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Gabriel, Peter – Games Without Frontiers

Kein anderer Künstler der Rockgeschichte konnte es sich leisten, gleich vier CDs nacheinander zu veröffentlichen und ihnen jeweils nur den eigenen Namen zu verpassen. Keine Nummerierung, nichts. Nur unterschiedliche Cover, nach denen Presse und Fans die Alben unterschieden „Car“, „Scratch“ und „Melt“ – ein Auto, ein zerkratztes Cover und ein zerfließender, quasi schmelzender Künstler im Bild. Und dieser Künstler ist Peter Gabriel, bis 1975 Frontmann von Genesis, danach Solo unterwegs. Übrigens:

Auch Platte Nummer vier heißt „Peter Gabriel“. Nur in Amiland erhielt sie den Titel „Security“. Mittlerweile nimmt selbst Peter die ganze Geschichte nicht mehr gar so ernst… und nummeriert auf seiner eigenen Homepage die Alben von eins bis vier durch. Na bitte, geht doch!
Immerhin: Das renommierte Q-Magazine wählte Gabriels drittes Album unter die 100 wichtigsten Alben der Rockgeschichte. Ein Album, für das Gabriel nachträglich auch schwedische, französische und deutsche Texte aufnahm. „Ein deutsches Album“, so der „einfallsreiche“ Titel. Neben Biko der wichtigste Song: „Spiel ohne Grenzen“, im Englischen immerhin als „Games Without Frontiers“ ein Hit – mit kompliziertem Text.

„Hans spielt mit Lotte, Lotte spielt mit Jane, Jane spielt mit Willi, Willi ist wieder froh.
Suki spielt mit Leo, Sascha spielt mit Britt, Adolf macht ein Lagerfeuer, Enrico spielt damit.
Wir pfeifen Melodien, verstecken uns in den Dünen an der Küste.
Wer guckt, kann töten. Sie wollen das wohl auch in einem Spiel ohne Grenzen, einem Krieg ohne Tränen.“

Obwohl die deutsche Fassung eine fast wörtliche Übersetzung des englischen sein soll, gibt es Unterschiede: So zündet in der deutschen Version Adolf Bücher an – eine Anspielung auf die Bücherverbrennungen der Hitler-Diktatur. Und während in der englischen Fassung ganz unkonkret Personen irgendwelche Schimpfwörter gebrauchen, heißt es auf dem „deutschen Album“ drastisch: „Ihr seid abgefickt!“ Woher der deutsche Texter die Passage „Könnten Blicke töten, wärt ihr flöten. Krieg muss man schwänzen“ nahm, bleibt wohl auf ewig sein Geheimnis.

Bis heute nicht sicher geklärt ist, was Peter Gabriel mit diesem Song genau aussagen wollte. Soviel steht fest: Der Texter der deutschen Version, Horst Königstein, veröffentlichte damals einen Film mit Songs dieser CD. Im Film ging es um einen geisteskranken Menschen, der nach dem Tod seiner Mutter in ihre Rolle schlüpft und an ihrer Stelle im Altenheim lebt. Mit „Games Without Frontiers“ attackiert Gabriel sicher die TV-Spielshow „Spiel ohne Grenzen“, bei zwischen den 60er und 80er Jahren Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern um Punkte und Siege kämpften. Für Gabriel keineswegs harmlos, sondern so etwas wie ein Krieg zwischen Ländern, vertreten durch einzelne Städte. Nicht umsonst taucht im englischen Songtext die Phrase „It´s A Knockout“ auf – der englische Name der TV-Spielshow. Und wenn man will, dann ist das Führen von Kriegen für Peter Gabriel so etwas wie eine kollektive Geisteskrankheit… und ein Armutszeugnis: Denn wenn sich Menschen den Schädel einschlagen, um sich durchzusetzen, dann haben alle Regeln des menschlichen Miteinanders versagt. Vielleicht wurde der Song ja genau wegen dieser Botschaft Peter Gabriels erster Top-Ten-Hit: „Games Without Frontiers“.

Kommentare

1 Kommentar

Genesis

Ein genialer Song und meine erste bewusste Wahrnehmung von Peter Gabriel.
Der Originaltext ist etwas kryptisch, aber die Aussage scheint klar, heute an diesem Tag mehr denn je.
Die deutsche Fassung ist leider enttäuschend und die Übersetzung haarsträubend, leider auch die kaum verständliche Interpretation von Peter. Die deutsche Version besser vergessen und sich dem Original widmen.


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