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Dio – Holy Diver

Ronnie James Dio: Ob bei den Bands „Elf“ und „Rainbow“ aus dem Deep Purple-Umfeld, ob bei „Black Sabbath“ und deren Ableger „Heaven and Hell“ oder bei seiner eigenen Formation „DIO“ – Ronnie James Dio gilt bis heute als eine der eindruckvollsten Stimmen des Hardrock. Und das, obwohl sich der Mann vor rund 2 ½ Jahren den Kampf gegen seinen Magenkrebs verlor. Er oder Peter Criss von der Rockband Kiss – beide behaupteten von sich, die Mano cornuta im Hardrock bekannt gemacht zu haben. Die Hand also, bei der der kleine Finger und der Zeigefinger aufgestellt werden. Übrigens, nicht unbedingt, wie viele meinen, nur ein Symbol des Teufels,

sondern in der Gebärdensprache auch ein Zeichen für Respekt und Anerkennung. Im Aberglauben hält das Teufelshändchen sogar das Unglück fern – gerade so wie der überkreuzte Mitel- und Zeigefinger.
Ziemlich undurchsichtig also, das Ganze. Ebenso undurchsichtig wie der Titelsong von Dios erstem Album mit eigener Band. In Holy Diver geht es um jemanden, der sich zu lange in einem mitternächtlichen Meer aufgehalten hat und, warum auch immer, als Meister der Maskerade entlarvt wird. Der Text gipfelt in der Aussage:

„Du kannst dich in der Sonne verstecken, bis du das Licht siehst.
Wir beten darum, dass alles gut wird!
Zwischen den samtenen Lügen gibt es eine Wahrheit hart wie Stahl.
Die Vorstellung stirbt nie. Das Leben ist ein unendliches Rad.“

Stahlharte Wahrheiten, Licht, das heller als die Sonne ist? Er wolle Songs schreiben, bei denen die Menschen ans Nachdenken kommen, sagte der Mann, dessen Künstlername im Italienischen nichts anderes bedeutet als „Gott“. Nachdenken über Gut und Böse und darüber, wie man sich selbst verhält. Dass das Plattencover zu „Holy Diver“ den Teufel zeigt, der gerade einen gefesselten Priester ertränkt, störte Dio nicht weiter: Denn nicht der Augenschein zählt, nicht die Fassade, sondern das, was sich dahinter abspielt. „Nicht immer sind die die Ehrlichsten und Besten, die so aussehen, als ob sie zu den Guten gehören“, erläuterte Dio einmal das eigenwillige CD-Cover. Und deutete an, dass der „Holy Diver“, ein Heiliger, ein Gott sei, der abstürzt. Dass sich ein Engel von Gott abwendet und dann zum Herrscher der Hölle wird – viele Mythologien erklären so, warum es das Böse in Gottes guter Schöpfung gibt. Und deshalb scheint Dio in Holy Diver zu sagen: Pass auf, dass du dem gefallenen Engel nicht zu nahe kommst! – Hier ist Dio und Holy Diver.

Kommentare

2 Kommentare

Brandon Crow

Das Cover zeigt nicht den Teufel, sondern Murray; der einzige Überlebende einer ausserirdischen Rasse.
Dio meinte: Wer von den beiden ist nun der Böse?
Er meinte hiermit wohl auch den Mißbrauch Schutzbefohlener durch Würdenträger der katholischen Kirche. Unter diesem Aspekt ist der Priester auf dem Cover, der (das) Böse.

Klaus Depta

Hallo, vielen Dank für die Info. Wir haben sie an Frank Merschmeier weitergeleitet. Der hat auch schon reagiert.
Nur soviel: Ihm ist unbekannt, dass es sich um den letzten Überlebenden einer außerirdischen Rasse handeln soll. Zumindest kennt Frank dafür keine Quelle. Gibt es eine, in der man das mal nachlesen könnte? Im Tourbook zur Dream Evil-Tour, in dem Dio ja die Geschichte von Murralsee aka Murray erzählt, steht es zumindest so nicht drin, sagt Frank. Das wäre aber eine geniale Fantasy-Geschichte, die aber ganz gut zu den Schöpfungsmythen der unterschiedlichen Religionen passt. Danach wäre die Murray-Geschichte eine andere Verarbeitung der ganzen „Teufel gegen Gott = Böses gegen das Gute“-Story.
Die Sache mit den Schutzbefohlenen und der katholischen Kirche kann natürlich sein – obwohl die ganze Missbrauchsdiskussion erst 1994 in Irland losgetreten wird. In den USA (Dio war ja US-Amerikaner) wird Missbrauch erst nach der Jahrtausendwende zum Thema. „Dream Evil“ erscheint ja bereits im Juli 1987. Fakt ist aber, dass sich Dio dazu nicht geäußert hat. Zumindest kennt Frank keine Quelle. Trotzdem ist es sicher so, dass man rund 30 Jahre später das Cover so interpretieren kann. Ob es Dio aber so gemeint hat, wird wohl für immer offen bleiben. (Was, so Frank, ja auch Absicht war: Jeder soll immer seine Interpretationen in den Plattencovers und den Songs unterbringen können.)
Die ganze Murray-Geschichte ist einfach nur geil, aber leider auch sehr komplex. Leider zu komplex, als dass man die in einem kurzen Radiobeitrag ausführlich genug ansprechen kann. (Frank darf für seine Beiträge eine vorgegebene Höchstdauer nicht überschreiten!) Letztlich passt für Frank die Zuspitzung auf „Kampf des Bösen gegen das Gute“ ganz gut zur Grundhaltung von Dio. Und da in der christlichen Theologie nun mal das Böse immer mit dem Teufel, dem Antichristen gleichgesetzt wird, der gegen alles, was das Gute (Gott, seine Kirche etc.) verkörpert, kämpft, ist diese Form der Zuspitzung für „Otto Normalverbraucher“ und einen kurzen Radiobeitrag ganz gut gangbar. Für echte Dio-Fans greift das Ganze natürlich viel zu kurz.
Immerhin hast du Frank darauf gebracht, dass er demnächst mal einen Dio-Song besprechen will. Dabei will er dann versuchen, etwas mehr über Murray unterzubringen. Vor allem den Gedanken, dass man manchmal wirklich nicht mehr weiß, was nun das Gute und was nun das Böse ist, will er unbedingt unterbringen. Insofern also noch einmal vielen Dank für die Rückmeldung. Und wenn sonst noch was ist: einfach melden! Und schön Dio weiterhören! Geile Mucke!


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