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Murs, Olly – Die Of A Broken Heart

Hunderte Millionen Klicks für Musikstreams und Videoclips, Platinauszeichnungen und rund zwei Millionen (in Worten: ZWEI MILLIONEN) verkaufte Konzertickets – was Olly Murs zwischen 2010 und 2018 auch anpackte: Es wurde zu Gold. Mindestens!

Lange Pause

Doch dann kam die lange, lange Pause: Wer wollte, konnte Olly Murs zwar neben Anne-Marie, Sir Tom Jones und will.i.am als Juror bei „The Voice“ erleben. Ein musikalisches Lebenszeichen aber lieferte der mittlerweile fast 39jährige nicht mehr. Zum Glück hat die Warterei auf neue Mucke ein Ende: Ende letzten Jahres erschien Ollys siebtes Album mit dem vielsagenden Titel „Marry Me“ – dazu später mehr – und vor Veröffentlichung des Longplayers bereits die Single „Die Of A Broken Heart“.

Müde sei er gewesen, räumt Olly freimütig ein. Und ergänzt überraschend offen, dass er sein 2018er Album „You Know I Know“ nicht gewollt habe. Zumindest nicht in der vorgesehenen Form. Die Plattenfirma, die – einmal wohlwollend gemutmaßt – ihn vielleicht vor dem Burn Out schützen wollte, wollte damals unbedingt ein Greatest Hits-Album.

Noch nicht alt genug

Dafür aber fühlte sich Olly noch nicht alt genug, noch nicht lange genug im Musikbusiness. Also einigten sich Company und Künstler auf einen Kompromiss. Daraus wurde dann gleich ein Doppelalbum: zur einen Hälfte Songs, die die Fans bereits kannten, zur anderen neue, unveröffentlichte Songs, die bislang nur Olly und sein Team kannten. Konsequent hieß das Album dann „You Know I Know“. Kurze Zeit später ließ sich Olly, begeisterter Fußballer, an einem lädierten Knie operieren. Und wechselte die Plattenfirma.Wer hätte das nur erwartet (Ironie off).

Dass Olly sich genug Zeit gelassen hat, um seine Akkus wieder komplett aufzuladen, merkt man schon beim Intro von „Die Of A Broken Heart“:

Zwischen Reggae, Gotye und Police

Die Steeldrum setzt sich nicht nur sofort in den Gehörgängen fest, sondern sie entführt auch in die Karibik: ein bisschen Pop, ein bisschen Reggae, ein bisschen Anklänge an den Gotye-Song „Somebody I Used to Know“ und gleichzeitig ein kleines bisschen Police, wie Olly zu Protokoll gibt. Diese Mischung habe ihn begeistert. Wohl weil sie vor allem für Unbeschwertheit und Lebensfreude pur steht – und das trotz eines Inhalts, der eigentlich eher Moll-Töne erwarten ließe.

Die Of A Broken Heart

„Ich habe es satt, dieses Durcheinander in meinem Kopf,
weil dieses Mal keine Rosen (zur Versöhnung) ausreichen werden.
Ich wartete die ganze Nacht im strömenden Regen
in einem weißen Abendanzug.
Baby, Schande über mich!
Ich schäme mich, dich so verzweifelt zu lieben.
Ich schiebe die Schuld auf mich, dass ich dich so egoistisch liebe.
Wenn du mich jetzt also verlassen würdest, dann denke ich,
dass ich an einem gebrochenen Herzen sterben würde.“

Eine Beziehung, die schon eine Menge verkraftet hat, aber immer wieder zu kitten war. Doch dieses Mal helfen keine Rosen, dieses Mal versagen die bislang

bewährten Mittel zur Versöhnung. Dieses Mal steht die Beziehung wohl wirklich vor dem Aus.

Kind im Brunnen

Merkwürdigerweise erkennen Menschen meistens erst dann, wenn es zu spät ist, was auf dem Spiel steht. Das Kind muss erst in den Brunnen fallen, so seit Jahrhunderten der Volksmund. Und hat gleich noch mehr Redewendungen, die von einer unumkehrbaren Situation sprechen. Eine davon: dass der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht. Was nichts anderes heißt, als dass nicht auf Dauer gut geht, was nicht wirklich gut ist. Solch eine Erkenntnis geht an die Nieren, pardon: an die Seele, löst Emotionen aus. Weil das Unvermeidliche droht, legt der Song in Sachen Beteuerungen deshalb dann gleich noch ein Schippchen drauf:

„Es gibt sieben Milliarden Menschen auf der Welt.
Aber alles, was ich will, das bist du!
Ich würde wahnsinnig werden, wenn du gehst.“

Unschlagbare Beweise

Reicht auch das nicht, hilft bestenfalls noch eins: Seine Versprechungen der Besserung mit Fakten zu unterstreichen, die unschlagbar sind. So heißt es im Song:

„Deine Namen habe ich unter meine Augen tätowieren lassen,
damit jeder weiß, dass wir zusammengehören.
Und ich weiß, ich habe genug davon, meinem eigenen Kopf zu folgen.
Denn ich bin nicht besonders gut darin, Lebewohl zu sagen.“

Ein Tattoo mit dem Namen der Angebetenen unter den Augen – das schlägt jeden Ehering. Denn den, so zeigen uns Tausende von Filmen, kann man vor dem Fremdgehen ja bequem abziehen. Was allenfalls das eigene Gewissen ein bisschen blinder werden lässt, aber ansonsten am Fehlverhalten und gebrochenen Versprechungen nichts ändert.

Olly on tour

Wenn Olly Murs demnächst auf Tour kommt, dürfen sich die Fans nicht nur an „Die Of A Broken Heart“ berauschen, sondern an den meisten Songs des neuen Albums „Marry Me“. 80th-Einflüsse, Ohrwürmer, emotionale Balladen – für Olly Murs das beste Album, was der Sänger je gemacht hat. Ein Stückweit liegt das wohl auch daran, dass Olly Murs zu sich selbst gefunden hat. Vorbei die Zeit, in der sein Privatleben chaotisch war, in der er sich von Produzenten und Plattenfirma hetzen ließ. Zwei Jahre hat er sich für „Marry Me“ Zeit genommen – und lediglich fünf Songs verworfen. Ein Bruchteil von dem, was üblicherweise trotz fortgeschrittener Entwicklung den Sprung zur Veröffentlichung verpasst.

Marry Me! Yes!

Jetzt sei er weg von all diesem Wahnsinn, verzichtet auf Zechgelage mit Freunden und ist – nach eigenen Angaben – nahezu häuslich geworden. Der Grund: Er sei verliebt. Und wie Kenner der Szene munkeln: Auf die Aufforderung „Marry Me“ habe die künftige Mrs. Murs mit „Ja“ geantwortet. Von Beziehungsaus und Angst, am gebrochenen Herzen zu sterben, also keine Spur. Vielleicht kann Olly auch deshalb positive Musik über ein trauriges Thema machen, wenn er sich selbst pudelwohl fühlt.
Olly Murs und „Die Of A Broken Heart“.

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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