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R.E.M. – Losing My Religion

Ein Musiker auf einem Stuhl, zwei andere jagen hinter irgendetwas her. Ein Milchkrug fällt von der Fensterbank. Kurz im Bild: ein blonder Afroamerikaner mit Engelsflügeln, ein Jugendlicher, an einen Baum gefesselt von mehreren Pfeilen getroffen – alles Elemente aus einem der besten Musikvideos des Rock: „Losing My Religion“ von R.E.M. Drei MTV Video Music Awards 1991 sprechen eine deutliche Sprache. Was das alles aber tatsächlich bedeutet, ist kaum zu ergründen. Ähnlich der Text: Kryptisch, mit einfachem Schulenglisch nur in Versatzstücken zu verstehen.

„Jedes Flüstern in all den schlaflosen Stunden, ziehe ich meinen Geständnissen vor.
Ich versuche dich im Auge zu behalten, wie ein verletzter, verlorener, blinder Narr.
Das bin ich da in der Ecke, dort im Rampenlicht, losing my religion!“

Wer gesteht wem was? Wer behält wen im Auge? Wieso macht sich jemand zum Narren? Fragen, die der Song offen lässt. „Es geht um den allgemeinen Zustand der Welt“, sagt R.E.M.-Boss Michael Stipe lakonisch. Und darüber hinaus gilt, was er schon im Songtext behauptet: „Oh nein, ich habe schon zuviel gesagt!“
Was der Song mit „Religion zu tun hat“, ist leichter zu klären. Die – wenn auch unbefriedigende Antwort: erst einmal gar nichts. Denn in den us-amerikanischen Südstaaten bedeutet „Losing My Religion“ nur: aus der Haut fahren, die Nase voll haben. Im übertragenen Sinne kann es auch heißen: die Kontrolle verlieren.
Der Schlüssel zum Song liegt vielleicht schon in der ersten Textzeile. Denn die heißt:

„Das Leben ist größer, größer als du selbst!“

An genau dieser Stelle weist die Band aus Georgia nämlich über das menschlich Normale, über das Fassbare hinaus, verweist auf eine Wirklichkeit, die sich unserer Wahrnehmung entzieht. Theologen sprechen von Gott. Und auch der entzieht sich der Kontrolle des Menschen.
Losing my Religion – vor allem ein Song zum Nachdenken. Über sich, über die Welt und vielleicht auch über Gott. Gemeinsam mit R.E.M.

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