Last Christmas I gave you my heart
but the very next day you gave it away…“

Aber George Michael, der den Song ohne Andrew Ridgeley als Wham! schrieb und einspielte, war schon immer dafür bekannt, den Kopf nicht so einfach in den Sand zu stecken, sprich: nicht so ohne Weiteres aufzugeben. Seit 1984 und damit zehn Jahre länger als Mariah Carey erklingen die hoffnungsvollen Zeilen:

„This year, to save me from tears.
I’ll give it to someone special.“

Nr. 1 erst 37 Jahre nach der Veröffentlichung

Und nur am Rande: Platz 1 erreichte „Last Christmas“ zum ersten Mal am Neujahrstag 2021 und damit 37 Jahre nach der Veröffentlichung. 2023 wurde der Song erstmals Weihnachtshit Nummer 1 und wiederholte das Kunststück im folgenden Jahr gleich noch einmal – der erste Song, dem derartiges überhaupt gelang. Dass der Song zigfach gecovert wurde, verwundert da überhaupt nicht. Allenfalls dass Whigfield, Ariana Grande, man höre und staune Taylor Swift und der ominöse Crazy Frog durch diesen Song quasi auf einer Stufe stehen, lässt manchen Musikfreund ratlos erscheinen. Wobei er das genaugenommen bereits angesichts der Version von George Michael ist. Die Macher von Radio BOB! generieren ihren Sender seit etlichen Jahren als „Last-Christmas-freie-Zone“. Erfolgreich!

Tiefere Dimension: Norah Jones und Leon Bridges

Wobei der Wunsch, an Weihnachten zu Hause zu sein, noch eine weitere Dimension enthält. Norah Jones und Leon Bridges gelingt es auf wunderbare Weise, dem alten Thema eine nicht ganz so geläufige Wendung zu geben. In ihrem gemeinsamen „This Christmas I’m Coming Home“ singen sie:

„Bring mich zu Weihnachten nach Hause,
Denn ich bin schon viel zu lange unterwegs.
Ich fühle mich hier draußen so einsam
und ich sehne mich nach einem Neuanfang.
Ich möchte die Welt für eine Weile hinter mir lassen
und die Sorgen in meinem Kopf vergessen.
Ich kann am Kamin sitzen, mich für eine Weile verlieren
und mich daran erinnern, was so schwer zu finden war,
Also komme ich dieses Weihnachten nach Hause.“

Fest der Liebe und der Geborgenheit

Weihnachten zu Hause – das bedeutet im Idealfall Geborgenheit und Liebe, Offenheit und Vertrauen. Aber Weihnachten nach Hause zu kommen – das bedeutet nicht nur, bei Freunden und Familie anzukommen, sondern vor allem: bei sich selbst. Sich Zeit für seine Lieben zu nehmen und für sich selbst; endlich mal wieder zur Ruhe zu kommen, ganz bei sich selbst zu sein oder gar sich selbst wiederzufinden – das ist die große Sehnsucht, die viele Menschen – bewusst oder unbewusst – mit dem Weihnachtsfest verbinden.

Den inneren Frieden finden

Das meinen auch Norah Jones und Leon Bridges, wenn sie singen:

„Ich muss einen Weg zurück zu meinem Herzen finden.“

Einen Weg zum eigenen Herzen – einen Weg freilegen, der durch alltägliche Sorgen und Mühen verschüttet war. Ein Weg zurück zum eigenen inneren Frieden. Denn Weihnachten sollte vor allem ein Fest des Friedens sein: Frieden den Menschen auf Erden, die guten Willens sind – also die sich um den eigenen inneren, aber auch um den äußeren Frieden bemühen: So formuliert das der Evangelist Lukas in seiner Erzählung von Weihnachten. Für Lukas das Besondere: Dieser Friede kommt mit der Geburt Jesu, dem Sohn Gottes, in die Welt. Er wird zum Vorbild eines friedlichen Handels. Für Christen die Grundlage, an Weihnachten nicht nur die Geburt Jesu zu feiern, sondern eben auch ein Fest der Liebe.

Besinnung auf das Wesentliche

Deshalb lautet der größte Weihnachtswunsch in „This Christmas I’m Coming Home“:

„Lass uns wieder zu diesem alten vertrauten Gefühl zurückkehren.“

Zu diesem Gefühl von Geborgenheit und Liebe, das durch den Alltag zerfressen wurde; zu innerem Frieden; zu einem wiedererwachten Bewusstsein, was im Leben wirklich zählt. Schon das macht diesen Song zu einem ganz besonders liebenswerten Weihnachtssong.

Norah Jones & Leon Bridges – „This Christmas I’m Coming Home“

In diesem Sinne: Gesegnete Weihnachten!

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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