Lennon, John – Working Class Hero
Maschinenbau, Geschichte, Medizin und… die Beatles. Was sich verrückt anhört, ist brandaktuelle Wirklichkeit: für schlappe 4.000 Euro können Interessierte jetzt einen Studiengang belegen, der die Fab Four zum Thema hat, die Pilzköpfe aus Liverpool. Und natürlich gibt es diesen Studiengang genau da, wo die Beatles herkommen: eben in Liverpool.
John Lennon, der scharfzüngige, zornige Beatle, hätte sich so etwas wohl nie träumen lassen. Seine kritische Lebenshaltung hatte Lennon quasi mit der Muttermilch eingesogen: Denn während sein Vater zur See fuhr, hatte Mutter Julia eine Affäre mit Folgen: Doch die uneheliche Tochter Victoria muss sie auf Druck der Familie zur Adoption freigeben. John landet bei Tante Mimi, die den ihn gegen seine Mutter aufhetzt. In Mimis Sprachgebrauch heißt Johns Elternhaus nur noch „Haus der Sünde“.
Wer so aufwächst, zudem ärmlich als Arbeiterkind der Nachkriegszeit, zerbricht entweder oder wird knochenhart fürs Leben. Kein Wunder, dass John Lennon später von sich als Working Class Hero, als „Held der Arbeiterschicht“ singen kann.
„Sobald du geboren bist, sorgen sie dafür, dass du dich klein fühlst,
indem sie dir keine Zeit für gar nichts geben.
Bis der Schmerz so groß ist, dass du nichts mehr fühlst.
Sie verletzen dich zu Hause, verprügeln dich in der Schule.
Hassen dich, wenn du clever bist, täuschen dich, wenn du dumm bist –
solange, bis du so abgedreht bist, dass du ihren Regeln nicht mehr folgen kannst.
Sie betäuben dich mit Religion, Sex und Fernsehen,
und du hältst dich für so clever, so klassenlos und frei.
Dabei bist du nur ein Bauerntrampel, soweit ich das sehe.“
„Working Class Hero“ ist einer der zornigsten Songs von John Lennon. Sein Vorwurf: Die Mächtigen quälen die Machtlosen, ängstigen sie, wollen, dass sie nur funktionieren, wie es im Song weiter heißt. Daher kann Lennon voll Bitternis und Ironie singen:
„Ein Held der Arbeiterklasse zu sein – dafür lohnt es sich zu leben.“
In seinen Songs, Kommentaren und Aktionen, wendet sich Lennon immer wieder gegen staatliche und kirchliche Autoritäten. Er kritisiert sie, weil sie aus seiner Sicht ihre Macht missbrauchen, statt das zu tun, was ihre eigentliche Aufgabe ist: eine Welt zu schaffen, in der es möglichst allen Menschen gut geht, in der eben nicht die Herkunft darüber entscheidet, was man im Leben wird. Eine Welt voller Frieden und Gerechtigkeit – mit dieser Idee steckte John Lennon über seinen Tod hinaus ungezählte Menschen an. Und wurde damit a u f s e i n e W e i s e zu einem Menschenfischer, ähnlich wie es ihm 2000 Jahre vorher Jesus vorgelebt hatte: Indem er sich nämlich den Unterdrückten, den Außenseitern und den Ausgestoßenen seiner Zeit auf besondere Weise zuwandte. Und damit war Jesus in John Lennons Sinn auch damals schon ein „Working Class Hero“.
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