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Dee, Joey aka Nicola, Joseph Di

Ob manch ein Künstler unter seinem Geburtsnamen ähnlich bekannt geworden wäre wie unter seinem Pseudonym? Wer weiß. Beispiel: Dee, Joey aka Nicola, Joseph Di

Für 60er Jahre-Partys gilt: Ohne Songs wie „The Twist“ und „Let’s Twist Again“ von Chubby Checker geht es gar nicht. Und ohne „Peppermint Twist“, „Shout pt.1“ und „Ya Ya“ erst recht nicht. Die drei letztgenannten stammen von Joey Dee And The Starliters, die oft genug

auch als „Starlighters“ wiedergegeben werden. Wobei der „Peppermint Twist“ unbestritten der größte Erfolg der Formation ist.

Kopf der Band ist Joey Dee. Der wird am 11. Juni 1940 in Passaic, New Jersey, geboren, und zwar als Joseph Di Nicola. Wer meint, er wisse, was eine Großfamilie ist, muss sich mit der Familie Di Nicola messen: Denn Joey ist das achte von zehn Kindern der Familie, bekommt später noch zwei jüngere Schwestern. Sieben Geschwister, Brüder und Schwestern, sind älter als er. Kein ganz einfaches Leben. Der Vater spielt gern und viel Akkordeon, die älteren Geschwister stehen auf Big Band-Musik von Glenn Miller, Jimmy Dorsey, Tommy Dorsey und anderen Größen, nach deren Schallplatten sie zu Hause oft tanzen. Hinzu kommt, dass eine Schwester leidenschaftlich gern Western- und Countrymusik hört und Joseph mit diesem Virus infiziert. Eine weitere Inspirationsquelle hat etwas mit der Bevölkerung von Passaic zu tun: Zu ihr gehört nämlich eine relativ große Gruppe polnischer bzw. polenstämmiger Einwohner. Schon mit zehn oder elf Jahren, so Joey Dee später im Interview, habe er draußen vor der Tür die Musik der besten Bands Polens, die in Passaic im so genannten „polnischen Volksheim“ auftraten, gehört und quasi in sich aufgesogen.

Das Interesse für Musik ist früh geweckt. Angeblich sang er schon im Kindergarten bestechend, kann damals schon Tonfolgen perfekt nachsingen. Mit acht Jahren beherrscht Joey das Mundharmonikaspiel – wie vieles im Leben hat er sich das selbst beigebracht. Und schon lockt der Kirchenchor von Passaic. Eine seiner Schwestern leiht ihm ihre Klarinette, auf der Klein-Joseph zu üben beginnt. Als er die High School besucht, beherrscht er das Instrument perfekt.

Doch das reicht ihm nicht. Als er neun Jahre alt ist, so Joey, organisiert er seine erste Band, mit der er auf Partys und Schulfesten auftritt und hauptsächlich Instrumentalstücke spielt. Als der Alt-Saxophonist die Gruppe verlässt, ist das nur vorübergehend ein Rückschlag: Joey übernimmt seinen Platz und spielt von da an dieses Instrument. Zu diesem Zeitpunkt hat er vor, Geschichtslehrer zu werden. Doch da die Gigs vor einem immer größeren Publikum stattfinden und die Gagen immer größer werden, gibt er diesen Plan auf. Schließlich kann die große Familie seine Gagen gut gebrauchen.

Einen echten Bandnamen hat die Gruppe Anfang bis Mitte der 1950er Jahre noch nicht. Sie ist einfach

„Joey Dee‘s Band“. Das ändert sich aber, als die Formation im St. Anthonys, einem größeren Tanzclub in ihrer Heimatstadt, auftreten soll. Joey steht damals auf Bands wie „The Flamingos“, „The Moonglows“ und andere Doo-Wop-Formationen. Angeblich lag es an einer sternenklaren Nacht, als er von den Moonglows gedanklich zu den Moonlighters kommt, um dann bei The Starlighters hängenzubleiben. Allerdings verändert er bewusst die Schreibweise, so dass die Band von nun an Joey Dee And The Starliters heißt.

1960 wird die Gruppe für einen Club in der West Side von Manhattan, also in New York, gebucht. Jugendliche in Bluejeans staunen über ein Kind, das als „Frontman“ einer Band auftritt und eine explosive Show hinlegt. Der Name der Location: The Peppermint Lounge. Hier wird der Twist geboren, hier bekommen Joey Dee And The Starliters ein regelmäßiges Engagement, inspiriert von diesem Club schreiben Joey und Produzent Henry Glover den Mega-Hit „Peppermint Twist“.

Joey tritt mit seiner Band in der Show des legendären Ed Sullivan auf, bekommt eine Einladung zur Dick Clark Show und erhält letztlich auch einen Gastauftritt in dem Columbia-Film „Two Tickets To Paris“, außerdem in „Hey, Let’s Twist“. Von dort aus ist der Weg zum Miami Beach, wo mittlerweile die „Peppermint Lounge“ originalgetreu nachgebaut wurde, nicht weit. Nächste Stationen sind Nordeuropa und, damals eine der angesagtesten Locations in Europa, der Starclub in Hamburg.

Vom Bandnamen „Joey Dee And The Starlighters“ existieren auf unterschiedlichen Veröffentlichungen über dreißig verschiedene Schreibweisen. Dass auch Jimi Hendrix 1966 kurzzeitig bei den Starliters aushalf, gehört zu den Kuriositäten der Rockszene.

Vom „Peppermint Twist“ gibt es eine ganze Reihe von Coverversionen. Selbst Twist-Größe Chubby Checker adaptierte den Song, aber auch die britische Popband Sweet, die sich mit ihrem Album „Sweet Fanny Adams“ stilistisch zum Rock wandte, nahm 1974 den Song auf.

Später engagiert sich Joey Dee in der „Foundation For The Love of Rock ’n‘ Roll“, einer Non-Profit-Organisation, die sich um verarmte Musiker kümmert. Viele Musiker der 1950er und 1960er Jahre hätten als Teenager Verträge bei mächtigen Konzernen unterschrieben, deren Tragweite sie zumeist nicht erkannt hätten. Dementsprechend wachse die Zahl von Musikern, die zwar viele Hits hatten, jedoch an den Tantiemen kaum oder gar nicht beteiligt wurden und die im Alter kaum wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.

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