Alle Farben & Candy, Graham & Lahos – Flowers
Diese Geschichte ist zu schön, als dass man sie erfinden könnte. Denn derartige Geschichten kann nur das Leben schreiben.
Aus gutem Grund beginnen wir diese Geschichte mit einer Quizfrage: Was haben
das Wohn- und Geschäftszentrum „Grüne Zitadelle“ in Magdeburg, der Bahnhof im niedersächsischen Uelzen und das Ronald-McDonald-Haus für Familien schwerkranker Kinder in Essen gemeinsam? Alle drei gehören – neben vielen anderen – zu Bauwerken, die der österreichische Designer, Architekt und Maler Friedrich Stowasser entworfen hat.
Friedrich Stowasser aka Friedensreich Hundertwasser
Der war einerseits für seine Philosophie bekannt, dass Bauwerke Menschen dienen sollen, andererseits für die markante farbliche Gestaltung seiner Bauwerke. Denn der Mann, der sich selbst den prosaischen und eigenwilligen Künstlernamen Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt verpasste, wollte jede Farbe gleichermaßen nutzen und damit die starre Monotonie der Moderne brechen sowie die Vielfalt der Natur widerspiegeln. Oder um es sehr konkret zu sagen: Trifft man auf ein Gemälde oder Bauwerk, das in mosaikartigen Mustern alle Farben gleichwertig, ohne die Dominanz einer einzelnen Farbe, bunt nebeneinanderstellt, darf man sich ziemlich sicher sein, ein Friedensreich-Hundertwasser-Werk vor Augen zu haben.
Frans Zimmer aka Alle Farben
Viele verschiedene Farbtupfer völlig gleichberechtigt nebeneinander zu stellen und damit immer Neues zu schaffen – diese Idee faszinierte den Berliner Schüler Frans Zimmer. Der wollte Maler werden, fiel durch die Aufnahmeprüfung der Universität der Künste in Berlin, beschloss, sich stattdessen an einer Privatschule zum Grafikdesigner ausbilden zu lassen, brach aber diese Ausbildung letztlich ab. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Gelegenheitsjobs, darunter auch über drei Jahre als Konditor in einem Berliner Café sowie durch den Verkauf selbstgestalteter Postkarten und Bilder.
Hundertwasser und Alle Farben
Als Zimmer sich ab 2009 schrittweise der Musik zuwandte, nahm er „aus seinem früheren Leben“ die Vorliebe für die Farbgestaltung Friedrich Hundertwasser mit: In seiner Musik wollte er eine musikalische Entsprechung zu den Werken des Malers und Architekten schaffen, bei der möglichst viele Elemente, hier: „musikalischen Farbtupfer“, möglichst gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Und so wundert er nur wenig, dass sich der Künstlernamen des Musikers, Produzenten und DJs Frans Zimmer an seinem österreichischen Vorbild anlehnte: „Hundert Farben“ nannte er sein Projekt, das für lebendige, vielschichte Klanglandschaften steht, änderte diesen Projektnamen aber nach kurzer Zeit zu „Alle Farben“. Mit den fünf Euro fürs Phrasenschwein in der Hand heißt es folglich in diesem Text: Und der Rest ist Geschichte.
Immer neu erfunden
Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist; eine Geschichte, mit immer neuen Facetten; eine Geschichte, bei der Alle Farben sich immer wieder neu erfindet. Dazu gehört auch der Rückgriff auf Konstellationen, die sich bewährt haben, aber dennoch unter neuen Vorzeichen vorangetrieben werden. Aktuell gilt dies für die Zusammenarbeit mit Graham Candy und Lahos, mit denen Alle Farben, so hört man, eine jahrelange Freundschaft verbindet.
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Graham Candy und Lahos
Mit dem in Neuseeland geborenen, seit 2013 in Berlin lebenden Schauspieler und Sänger mit einer unverwechselbar hohen Stimme gesegneten Graham Candy veröffentlichte Alle Farben bereits 2014 den erfolgreichen Titel „She Moves (Far Away)“; Lahos, mit bürgerlichem Namen Leonard Biwer, startete seine musikalischen Gehversucher bereits mit sieben Jahren als Trompeter in einer Bläsergruppe, was sein musikalisches Verständnis bis heute entscheidend beeinflusst. Mit Alle Farben veröffentlichte er 2019 den Titel „Remember“ und zeichnete 2023 für den Lahos Extended Remix des Alle Farben-Songs „Revolution“ verantwortlich.
Flowers
Im neuen, gemeinsamen Song „Flowers“ heißt es:
„Ich höre deine Stimme im Radio.
Ja, sie klingt wie die, die ich kenne.
Ich versinke in Erinnerungen.
Es ist eine süße Erlösung, wenn ich sie singen höre.
Es trifft mich innerlich wie eine Abrissbirne,
ich fühle mich so elektrisiert.
Tief in meiner Seele ist es wie ein Blitzschlag,
wenn ich sie sagen höre:
Hab keine Angst, wenn die Welt grau ist.
Es wird dir gut gehen.
Denn wenn die Sonne scheint, blühen die Blumen.“
Innere Leere
Jeder kennt Situationen in seinem Leben, in denen er verunsichert ist, zweifelt, das Richtige zu tun. „Flowers“ beschreibt diese innere Leere symbolisch als graue Welt, in der sich Unbehagen und Dunkelheit breitmachen. Kein Zustand, in dem man gerne sein möchte. Vor allem aber: Kein Zustand in dem man dauerhaft bleiben muss! Irgendwann wird die Sonne wieder scheinen, wird es wieder hell – nicht nur in der Natur, wo das Sonnenlicht die Blumen blühen lässt, sondern auch im Inneren. Alle Farben, der seine House-Beats immer wieder mit orchestralen Elementen verknüpft und dadurch Klanglandschaften erfindet, die beinahe schon sakral wirken, greift auch im Text ein nahezu klassisches Motiv aus vielen religiösen Traditionen auf: Im Buddhismus gibt es ein Erwachen, eine Wiedergeburt, die die Erde erblühen lässt; das Christentum verheißt durch das Licht Gottes Heilung und ein neues Leben nach dem irdischen Leben.
Sehnsucht: friedvolles Leben
„Flowers“ greift tiefe menschliche Sehnsüchte nach einem Leben auf, in dem man sich vor nichts fürchten muss. Gleichzeitig vermittelt der Song Trost und Hoffnung, dass Tiefpunkte im eigenen Leben vorübergehen werden. Selbst wenn es keine Anzeichen dafür geben sollte, werden die persönlichen Probleme verschwinden: zerschmettert wie von einer Abrissbirne, die die bestehende Leidenszeit zerbricht; blitzartig, wie ein elektrisierender Funke, der neue Hoffnung vermittelt. Auffällig ist die Nähe dieser Formulierungen zu biblischen Darstellungen vom Sturmwind Gottes und seinem blitzartigen, unwiderstehlichen Eingreifen zum Wohle von Menschen.
Hab keine Angst, ich bin bei dir
Ähnlich lassen sich die mehrfachen Wiederholungen von „Hab keine Angst“ interpretieren: Sie wirken wie ein Mantra oder Gebet, das die Gewissheit vermitteln soll: Die Sonne wird wieder scheinen; die Blumen werden wieder blühen; dir wird es wieder besser gehen.
Oder wie die Bibel Gott voller Trost von sich selbst sagen lässt: „Ich bin der, der für euch da ist.“ Ein Versprechen, das Jesus noch einmal bekräftigt, wenn er sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“
Solange werden auch die Blumen blühen.
Alle Farben, Graham Candy & Lahos – „Flowers“
Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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