Lynyrd Skynyrd – Sweet Home Alabama
20. Oktober 1977 – das Privatflugzeug der us-Südstaaten-Band Lynyrd Skynyrd befindet sich auf dem Weg von Greenvill nach Baton Rouge im US-Bundesstaat Lousiana. Doch die Maschine kommt nie an. In der Nähe von Gillsburg, Mississippi kracht die Maschine in ein Waldstück. Ironie des Schicksals: nur wenige hundert Meter entfernt von einem Flughafen. Hatte der Pilot noch eine Notlandung versucht? Was auch immer passierte – die Unglücksursache wird nie aufgeklärt Tragisch: Durch den Flugzeugabsturz sterben zwei Bandmitglieder und eine Begleiterin. Lynyrd Skynyrd scheint vor dem Ende zu stehen.
Weitere Ironie des Schicksals: Nur drei Tage zuvor hatte die Band voller Hoffnung ihr sechstes Album veröffentlicht: Street Survivors – „Überlebende der Straße“. Und noch mehr Ironie: Das Cover zeigte ursprünglich die Band, umgeben von Flammen. Nach dem Unglück wird das nahezu prophetisch wirkende Cover ausgetauscht.
Für Rockfans waren Lynyrd Skynyrd bereits seit 1974 ein Begriff: In „Sweet Home Alabama“ hatte die Gruppe eine scharfe Attacke gegen den Songwriter Neil Young, geritten. Der Grund: Young hatte in Songs wie „Southern Man“ und „Alabama“ die Rassendiskriminierung in den Südstaaten gegeißelt – in den Südstaaten der 1970er Jahre Amerikas. Lynyrd Skynyrd wollten eine Antwort geben. Und so heißt es im Song: „Ich hoffe Neil Young erinnert sich daran, dass einer wie er hier nicht gebraucht wird.“ Denn natürlich ist in Alabama alles in Ordnung, Home Sweet Home inklusive. Der Gouverneur hat Recht mit seiner Politik, auch wenn er in den damaligen Watergate Skandal verstrickt ist, wie es im Song heißt.
Patriotismus nennt man das wohl oder auch Heimatliebe. Dennoch: Bandmitglieder von Lynyrd Skynyrd haben immer wieder betont, ihr Song verherrliche eben nicht die Rassenpolitik. Im Gegenteil: Wenn es um den Gouverneur geht, ist ein „boo hoo“ im Song zu hören. Und am Ende heißt es: Montgomery hat eine Antwort bekommen – eine Anspielung auf die Protestmärsche des farbigen Predigers Martin Luther King eben gegen die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Hautfarbe. King wurde zeitlebens nicht müde, seinen Landsleuten einzuhämmern: Vor Gott sind alle Menschen gleich, egal ob schwarz oder weiß. Und: King träumte von einer amerikanischen Gesellschaft des friedlichen Miteinanders, der Versöhnung und gleicher Rechte für alle.
Stichwort Versöhnung: Selbst Neil Young spielte „Sweet Home Alabama“ immer mal wieder in seinen Konzerten – und Lynyrd Skynyrd-Sänger Ronnie Van Zandt rockte oft genug in einem T-Shirt mit der Aufschrift: Tonight’s The Night – ein Songtitel von Neil Young. Keine Feindschaft also zwischen den Musikern, im Gegenteil: Friede, Versöhnung, Männerfreundschaft. Vielleicht ist deshalb „Sweet Home Alabama“ deshalb ein Song, der für tiefes Vertrauen und gegenseitige Achtung steht – auch wenn das im Songtext auf den ersten Blick ganz anders aussehen mag. Lynyrd Skynyrd und „Sweet Home Alabama“.
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