Scorpions – Under The Same Sun
Nachkriegsdeutschland: Vor allem junge Deutsche finden gar nicht so schlecht, was von den amerikanischen Befreiern geblieben ist: Bluejeans, zum Beispiel. Lederjacken. Kaugummi. Und natürlich: ihre Musik, den Rock´n´Roll. Viele träumen denselben Traum: einmal so berühmt zu werden wie Elvis, Little Richard oder Chuck Berry.
Hannover 1965: Rudolf Schenker, damals schon längst vom Rock´n´Roll infiziert, formiert eine Band. Zwei, nämlich sein jüngerer Brüder Michael Schenker, ein Derwisch an der Gitarre, und Klaus Meine, ein großartiger Songwriter, kommen von der Hannoveraner Band Copernicus. So ähnlich klingt dann auch der Name der neuen Gruppe: Scorpions. Von Niedersachsen brechen die Scorpions auf, um die Welt zu erobert: die USA, Australien, Japan und ganz Europa, sogar jenseits des damals noch fest verriegelten Eisernen Vorhangs. Erfolgreich sind sie dank ihrer griffigen Melodien und dank der manchmal spitzen, bissigen Texte. Ihrem Wappentier mit dem giftigen Stachel machen sie damit alle Ehre! Einer ihrer Songs befasst sich mit unsinnigen kriegerischen Auseinandersetzungen: Under The Same Sun.
„Ich sah den Morgen heraufdämmern, zerrissen durch einen Gewehrschuss.
Ein Aufschrei, ein dumpfes Fallen, niemand, der weinte.
Ich sah eine Mutter, die für ihren Sohn betete: Bring ihn zurück, lass ihn leben, lass ihn nicht sterben. Ich sah den Abend mit seinen zunehmenden Schatten;
wir beobachten das Opferlamm; ich sehe, wie Kinder weinen, wie sei bluten, sterben.
Frag dich mal selbst: Gibt es Gerechtigkeit unterm Himmelszelt?
Manchmal glaub´ ich durchzudrehen; wir verlieren alles, was wir haben,
und niemand scheint sich darum zu kümmern. Aber in meinem Inneren verändert sich nichts: Wir müssen die Welt neu ordnen und ihr Liebe geben.
Denn wir alle leben unter der gleichen Sonne, unter dem gleichen Mond – warum nur können wir nicht vernünftig miteinander leben?“
Knapp 20 Jahre ist der Song alt – beantwortet ist die Frage, warum wir nicht vernünftig miteinander leben können, bis heute nicht. Hier scheint die Macht von Menschen begrenzt zu sein. Und dennoch: ein paar Begriffe im Text deuten an, wo die Lösung liegen könnte: Die Wörter „beten“, „Himmelszelt“ und „Opferlamm“. Wo die Macht dieser Welt endet, hilft vielleicht nur noch das Vertrauen auf eine Macht, die größer ist. Die Scorpions und „Under The Same Sun“.
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