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Anderson, Bow – 20s

An Heiligabend habe sie aus lauter Langeweile die Demoversion eines Songs auf die Social Media-Plattform Tik Tok geschoben – und weil dieses Demo einschlug wie eine Bombe, gibt’s den Song mittlerweile als ausgefeilte Studioversion: Mit „20s“ landete die Schottin Bow Anderson ihren ersten echten Hit – und längst hat sie mit „Mama Said“ einen Titel hinterhergeschoben.

Gefühl teilen

Mit der Demoversion von „20s“ wollte sie ursprünglich einfach nur ein Gefühl teilen. Der Erfolg schon dieses Demos zeigt deutlich, dass die mittlerweile 25jährige genau den Nerv der Gleichaltrigen getroffen hat. Denn „20s“ handelt davon, wie schwer das Leben für eine Mittzwanzigerin sein kann.

„Geh raus, geh was trinken, sei jung und unbekümmert.
Guck mal an der Arbeit vorbei, lass bloß dein Frühstück nicht aus,
sei ein funktionierendes Glied der Gesellschaft! –
Ist es das, was ihr von mir wollt?“

Anforderungen

Von allen Seiten kommen Hinweise, Vorschläge und klare Forderungen, wie sich ein junger Mensch zu verhalten hat. Und wie das nun mal immer so ist: Natürlich erwarten auch die Eltern Rechenschaft:

„Ruf meine Mutter an, frag danach, wie es ihr geht.
Sag ihr: Mir geht es gut! Kann ich ihr etwas vormachen?
Ich habe zu viele neue Verantwortlichkeiten.
Ich weiß gar nicht, was du von mir willst.
Ich vermute das nur. Ich bin völlig überfordert!“

Eine Achterbahn der Gefühle, die Bow so zusammenfasst:

„Ich vermisse das Gefühl an meinem 19. Geburtstag,
bevor die Welt so unglaublich schwer wurde!“

Schlechter Tag

Als sie den Song schrieb, habe sie einen schlechten Tag gehabt – etwas, was für sie völlig untypisch sei, sagt Bow im Interview. Aber sie habe vermutet, dass auch andere in ihrem Alter immer mal wieder den Druck spüren, der von außen aufgebaut wird: das soziale Umfeld pflegen, in Schule oder im Job seinen Mann oder seine Frau stehen, in der Freizeit mitfeiern, auf keinen Fall eine Spaßbremse sein und am besten immer perfekt sein – zu viel, was da von einem jungen Menschen verlangt wird.

Unfall als Teenie

Dass Bow Anderson überhaupt so reflektiert mit ihren Lebensumständen umgehen kann, mag an einem Zwischenfall in ihrer frühen Jugend liegen: Zuhause im Osten von Edinburgh entdeckte Bow schon als Mädchen das Trampolinspringen für sich. Längere Zeit trainierte sie mit jungen Menschen, die später dem Nationalteam angehörten… bis sie mit 13 Jahren einen schweren Unfall erlitt. Aus der Traum! Beinahe hätte sie ein Bein verloren, erzählt sie. Für viele andere wäre das so etwas wie das Ende gewesen. Nicht jedoch für Bow. Weil sie während der Rehamaßnahme nur schwer einschlafen konnte, sang ihr Vater abends immer mit ihr. Auf diese Weise entdeckte Bow die Musik als neue Möglichkeit, tauschte kurzerhand ihren labilen Körper gegen ihre Stimme ein, um sich beruflich weiterzuentwickeln.

Immer optimistisch

Der Umzug nach London unmittelbar nach ihrer Genesung war da nur ein Folgeschritt.

„Wenn du denkst, es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo ein Lichtlein her“,

lautet ein altes Sprichwort. Eines, das Hoffnung geben soll. Eines, das viele Menschen in engem Zusammenhang mit Gott sehen: Der fängt dich auf, mit dem Vertrauen auf Gott entdeckst du neue Möglichkeiten. Auch dann, wenn du meinst, an eine unüberwindliche Grenze gestoßen zu sein. Mit Gottes Hilfe wird am Ende alles gut.

Wer weiß, wozu es gut ist…

Ohne ihren schweren Unfall würde Bow Anderson heute nicht auf der Bühne stehen, würde heute nicht als „Schottlands nächstes großes Ding“ gelten. Deshalb ist Bow felsenfest davon überzeugt, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht. Und wer weiß: Vielleicht haben auch Krisen in den 20ern einen Sinn – und wenn es nur der ist, sich selbst als unvollkommenes, eben nicht immer bestens funktionierendes Rädchen im Getriebe zu akzeptieren.

Bow Anderson und „20s“.

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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