Led Zeppelin – Whole Lotta Love
Der Text ist Sex pur, das Gitarrenriff höllisch. Und böse Zungen behaupten, der Mittelteil des Songs sei orgiastisch: Vor 40 Jahren schraubten Led Zeppelin an ihrem Kulthit „Whole Lotta Love“. Grund genug, die Geschichte des Song zu erzählen.
Ab Januar 1969 nahmen Led Zeppelin monatelang in unterschiedlichen Studios Schnipsel für Schnipsel für ihr zweites Album auf. Der Opener sorgte für Furore: Denn „Whole Lotta Love“ überstieg die übliche Singlelänge deutlich: Satte Fünf einhalb Minuten dröhnte es aus den Lautsprechern – zu lang, befanden etliche DJs und schnippelten sich eine eigene, gekürzte Fassung zurecht. Grund genug für Led-Zep-Manager Peter Grant, eine gekürzte Version auf den Markt zu bringen – und die schoss im Februar 1970 gleich auf Platz 1 in den deutschen Charts. Auch in Amiland war der Song erfolgreich – nur im UK gab es die große Fehlanzeige. Der banale Grund: Manager Grant weigerte sich beharrlich, den Song überhaupt als Single zu veröffentlichen. Die Fans sollten gefälligst das gesamte Album kaufen. Trotzdem ging auch im UK die Post so richtig ab. Einer der Gründe: Alexis Korner nahm mit seiner Band „CCS“ eine Coverversion des Songs auf – von der BBC als Opener für die wöchentliche Sendung „Top of the Pops“ verwendet.
Über den Text von „Whole Lotta Love“ gibt´s wenig zu sagen – der war ohnehin zum größten Teil geklaut: „You Need Love“, geschrieben von Willie Dixon, gab die Vorlage. Eingespielt hatte den Song der große alte Blueser Muddy Water – und zwar schon 1962, also sieben Jahre bevor „Whole Lotta Love“ weltberühmt wurde. Immerhin zahlten Led Zeppelin ab 1985 Tantiemen an den ursprünglichen Texter – eine außergerichtliche Einigung machte es möglich.
„Whole Lotta Love“ ist der musikalische Ausdruck der sexuellen Revolution, die wenige Jahre zuvor eine ganze Jugendkultur erschüttert, aber zumindest Teile davon auch getragen hatte: Robert Plant stöhnt, jault und kreischt ins Mikrophon, stürzt aus größten Höhen ins Bodenlose… Die Phantasien allerdings entstehen hauptsächlich in den Köpfen der Hörer. Den Songtext kommentierte ein Blogger einmal so: Im heutigen „zeitlichen Kontext betrachtet (ist Whole Lotta Love) so versaut (…) wie ein Halmaabend im Altenheim.“ Und tatsächlich: Zwar enthält der Song deutliche Aussagen über Sexualität – aber gemessen an dem, was manch ein Rapper in seinen Lyrics an Sexismus von sich gibt, ist „Whole Lotta Love“ tatsächlich harmlos. Ein gutes Beispiel dafür, dass progressive Musik eben doch immer im Zusammenhang ihrer Entstehungszeit zu sehen ist. Und ganz nebenbei ein klarer Beleg dafür, dass Menschen auch eine andere Seite haben, als es manche smarte Lehrbücher sich so sehr wünschen. Bleibt nur noch hinzuzufügen: It´s Only Rock´n´Roll – nicht mehr, aber auch nicht weniger!
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