Vella – All My Love
Wer vor kurzem Ina Müllers Late-Night-Show aus der ältesten Hamburger Seemannskneipe „Schellfischposten“ gesehen hat, rieb sich möglicherweise einmal mehr die Augen. Natürlich wegen der Moderatorin mit Schnauze, aber vor allem
wegen einer 21jährigen Musikerin aus Florida: Gabriella Valdes, die unter dem Künstlernamen Vella dabei ist, die Bühnen der Welt zu erobern. Und die Herzen bisheriger und neuer Fans.
Die neue Amy Winehouse?
Musikalisch steht Vella für eine gekonnte, eigenständige Mischung aus Rock, Blues und Soul. Das verwundert angesichts ihrer Vorbilder überhaupt nicht. Denn die bestehen vor allem aus den Beatles, ABBA, Led Zeppelin, Janis Joplin und Amy Winehouse. Bei letzterer knüpft die Sängerin mit einer – man sagt das ja öfter, aber hier stimmt es wie selten zuvor – unverwechselbaren Stimme an. Wer am 20. September beim SWR3 New Pop-Festival dabei war und die Augen geschlossen hat, dürfte mehr als einmal gedacht haben: Da oben auf der Bühne steht die neue Amy Winehouse. Kann es mehr Lob und Anerkennung geben? Vermutlich nicht.
Frühe Förderung durch den Vater
Vella hat einen Zwillingsbruder, der Vater ist selbst Musiker. Der entdeckte schon früh, dass bereits in der kleinen Gabriella ein großes Talent schlummerte. Also stand sie schon als Siebenjährige (!) bei lokalen Veranstaltungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Angeblich heizten die dortigen Erlebnisse ihre Leidenschaft für Musik erst einmal so richtig an.
Corona, YouTube und TikTok
Spätestens aber, als sie während der Corona-Pandemie mit Papas Hilfe Songs coverte und auf YouTube und im eigenen TikTok-Channel hochlud, gab es kein Halten mehr. Ihre Version von „I See Red“, im Original von der Band „Everybody Loves An Outlaw“, ging mit über 36 Millionen Aufrufen viral. Bei jemandem, der in jungen Jahren auf wirklich überragende Weise sogar Klassiker von Adele interpretiert, war der Weg zur künftigen Entertainerin vorgezeichnet. Deshalb feiern heute, ein paar Jahre später, aktuelle Medien Vella als „vielversprechendste Newcomerin ihrer Generation“. Wir gehen einen Schritt weiter: Wohl wissend, dass wir uns nur selten so weit aus dem Fenster lehnen, sagen wir mit voller Überzeugung: Der Weg zum Weltstar ist vorgezeichnet.
Neues zweites Album
Für eine junge Sängerin, die erst ein Album veröffentlicht hat und deren zweites erst in diesen Tagen auf den Markt kommt, mag das mehr als optimistisch klingen. Aber wer in „All My Love“ hineinhört, wird verstehen, warum. Den Titelsong dieses zweiten Albums, also „All My Love“, präsentierte Vella übrigens auch bei Inas Nacht. Und die Müllerin war völlig aus dem Häuschen, was sie zugegebenermaßen meistens ist, aber selten so sehr.
Mit „All My Love“ präsentiert die mittlerweile in LA lebende Künstlerin nicht nur musikalisch ein Highlight, sondern liefert auch inhaltlich Beeindruckendes:
All My Love
„Ich habe genug davon, wie ihr alle Spielchen spielt.
Ihr verschwendet eure Energie für One-Night-Stands.
Ihr schenkt jedem Mann euer Herz.
Das müsst ihr doch mal endlich kapieren!
Mich werdet ihr nicht mit jemand Neuem erwischen.
Ich gehe meinen eigenen Weg.
Das ist, was ich tun werde.
Meine Damen und Herren, ich sage nur die Wahrheit.
Warum findet ihr es nicht auch heraus?
Liebe, Zahlen, das ist alles, was ich gesehen habe.
Geöffnete Herzen bleiben am Ende blutend zurück.
Aber ich werde genau da stehen, wo ich gewinne.“
Verletzlichkeit, aber auch Stärke
Wie in vielen Popsongs geht es auch in „All My Love“ um eine zerbrochene Beziehung – oder um im Bild des Songs zu bleiben, ein blutendes, gebrochenes Herz. Insofern spiegelt der Song jede Menge Verletzlichkeit wider, geht aber weit darüber hinaus: Denn die Vehemenz, Kraft und Stärke des Songs, unterstrichen durch Vellas energiegeladene Stimme, lassen einen verletzten Rückzug ins Schneckenhaus als unmöglich erscheinen. Stattdessen strahlt der Song einen kraftvollen Aufbruch in eine neue Zukunft aus. Seinen Weg zu finden nach einer Trennung hat auch etwas mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun. Und davon vermittelt „All My Love“ eine ganze Menge.
Nein zu Verschwendung von Lebenszeit und Liebe
Unerheblich, inwieweit die 21jährige Vella von eigenen, persönlichen Erfahrungen singt. So oder so erteilt sie One-Night-Stands eine klare Absage. Für Vella bedeuten die allenfalls eine Aneinanderreihung von oberflächlichen Beziehungen, die vielleicht kurzfristig befriedigen, aber kein Weg für ein Leben in dauerhaftem Glück sind.
Wenn Vella im Refrain singt:
„Ich habe es satt, meine ganze Liebe zu verschwenden“,
dann sagt sie deutlich: Die Zeit der Oberflächlichkeiten ist für sie vorbei. Die Verschwendung von Liebe, Zeit und Geld hat ein Ende.
Sich von Mustern befreien
Auf dieser Folie greift „All My Love“ ein Phänomen auf, das nahezu jeden Menschen betrifft: Unbewusst folgt man bestimmten Mustern, auf die man immer wieder aufs Neue hereinfällt. Wer glücklich werden will, muss diese Muster erkennen, sich von ihnen lösen und sein Leben auf eine neue Weise zu gestalten.
Spirituelle Vorlagen
Diese Lebenshaltung haben die großen Religionen schon vor Jahrtausenden formuliert: Der Buddhismus beschreibt das Erkennen und Loslassen von Mustern als Pfad der Erleuchtung; das Christentum verwendet den Begriff der Metanoia, der Umkehr oder Abkehr von bisherigen negativen Verhalten meint.
Der Rückgriff auf Religion und Spiritualität kommt nicht von ungefähr. Denn „All My Love“ enthält weitere Passagen, die spirituelle, wenn nicht dezidiert religiöse Bezüge anzeigen:
„Danke, Gott, dass ich das erkannt habe“,
ist in jedem Fall mehr als eine Floskel, auch wenn offen bleibt, ob die Sängerin hier an eine konkrete Gottesperson denkt oder aber den Begriff „God“ für ein höheres Selbst verwendet, das zumindest auf ein göttliches Prinzip verweist.
La da da di als Mantra
Klar spirituellen Charakter hat die mehrfache Wiederholung des unscheinbaren „La da da di …“ am Ende des Songs. Bewusst fehlen hier ablenkende Worte. Ohne Worte und in mehrfacher Wiederholung stellt sich die Wirkung eines Mantras ein: Man sollte sich die Zeit nehmen, über Meditation zur Ruhe zu kommen, über sich selbst nachzudenken und sich vor allem auf eine größere „über-menschliche“ Dimension hin zu öffnen – für eine 21jährige mehr als beeindruckende Vorstellung von einem glücklichen Leben.
Letztlich ist „All My Love“ ein spiritueller Song frei nach dem Motto: hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weitermachen – aber anders als bisher, nämlich verändert.
Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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