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MEDUZA, OneRepublic, Leony – Fire

Fußball-Europameisterschaft, Tour de France, Olympische Spiele – im Jahr 2024 folgt ein globales Sportereignis dem nächsten. Wie immer mit den allseits bekannten Resultaten: Bei Olympia im Team D wieder einmal
etliche enttäuschte Hoffnungen, aber auch die eine oder andere faustdicke Überraschungen, bei der Tour de France noch nicht einmal der Hauch einer Chance auf einen deutschen Etappensieg.

Zerplatzte Träume und Überraschungen

Und bei der Fußball-Europameisterschaft das Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Viertelfinale. Okay, besser als wie in den letzten Turnieren bereits in der Vorrunde. Aber gemessen an der Tatsache, dass das Turnier im eigenen Land stattfand, dann irgendwie doch zu wenig. Auch wenn man sich damit trösten kann, dass die Deutschen gegen den späteren Gewinner des Turniers, Spanien, ausgeschieden sind. Und das noch unter mysteriösen Umständen. Denn Millionen deutscher Schiedsrichter an den Fernsehgeräten hätten einen Handelfmeter für die deutsche Mannschaft gegeben.

EM-Hymne

Nun liegt die Fußball-Europameisterschaft mittlerweile fast zwei Monate zurück und die Wunden über den nicht-gegebenen Handspiel-Elfer sind zumindest oberflächlich verheilt. Blickt man durch den unglaublich dichten Sport-Event-Wust zurück, und stellt sich die Frage, was sonst noch geblieben ist, bleibt da zumindest eines: „Fire“, der offizielle Song zur Fußball-Europameisterschaft, aufgelegt von MEDUZA mit OneRepublic und der deutschen Sängerin Leony.

Kim Petras raus, Leony rein

Die übrigens wurde – um gleich in der Sprache des Sports zu bleiben – nachnominiert. Denn ursprünglich vorgesehen war die deutsche Sängerin Kim Petras. Aber die musste verletzt – äh, sorry, aufgrund von Terminproblemen – absagen und wurde so durch die ehemalige DSDS-Jurorin Leony ersetzt. Keine schlechte Wahl. Auch wenn Leony erst einmal als Blitzableiter herhalten musste. Denn im Netz wurde sie mit einer ganzen Menge von Hasskommentaren überzogen. Wie das eben immer so ist, wenn Leute, die nichts auf die Kette bekommen, sich selbst für den Nabel der Welt halten.

Europa größer als Deutschland

Auf einen der Kommentare immerhin ging Leony näher ein: auf den Vorwurf nämlich, dass anlässlich einer Europameisterschaft der Eröffnungssong doch hätte auf Deutsch sein müssen. O sic tacuisses philosophus mansisses, hat Leony wohl gedacht. Geantwortet aber hat sie artig: dass es eben eine EUROPAmeisterschaft sei, bei der die meisten Mannschaften und deren Zuschauer aus Ländern stammen, in denen Deutsch gar nicht verstanden wird. Und dass da Englisch die bessere Wahl sei. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Und mit ein bisschen eigenem Denken statt sofort gehässig zu posten hätten manch einer darauf vielleicht sogar selber kommen können.

Pflichtenheft für den EM-Song

So dass wir nun endlich zum Song kommen können: Im Pflichtenheft stand wohl, dass der Song die Einheit und die Vielfalt von Fußball- und Musikfans gleichermaßen verkörpern solle; dass er Emotionen zu wecken und Begeisterung zu transportieren habe; dass er Fußballfans zum Feiern bringen, sprich: tanzen solle. Oder um es kurz zu sagen: dass der Song eine Hymne sein solle, bei der Fußball- und Musikfans begeistert mitsingen – am besten natürlich im Stadion, aber auch Zuhause, während der Autofahrt und wann immer sich eine Gelegenheit bietet.

Ergebnis: Video als Werbespot

Dass die UEFA natürlich auch die vielen Sendeanstalten im Blick hatte, die mit diesem Song möglichst ihre Berichterstattung abbinden sollten, lassen wir mal außer Acht. Denn das hätte ja etwas mit schnödem Mammon zu tun. Und über Geld spricht man bekanntlich nicht. Weshalb wir besser auch den passenden Videoclip unerwähnt lassen, zu dem jemand durchaus treffend postete: Er habe nun einen 2:49 Minuten langen Werbespot gesehen und warte immer noch auf das Lied. Ein gutes Statement anlässlich der unglaublichen Menge an Produktplatzierungen, gegenüber die vielen unterschiedlichen Fußballszenen des Clips regelrecht untergehen und der Song sowieso.
(Ach ja, vorsichtshalber auch das noch: Wer im letzten Abschnitt Ironie findet, darf sie gerne behalten!)

Vergessene EM-Songs

Meinen könnte man nun, der Song sei schlecht. Damit läge man aber falsch. Zumindest kann es „Fire“ in puncto Langlebigkeit locker aufnehmen mit den Songs der letzten Europameisterschaften, als da wären: „We Are The People“ (Martin Garrix ft Bono & The Edge in 2021), „This One’s For You“ (David Guetta ft Zara Larsson in 2016), „Endless Summer“ (Oceana, 2012) und  „Can You Hear Me“ (Enrique Iglesias, 2008). Alles unbekannt? Macht nichts. Schlimmstenfalls reiht sich „Fire“ hier also nahtlos ein. Vielleicht aber bleibt der Song doch im kollektiven Gedächtnis hängen. So wie „Three Lions“ von Baddiel, Skinner & Lightning Seeds aus dem Jahr 1996 mit dieser Ohrwurm-Textzeile „It’s coming home, it’s coming home, football’s coming home“. Ein toller Song, der einen Platz im kollektiven Gedächtnis gefunden hat, aber leider, leider gar kein offizieller EM-Song ist. Den lieferten 1996 nämlich Mick Hucknall und seine Simply Red mit „We‘re In This Together“.

Bunte Mischung

Jetzt aber: Geschrieben hat „Fire“ Ryan Tedder von der US-amerikanischen Supergroup OneRepublic. Die Band steuert auch den Großteil der Vocals bei. Dem italienischen EDM-Trio MEDUZA, nicht nur Produzenten, sondern auch glühende Fußballfans, fiel es zu, daraus eine Dance-Hymne zu stricken, die die Menschen zum abfeiern bringt. Und Liselotte von der Pfalz (ok, ein Kalauer, den die, die über die sogenannte Gnade der späten Geburt verfügen, leider nur schwerlich verstehen werden, zumal Leony ja gebürtig aus der Oberpfalz stammt), wie bereits angesprochen, eingewechselt für Kim Petras, übernahm einen Teil der Gesangsparts. In Los Angeles erhielt das Gesamtwerk dann schließlich seinen letzten Schliff.

Hymne für ein Fest

Herausgekommen ist tatsächlich ein Sound, der während der Fußball-EM dazu beitrug, dass die ganze Veranstaltung ein großes Fest wurde. Und auch der Text unterstreicht dies:

„Wir haben unsere Geheimnisse in unseren Knochen versteckt
Sternenlicht, das blutet, wenn alle Lichter angehen.
Es ist ein wunderschönes Wunder,
Wie du mich aufrichtest, wenn ich niedergeschlagen bin.
Ein wunderschönes ewiges Glühen!
Jetzt glänzen wir wie ein Meer aus Gold.
Wir sind heute Abend in Flammen.
Wie eine Million Diamanten im Himmel.
Und wir sind verloren in all den Lichtern.
Hier zusammen, wir sind heute Nacht in Flammen,
wir sind Feuer und Flamme.“

Text fördert Assoziationen

Der Songtext von „Fire“ lebt von seiner bildhaften Sprache: Fußballfans brennen nicht nur für ihren Sport, sondern sie feiern ihn. La Ola, die berühmt-berüchtigte Welle, die durchs Stadion schwappt, Fangesänge, Tausende von Handys als Beleuchtung magischer Augenblicke – Fußballfans spüren eine tiefe Verbundenheit zueinander, zwar vor allem zu „ihrer Mannschaft“, aber auch zum Fußballsport an sich. Wer einmal ein Stadion besucht, erlebt schnell: Die vermeintlich schönste Nebensache der Welt ist in der Lage, ein Gefühl der Einheit und des gemeinsamen Erlebens zu erzeugen.

Feuer und Flamme

Die Nacht steht in Flammen, weil die Fans Feuer und Flamme sind – Passagen, die die Intensität, Leidenschaft und Energie einfangen, die Fans während eines Spiels erleben. Aus der Gemeinschaft entsteht eine besondere Energie. Die kann ermutigen, Kraft und Trost spenden, tatsächlich helfen, schwierige Situationen zu überwinden. Und sie kann Verletzungen heilen lassen. Im Song klingt das so:

„Es ist ein herrliches Wunder,
Wie du mich aufrichtest, wenn ich niedergeschlagen bin.
Du bist die Noten zu meiner Melodie. Denn du heilst alle meine Narben.
Ein wunderschönes ewiges Glühen!“

Wir-Gefühl statt Hass

Unglaublich, aber wahr: An dieser Stelle kommen Fußball und Musik tatsächlich zusammen. Denn was der Song über den Fußball aussagt, hat Leony bei ihrer Zusammenarbeit mit den US-Superstars und den italienischen Hitlieferanten erlebt: Es sei ihr eine Ehre gewesen, mit diesen Superstars zusammenarbeiten zu dürfen. Denn die hätten keinerlei Starallüren gezeigt, sondern seien wahnsinnig nett gewesen. So entstand wohl auch bei der Produktion von „Fire“ ein Gemeinschaftsgefühl, ein Wir-Gefühl, das der Song nun überzeugend an seine Hörerinnen und Hörer weitergeben kann. Schließlich geht im Leben alles bekanntlich gemeinschaftlich und in guter Stimmung besser als in Hass und Unfrieden. Oder wie sich MEDUZA anlässlich der Veröffentlichung des Songs wünschten: „Die Kraft der Musik solle möglichst alle Menschen vereinen.“ Das ist ganz sicher gelungen.

MEDUZA, OneRepublic & Leony – Fire

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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