Drücken Sie Enter, um das Ergebnis zu sehen oder Esc um abzubrechen.

Alle Farben & Kena, Moss – Forgot How To Love

Sir Elton John, Zane Lowe und Kendrick Lamar halten ihn für großartig, Rita Ora, Lewis Capaldi, Jess Glynn und Bastille nahmen ihn ins Vorprogramm ihrer jeweiligen Tourneen. Bei uns wurde Moss Kena vor rund zwei Jahren bekannt: Da kam er nämlich nach rund einem Dutzend mehr oder weniger erfolgreicher Single- und EP-Veröffentlichungen endlich an die richtige Adresse: Seinen selbstgeschriebenen Song „Firework“ legte er dem deutschen Produzenten Purple Disco Machine vor, der holte zu Moss die US-amerikanischen Indie-Elektronik Popper The Knocks ins Studio und sorgte so für den ersten Hit von Moss Kena. Wenn man so will: ein erstes [Achtung: Wortspiel, haha!] Feuerwerk des mittlerweile Mitt-Dreißigers aus London. Der, ganz nebenbei bemerkt, wie selbstverständlich mit Musik großwurde. Wenn die Mama nämlich einen echten Plattenladen besitzt, geht das gar nicht anders.

Forgot How To Love

Im letzten Frühjahr folgte mit „Primadonna“ das vielbeachtete Solo-Single-Debüts des bekennenden Amy Winehouse-Fans. Seit letztem Herbst erweist sich ein weiterer deutscher Produzent als Anschub für die weitere Karriere: Frans Zimmer, besser bekannt als Alle Farben, holte Moss Kena für „Forgot How To Love“ ans Mikrophon.

„In dunklen Zeiten Notlügen zu erzählen,
ist schwieriger, als die Wahrheit zu sagen
Funktioniert so etwas auch, wenn wir damit verletzen?
Es gibt noch so viel mehr, was wir verlieren könnten.
Ist uns das Glück abhanden gekommen?
Ist uns die Zeit davongelaufen?
Wir haben es auf millionfache Weise versucht.
Wir haben unser Bestes gegeben,
dachten, das wäre genug.
Bis wir bemerkten, dass das nicht reicht.
Wir gingen verloren in der Flut unserer Versuche,
uns selbst zu finden.
Vielleicht haben wir einfach vergessen, wie man liebt.“

Erkaltete Liebe

Rhythmisch hat „Forgot How To Love“ das Zeug zum Partyhit – trotzdem macht der Song inhaltlich nachdenklich. Was passiert, wenn man vergisst zu lieben, ist klar: Die Beziehung schläft ein, erkaltet. Und irgendwann zerbricht sie. Viel wichtiger ist die Frage: Wie kommt es dazu, dass eine Liebe erkaltet? Oder wie es im Song heißt: dass man vergisst, wie man liebt?

Unmittelbar vor Weihnachten veröffentlichten Alle Farben und Moss Kena eine akustische, fast schon rührselige Version ihres Songs. Aus der lebhaften Dance-Nummer wurde dank Klavier und Streichern ein Song zum Dahinschmelzen. Einer, bei dem die Botschaft umso deutlicher ins Auge sprang: Wir müssen nur wieder lernen, mehr zu lieben. Noch ist es nicht zu spät dazu.

All You Need Is Love

Was sich auf dem Papier zwar irgendwie wie der zig-Tausendste Aufguss der Beatles-Hymne „All You Need Is Love“ anhört, aber doch zu allgemeinem Kopfnicken beitragen kann. Und genauso feierte dann auch der Waschzettel der Plattenfirma den Song: eben nicht nur als Trauernummer für eine zerbrochene Beziehung, sondern als Kommentar zu unserer aktuellen Weltlage. Ein Song, der gleich eine ganze Gesellschaft in Frage stellt. Wer hätte das gedacht?

Hauen und Stechen

Ja, klar, soziale Kälte, Krieg, Hunger, Armut, Krankheiten, Vertreibung, Mord und Totschlag, Neid, Habgier, Missgunst und Hass – ein bisschen weniger davon täte uns in unserer Gesellschaft und der Welt als Ganzes tatsächlich gut. Schon in der Mitte des vierten nachchristlichen Jahrhunderts entstand die Vorstellung, dass sich alle menschlichen Verfehlungen auf einige wenige menschliche Grundhaltungen zusammenfassen lassen.

Todsünden

Anfangs waren es acht, später sieben so genannte Todsünden, die je nach Zeit und Gesellschaftssituation durchaus wechselten. Mit den Begriffen Wollust und Völlerei können heute viele nur wenig anfangen; dass Trägheit eines der Hauptlaster sein soll, machte bis vor kurzem noch nicht einmal mehr nachdenklich. Zugucken und nichts tun ist Sünde – so ein Satz galt bis vor kurzem als völlig überzogen. Heute erscheinen Trägheit und Nichtstun angesichts der Stichworte Umwelt- und Klimaschutz als menschliches Fehlverhalten gigantischen Ausmaßes. Jahrzehntelang nichts getan zu haben, rächt sich auf fatale Weise. Jetzt schon und zukünftig wohl erst Recht.

Trotz allem: nicht aufgeben!

Doch das alles ist kein Grund aufzugeben. Theoretisch kann man ja aus Fehlern lernen. So erzählt „Forgot How To Love“ zwar von einer tragischen Situation, ist aber trotzdem ein positiver Song: Er fordert mehr oder weniger deutlich dazu auf, Dinge zu verstehen und ein Bewusstsein für Probleme zu schaffen. Wer dann noch über die Ursache von Problemen nachdenkt, merkt schnell, wie er diese Probleme angehen, verringern und im besten Fall sogar lösen kann. Zumindest die Probleme vor der eigenen Haustür. Und da ja laut Butterfly Effekt der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien bekanntlich im fernen Texas einen Tornado auslösen kann…

Liebe, Achtung, Respekt

Wenn Alle Farben und Moss Kena nahelegen, einfach ein bisschen mehr zu lieben, dann klingt das zwar irgendwie banal. Aber tatsächlich ist ein bisschen mehr Liebe ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Denn Liebe bedeutet auch Achtung und Respekt gegenüber dem anderen Menschen, gegenüber unserer Gesellschaft und ganz sicher auch gegenüber unserem Planeten. Und ganz nebenbei: Das Gebot der Nächstenliebe, die ja auch die Feindesliebe umfasst, soll ja das Erfolgsrezept schlechthin sein, um Hass und Gewalt zu überwinden.
In dunklen Zeiten nicht aufzugeben, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, das Negative zum Positiven zu wenden – das ist die eigentliche Botschaft des Songs. Alle Farben und Moss Kena mit „Forgot How To Love“.

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

Kommentare

Hinterlassen Sie ein Kommentar

Datenschutz
Ich, Klaus Depta (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.
Datenschutz
Ich, Klaus Depta (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.