Waters, Roger – What God Wants
Eine Rede bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse als Titel einer CD? Das ist kein Witz, das ist wirklich passiert! Gehalten hat die berühmte Rede der Medienwissenschaftler Neil Postman. Amusing ourselves to death hieß seine Rede, die er 1985 hielt. Im Jahr drauf kam das passende Buch heraus, das sich enorm verkaufte und vermutlich einige Millionen Leser hatte. Einer von ihnen: Pink Floyd-Mastermind Roger Waters. Der war so begeistert, dass er seinem nächsten Album gleich einen passenden Titel verpasste: Amused To Death! „Die beste Arbeit seit The Wall“, lobten die Kritiker. Die britische BBC allerdings hatte ein Problem: Als nämlich Waters den ersten von drei Teilen des Songs „What God Wants“ als Single auskoppelte, weigerte sich die BBC, den Song zu spielen. Begründung sinngemäß: Waters habe die Scheinheiligkeit von Religion kritisiert und behauptet, mit Religion werde zum Zwecke von Macht missbraucht. Und tatsächlich singt Waters bissig:
„Was Gott will, das bekommt er. Gott hilft uns allen.
Der Priester sagt: Gott will Güte, Licht, Körperverletzung, einen sauberen Kampf.
Gott will Frieden, Krieg, Hungersnot, Warenhausketten, Aufruhr, Sex, Freiheit,
Plastiksprengstoff, organisierte Verbrechen, Kreuzzüge und Heilige Kriege.“
Auch die anderen beiden Teile des Songs klingen nicht anders. Da nimmt Waters die Fernsehprediger aufs Korn, die letztlich nur Geld scheffeln – für sich selbst, so die Unterstellung. Und er kritisiert, dass alle großen Religionen der Macht des Geldes hinterherjagen – auch dann, wenn dadurch die Welt zu Grunde geht.
Harte Vorwürfe des Musiker – für die sich leider in der Geschichte eine Menge Belege finden lassen. Doch Waters geht es nicht um eine historische Rückschau. Seine Kritik wendet sich auch nicht gegen die Religionen selbst. Im Blick hat Waters Teile von „Gottes Bodenpersonal“: Menschen machen Fehler, Menschen veruntreuen Gelder, Menschen profitieren vom Leid und Elend anderer. Und deshalb ist Waters´ Kritik durchaus konstruktiv zu verstehen. Etwa: Jeder sollte sich so verhalten, dass sich die Vorwürfe des Songs in Zukunft nicht mehr zutreffen. Damit würde die Welt ein ganzes Stück besser. Das aber genau ist es, was Gott will. Roger Waters und sein konstruktiv-kritischer Song „What God Wants“.
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